VOR 100 GENERATIONEN

580 v. Chr.


Der Artemistempel auf Korfu wurde fertiggestellt. Artemis war die Göttin der Jagd und der Keuschheit, die mit ihren beiden Hunden und einer Hirschkuh im Mondschein durch die Wälder streifte. Außerdem wurde sie von einer Schar Nymphen begleitet, die genauso scheu und zurückhaltend waren, wie sie selbst. Doch trotz allem hatte Artemis einige Liebesgeschichten gehabt, sie bekam z.B. nicht weniger als fünfzig Töchter zusammen mit Endymion. Letzteres beruht freilich eher auf der Tatsache, dass Artemis mit der Zeit von Selene die Aufgabe als Mondgöttin übernahm und damit auch deren Geliebte. Auch sonst war Artemis jedoch nicht der Unschuldsengel, als der sie oft dargestellt wird.
Die griechische Religion und Mythologie kannte eine Vielfalt verschiedener Götter, in ihrem Auftreten ziemlich gleich dem Menschen. Im Gegensatz zum Hinduismus, in dem die Gesellschaft der Religion vollkommen unterworfen war, war es in Griechenland umgekehrt. Die Religion war dem Staat unterstellt. Die griechische Religion war sehr lebensbejahend und hatte anfangs keinerlei Züge von Asketismus oder Mystizismus. Diese Einflüsse kamen erst später.
Die Götter wurden in zwei Gruppen geteilt, die olympischen, die höheres Ansehen genossen, sowie die übrigen. Man glaubte, daß die olympischen Götter ihren Wohnsitz im Himmel oder auf dem Berg Olympus in Thessalien hatten. Obwohl alle Götter unsterblich waren, waren sie alle geboren worden.
(Was die Unsterblichkeit betrifft, erinnert mich das an eines der Bücher von der norwegischen Verfasserin Margit Sandemo, in ihrer Serie "Sagan om isfolket" (Die Eisvolksaga), in dem sie einen ihrer Götter behaupten läßt, daß man unsterblich sei, so lange jemand an einen denkt, so lange man in der Erinnerung weiterlebt. So gesehen sind die griechischen Götter in der Tat unsterblich.)
Den ganz obersten Rang in der olympischen Götterschar belegte Zeus, geistiger Vater der Götter und der Menschen. An seiner Seite befand sich Hera, die Himmelskönigin und Beschützerin der Ehe. (Das ist nahezu paradox, wenn man bedenkt wie Zeus sich gegen die weibliche Hälfte der Götter und Menschen betragen hat!) Unter den himmlischen Göttern befand sich auch Hephaistos, Gott des Feuers und der Beschützer der Metallarbeiter (heute durch den Gewerkschaftsvorsitzenden ersetzt - was aber lange nicht so glanzvoll ist), Pallas Athene, die Göttin der strategischen Kriegführung und der Weisheit, Apollon, der seine Hand auch über Poesie und Musik hielt, Poseidon, der Wassergott mit dem Dreizack, Artemis, Ares, der Kriegsgott, und Aphrodite, die Göttin der Liebe, der Schönheit und der Fruchtbarkeit, Hermes, der Götterbote, sowie Hades, der Herrscher der Unterwelt, und Hestia, Göttin des Herdfeuers.
Um diese Größen scharten sich eine Menge kleinerer Erdengötter, wie Helios - der Sonnengott, Selene - die Mondgöttin (bevor Artemis ihre Aufgaben übernahm), Iris - die Göttin des Regenbogens (man braucht nur an die Regenbogenhaut im Auge zu denken, um zu sehen wie nahe der griechischen Mythologie wir heute noch stehen), Hebe und Ganymedes, Götter der Jugend, Eros, der Gott der Liebe, sowie Persephone, die Gemahlin des Hades.
Persephone war auch Tochter der Demeter, der Beschützerin des Ackerbaus. Letztere und der Gott des Weines, Dionysos, waren ursprünglich olympische Götter gewesen, aber ihre "Arbeitsgebiet" war so eng mit der Erde verbunden, daß sie einen Schritt "hinunter" machen mußten.
Auf der Erde gab es schließlich noch viele andere, weniger wichtige Götter. Dazu kamen auch noch alle Halbgötter, die entweder direkte Nachfahren eines Bewohners der höheren Sphären waren, oder auch durch ihre Taten unsterblich wurden.
Die Griechen hatten, ganz allgemein gesehen, ein herzliches Verhältnis zu ihren Göttern, die sie auch individuell anbeteten; es gab fast keine Priesterschaft. In den Fällen, da Priester unumgänglich waren, wie bei Oraklen, usw., hatten sie zwar große Autorität, waren aber trotz allem nur Staatsbedienstete. Manchmal konnten sie sich ihren Posten kaufen (was ja auch heute auf die eine oder andere Art nicht ganz unmöglich sein soll). Trotz unserer guten Kentnisse der griechischen Mythologie weiß man aber nichts über ihren Ursprung.

In Korinth löste eine Oligarchie die Tyrannis ab, 8 administrative Führer und ein Senat übernahmen die Macht. (Die Worte Tyrann und Tyrannei haben ja heute eine sehr schlechte Bedeutung. So war es aber nicht unbedingt im alten Griechenland. Da stand "Tyrannis" zunächst für Alleinherrschaft, oder möglicherweise drückte es aus, daß man die Macht mit Gewalt ergriffen hatte. Es gibt viele Beispiele guter "Tyrannen", die nicht nur ihre Stadt zum Blühen brachten, sondern auch soziale Reformen für das Wohl der Allgemeinheit durchführten. Mehrere der Sieben Weisen Griechenlands waren Tyrannen. Natürlich gab es aber auch schlechtere Beispiele. Die Alleinherrschaft hat ja in Krisensituationen klare Vorteile, weil schnelle Beschlüsse gefaßt werden können, was auch z.B. die Römer schnell erkannten. Bei Kriegen oder anderen Notsituationen übergab man nämlich die Republik und wählte einen Diktator um die Krise zu bewältigen. Aber auch sonst ist die Diktatur nicht a priori negativ. Ein kluger und sozialbewußter Diktator ist in allen Lagen der Demokratie überlegen, in der sich immer rivalisierende Gruppen bilden, wie z.B. die heutigen politischen Parteien. Diese werden es meistens als hauptsächliche Aufgabe sehen, ihre eigenen Interessen zu fördern, und nicht die der Gesellschaft. Eine Volksdemokratie andererseits, in der das Volk wirklichen Einfluß hätte, z.B. durch Volksbefragungen, ist teils durch die individuelle Selbstsucht, teils durch die Unwissenheit der Bevölkerung unmöglich.
Aber damit mache ich mich nicht zum Fürsprecher der Diktatur. Das damit verbundene Risiko ist so groß, daß sie in der heutigen Gesellschaft keine ernste Alternative darstellen kann.)


578 v. Chr.


Lucius Tarquinius Priscus, der fünfte von Roms sieben legendären Königen, starb. Er war Nachfahre eines Flüchtlings aus Korinth, der sich in Tarquinii in Etrurien niedergelassen hatte. Er soll in Rom viele öffentliche Gebäude errichtet haben, u.a. auch das Abwassersystem, die "cloacae" (daher Kloake) gebaut haben, sowie verantwortlich für die Gründung des Jupitertempels am Kapitolium sein. Er soll auch ein geschickter Feldherr gewesen sein, nicht zuletzt im Kampf mit den Sabinern, einem Volk im mittleren Italien, das Reate (heute Rieti) als Hauptort hielt.
Der römische König wurde immer vom Senat oder dem Rat der Ältesten unter den Patriziern gewählt. Er versah sein Amt auf Lebenszeit, berief die Armee in den Krieg und führte sie selbst. Zu seiner Hilfe hatte er Offiziere, Liktoren, die die "Fasces" trugen, das Symbol für Macht und Bestrafung. Die Fasces bestanden aus 12 Ruten, die durch ein rotes Lederband zusammengehalten wurden. Der König war auch der höchste Richter in allen zivilen Prozessen. (All das wurde ja in späteren Tagen ein Vorbild für Mussolini, daher wurde seine Bewegung auch "Faschismus" genannt. Gleichzeitig ist es eines vieler Beispiele, wie der Nationalismus Elend heraufbeschwört, worauf er sich immer gründen mag, außer möglicherweise dem Sport.)

Servius Tullius wurde der sechste König von Rom.
Der Senat beriet den König, doch nur, wenn dieser es verlangte. Doch besaß der Senat große moralische Autorität, nicht zuletzt weil auch diese Stellung auf Lebenszeit der Mitglieder eingerichtet war. Anfangs waren es nur Patrizier, die im Senat sitzen durften - sowie auch nur diese Waffen tragen durften, auch im Krieg, aber Servius Tullius änderte die Gesetze, sodaß auch die Plebejer zum Kriegsdienst eingezogen werden konnten. Die Gradverteilung geschah doch weiterhin nach der finanziellen Stellung der Menschen.


575 v. Chr.


Ungefähr um diese Zeit wurde der Umbau des Ishtar-Tores in Babylon fertig. Es war eines der (mindestens) sieben Tore der Stadt, aber es zeichnete sich dadurch aus, dass die Prozessionsstraße zum Tempel des Stadtgottes Marduk hindurchführte. Der Umbau war von Nabupolassar begonnen worden, wurde aber erst von seinem Sohn, Nebukadnezar II fertiggestellt.
Seinen Namen hat das Tor vom Ishtartempel bekommen, der innerhalb der Stadtmauern in der Nähe liegt. Ishtar war teils eine Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin, teils aber auch die Göttin des Kriegswesens. Ihr Tierattribut ist der Löwe, der gleich außerhalb des Stadttores die Wände der Prozessionsstraße ziert. Am Tor selbst gibt es dagegen Relieffiguren von dem Wettergott Adads Stier, beziehungsweise von Marduks Drachen.
Die Ausgrabungen haben gezeigt, dass es diese Tiere schon auf der ursprünglichen Version des Tores gegeben hat, damals jedoch ohne Farblasur. Später wurde die Prozessionsstraße um einige Meter erhöht und eine neuere Version des Tores wurde auf den alten Grund gebaut. Diese zeigte den Stier und den Drachen in farbigen Ziegeln, jedoch ohne Relief. Die dritte und letzte Version des Tores wurde durch eine neue Aufschüttung der Straße verursacht - diesmal auf 12 - 14 m Höhe, was vermutlich mit dem Ausbau und der Verstärkung der Stadtmauern zusammenhing.
Bei der Ausführung des Tores konnte man nunmehr die heiligen Tiere als Farbreliefs herstellen, als Mosaike gegen einen Hintergrund von blauen, lasierten Ziegeln gelegt. Insgesamt soll es über 500 Tierbilder auf diesem faszinierenden Bauwerk gegeben haben, das eine Breite von 30 Metern erreichte, sowie eine Tiefe von 48 Metern, was auch einen Teil über die Stärke der Schutzwälle von Babylon aussagt.
Die Prozessionsstraße verlief die letzten 250 Meter außerhalb der Stadt zwischen den verstärkten Bollwerken der Stadtmauer und bekam dadurch eine würdige Einrahmung. Die Fahrbahn war mit weißem Kalkstein belegt, während die seitlichen Gehsteige mit roten Breccia-Steinen ausgelegt waren. Die gesamte Straßenbreite betrug 20 - 25 Meter.. Die Rekonstruktion auf dem Bild zeigt die Darstellung im Vorderasiatischen Museum in Berlin - hier ist die Straße jedoch "nur" 30 m lang und 8 m breit. Auch das Modell des Ishtar-Tores (auf dem obigen Bild), gibt es hier zu sehen, sowie eine Replik des vorderen, kleineren Tores, das teilweise mit gefundenen Originalstücken aufgebaut worden ist.
Auf dieser Prozessionsstraße führte man zu jedem Neujahr Kultgegenstände aus dem ganzen Reich zum Heiligtum von Marduk im Inneren der Stadt, das aus einem ebenerdigen Tempel bestand, wo die wichtigsten Götter alle ihre eigene Nische hatten, wenn sie zu Marduk auf Besuch kamen. Dieser Tempel wurde E-sag-ila genannt. Sein zweiter, himmelstürmender Teil (für die Götter, die vom Himmel kamen?) ist uns besser als der Turmbau zu Babel bekannt. Das war nämlich das Zikkurat E-tenem-an-ki, das eine imponierende Höhe von 90 Metern erreicht haben kann.
Imponierend ist auch die Inschrift, die Nebukadnezar II irgendwo am Ishtar-Tor anbringen ließ - man weiß nicht genau wo, in der er sich selbst so vorstellt:
"Nebukadnezar, der König von Babylon, der fromme Fürst, eingesetzt nach dem Willen Marduks, der oberste Priesterfürst, geliebt von Nabu, von klugem Bedacht, der begreifen gelernt hat die Weisheit, der ihren göttlichen Wandel erforscht und ihrer Majestät Verehrung zollt, der nicht ermüdende Statthalter, der immer nur sinnt auf die Kultpflege von E-sag-ila und E-zida und ständig um das Wohl von Babylon und Borsippa bemüht ist, der Weise, der Demütige (!!!), der Pfleger von E-sag-ila und E-zida, der erstberechtigte Sohn des Nabupolassar, des Königs von Babylon - der bin ich."
Es ist schwierig, heute die Größe der Städte abzuschätzen. Eine Normalbevölkerung, inklusive Frauen, Kindern und Sklaven, dürfte zwischen 10000 und 50000 ausgemacht haben. Die Straßen in den Städten waren schmal, unregelmäßig und gewunden, zwischen hohen, fensterlosen Hausmauern. Normale Straßen waren nicht gepflastert und auch das Regenwasser wurde nicht abgeleitet.
Das Durchschnittshaus war aus Lehm, ebenerdig, doch mit mehreren Räumen um einen zentralen Raum gruppiert. Ein hochstehender Babylonier konnte sich vermutlich auch ein Haus mit einem Stockwerk leisten, das an ein Dutzend Räume beherbergte, die an Innen- und Außenwänden geweißt waren. Zu ebener Erde gab es da sicher ein Empfangszimmer, die Küche, einen Waschraum, die Zimmer der Sklaven und möglicherweise auch eine private Kapelle. Die Möbel bestanden aus langen Tischen, Stühlen mit hohen Lehnen und Holzbetten. Körbe und Kisten waren aus Holz oder Schilfrohr gemacht. Auf Böden und Wänden gab es auch noch Tierhäute und Schilfteppiche. Die Haushaltsgefäße waren aus Lehm, Stein, Kupfer oder Bronze erzeugt.
Unter den Häusern gab es oft eine Grabkammer, wo die Toten der Familie begraben wurden. Man glaubte, daß sie in der Unterwelt weiterlebten, mehr oder weniger wie im irdischen Leben. Deshalb wurden ihnen auch Gefäße, Werkzeuge, Waffen und Schmuck ins Grab mitgegeben.

Megakles, einer der Alkmaioniden, heiratete Agariste, Tochter des Kleisthenes aus Sikyon. Er, Megakles, würde zunächst den ersten Versuch von Peisistratos, in Athen an die Macht zu kommen, zu verhindern wissen, aber er würde auch später seine Auffassung ändern und Peisistratos unterstützen, ja ihm sogar die eigene Tochter zur Gemahlin geben.

Knidos, laut Herodotos von Sparta gegründet, und an der Südwestküste von Kleinasien belegen, nahm an der Kolonisation der Stadt Lipara teil.

Man fing an, das Gebiet in dem das Forum Romanum einmal liegen würde, trockenzulegen.


573 v. Chr.


Nebukadnezar II eroberte die phönizische Stadt Tyros nach 13 Jahre langer Belagerung. Tyros lag am Mittelmeer, an der Küste des heutigen südlichen Libanons. Eine der wichtigsten Kolonien von Tyros war Karthago.

Die Nemeen, ursprünglich von Adrastos gegründet - oder, einem anderen Mythos nach, von Herakles, nachdem er den nemeischen Löwen getötet hatte, wurden panhellenistisch. Die Spiele wurden jedes zweite Jahr im Nemeatal in der nördlichen Peloponnes abgehalten. Auch hier bekamen die Sieger einen Kranz aus Wildsellerie. (Zu dieser Zeit scheint bei den diversen "Spielen" Inflation geherrscht zu haben. Innerhalb von nur 10 Jahren wurden die Pythischen Spiele erweitert, und die Isthmien bzw. die Nemeen allgriechisch.)


572 v. Chr.


Anakreon wurde in Teos, in Kleinasien, dem heutigen Sigacik in der Türkei, geboren. Er sollte Lyriker werden und den größten Teil seines Lebens auf Samos, in Athen und in Thessalien verbringen. Nur Fragmente seiner Dichtung haben überlebt. Seine Werke sind oft satirisch, oder sie handeln von Liebe und Wein.


Copyright Bernhard Kauntz, Västerås, März 1997 - Januar 2000
Zur , zum oder zur

webmaster@werbeka.com