VOR 100 GENERATIONEN

VORAUSSETZUNGEN


Wie sah es also in der Welt vor 100 Generationen aus? Wie weit war man in der Entwicklung gekommen? Wer war maßgebend und warum? Hier kommt eine Übersicht über das Entwicklungsstadium verschiedener Kulturen um das Jahr 600 v. Chr.

China: Die Zhou-Dynastie hatte das Land um die Jahrtausendwende eingenommen und es nach dem Feudalsystem aufgeteilt. Als Maximum gab es etwa 100 Lehensmänner gleichzeitig, aber jetzt waren es nur mehr an die 10, die einander bekriegten. Die klassische Literatur mit u.a. den Lehren von Konfuzius begann sich zu entwickeln. Man hatte große Eigenproduktion an Eisen.

Japan: Es gibt Unterlagen für die sogenannte Jomonkultur, die jedoch nur eine einfache Jagd- und Fischerkultur war, im besten Fall ein Vorstadium einer Zivilisation.

Indien: Die vier Bücher der Veda waren entstanden und die vedische Kultur begann sich zu entwickeln. Die alte Zivilisation aus dem Industal ist wieder verschwunden und hat kaum Spuren hinter sich gelassen. Die indo-arischen Einwanderer hatten das Kommando übernommen und der Hinduismus wirkte als gesellschaftsbildende Kraft.

Übriges Asien: Große Kulturen im Nahen Osten. Die Singhalesen ließen sich auf Sri Lanka nieder.

Amerika: In Peru florierte der sogenannte Chavín-stil, was die Vasenmalerei und ihre berühmten Jaguarmotive betrifft. Die Nazcakultur weiter südlich begann erste Lebenszeichen von sich zu geben. In Kolumbien begann die San Agustin-Kultur am Oberlauf des Rio Magdalena zu sprießen. Man hat steinerne Riesenskulpturen und megalithische Grabstellen gefunden. Aus der Kultur der Maya sind die ersten Niederlassungen in Tikal und in Uaxactun in Guatemala bekannt, auch in Mexiko gab es Anfänge mehrerer Zivilisationen, z.B. die La Venta, oder die Monte Alban-Kultur der Zapoteken in Oaxaca. Die Indianer Nordamerikas waren meist noch in Jagd- und Fischergemeinschaften organisiert.

Afrika: Nordafrika (die Mittelmeerküste) ausgenommen, gab es keine größeren Zivilisationen.

Europa außer dem Mittelmeerraum: Es gab die Kelten, aber sie standen erst am Anfang einer Zivilisation (so viel weiter kamen sie nie). In der Hallstattkultur war man dabei, Bronze gegen das härtere Eisen auszutauschen. Das Eisen fand zuerst als Einlage im Bronze (in Waffen, usw.) Verwendung, bevor man eigentliche Eisengegenstände entwickelte. Unter den Grabbeigaben findet man in dieser Zeit auch einen Übergang vom Schwert zum Dolch. Verbrennung und Beerdigung waren als Begräbnisriten ungefähr gleich verbreitet.
Die Iberer werden von griechischen Siedlern im westlichen Mittelmeerraum erwähnt, aber mehr weiß man kaum von ihnen. In Mitteleuropa gab es die Gallier, aber einstweilen hauptsächlich nur als wilde Stämme. In Osteuropa, nördlich der Donau und weiter hinein nach Asien, gab es die Skythen - sie hatten sporadische Handelsverbindungen mit anderen Völkern, aber hatten zivilisationsmäßig noch Rückstände. In Skandinavien brauchte man noch 100 Jahre, bevor man das Bronzealter hinter sich lassen würde.

Der Mittelmeerraum und der Nahe Osten: Hier spielten sich die großen Dinge ab. In Italien waren die Etrusker und auch die Römer begannen Geschichte zu schreiben. Es gab auch kleinere Stämme, wie die Sabiner, Osken, etc., die sich doch mit den vorigen nicht messen konnten. Griechenland stand in voller Blüte, vor allem durch die Stadtstaaten. In Nordafrika gab es die Ägypter und die Phönizier. In Kleinasien und im Nahen Osten gab es eine Menge kleiner Kulturen - hier finden wir auch Beispiele vieler Zivilisationen, die es nicht geschafft haben zu überleben. Im Süden waren es die Juden und die Babylonier, die eigenständige Kulturen bewahrten, während es im Norden eine Vielzahl kleiner Nationen gab. Hier finden wir die Perser und die Meder, die Lyder und Lyker, Kilikier, Massageten, u.a. Alle strebten ständig nach mehr Macht und Landbesitz, so daß diese Zeit voller Allianzen, Kriegen und Machtübernahmen ist. Die Assyrer waren es, die zuletzt aufgeben mußten, nur 12 Jahre bevor wir unsere Studie beginnen.

Wie sahen diese Zivilisationen aus? Man konnte schreiben, d.h. ein kleiner Teil der Bevölkerung konnte es, aber das war ein wesentlicher Vorteil in der Entwicklung. Teils bot es die Möglichkeit, z.B. Gesetze aufzuschreiben, teils konnte man eine eigene Literatur entwickeln und war nicht länger nur auf mündliche Überlieferungen angewiesen. Auch in der Kunst und im Kunsthandwerk sowie in der Architektur hatte man eine eigene Identität erschaffen - auch wenn der Standard unterschiedlich war. Und nicht zuletzt begann man philosophische Gedanken zu hegen und ein allgemeines soziales Bewußtsein zu entwickeln. Und gerade die letzten zwei Punkte sind es wohl, die eine Zivilisation ausmachen?


Copyright Bernhard Kauntz, Västerås, Januar 1997 - Mai 2002
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