GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Was der Februar mit unehelichen Kindern gemeinsam hat


Am 5. Hornung 1766 schrieb der Berichterstatter aus England Folgendes:

Aber halt! Hornung? Was ist denn das? Tatsächlich verwendete man im Wienerischen Diarium im Jahr 1766 noch diese alte Bezeichnung für den Februar. Dieser Ausdruck ist schon im Althochdeutschen bekannt, wie auch im Altnordischen, als "hornungr". Auch im Englischen bestand das Wort "horning", das aus dem Altenglischen "hornungsunu" abgeleitet wurde.
Die Weisen streiten darüber, ob das Wort von der Hörnung des Wilds stammt, da dieses etwa um diese Zeit das Geweih abwarf - oder aber, ob das Wort daher kommt, dass der Februar sich in der Länge von den anderen Monaten unterscheidet und daher als "Hornjunges" bezeichnet wurde. Hornjunges seinerseits würde man heute etwa mit "Winkelkind" übersetzen, von Horn = Ecke, Winkel.

Das Wort Horn in dieser Bedeutung findet man heute noch im Englischen (corner), beziehungsweise im Schwedischen (hörn). Interessant ist auch, dass "Hornung" männlich ist und - entgegen allen anderen Wörtern, die auf "-ung" enden - den maskulinen Artikel trägt, also "der Hornung".
Das Winkelkind als solches war ein außereheliches und daher abweichendes Kind (wie der Februar), das in einem Winkel gezeugt wurde, statt im ehelichen Bett. Dafür gibt es wieder einen Beleg aus dem Schwedischen, wo ein solches Kind selbst heute als "horunge" = Hurenkind bezeichnet werden kann.
Sicher fände man solches in unserer Zeit selbst in Schweden als starken Ausdruck, aber vor 250 Jahren war man weniger zimperlich. Ein absolut gängiger Zusammenhang, in dem man "horunge" heutzutage noch verwendet, ist den Schriftsetzern bekannt. Es ist eine einzelne Zeile auf eienr neuen Seite oder ein einzelnes Wort in einer neuen Reihe. Das ist ebenfalls eine Abweichung und wird im Schwedischen noch immer so bezeichnet. Daher glaube ich, dass diese zweite Deutung ziemlich viel für sich hat.

Schließlich, noch am Rande bemerkt: eine untreue Frau setzt bekanntlich ihrem Mann die Hörner auf. Ich frage mich, ob dies vielleicht auch davon kommt, dass man das tierische Geweih mit dem damals gleichlautenden Winkel verwechselt hat.

Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2011


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