GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Türkenkriege -
die Schlacht von Peterwardein

Nachdem den Türken im Jahr 1683 die Belagerung von Wien misslungen war, wurden sie Stück für Stück donauabwärts getrieben. Einer der großen Feldherren in diesem Kampf war Prinz Eugen von Savoyen. Er war wegen seiner geringen Körpergröße nicht in das französische Heer aufgenommen worden, worauf er in österreichische Dienste trat.
1716 hatte man die Osmanen schon ins heutige Serbien zurückgedrängt. Sie führten jedoch einen Angriff aus, der zum Ziel hatte, die Festung Peterwardein einzunehmen. Auf Serbokroatisch wird der heutige Stadtteil von Novi Sad Petrovaradin genannt. Eugen von Savoyen hatte 8000 Mann der Festungsgarnison zur Verfügung, sowie ein 70.000 Mann starkes Heer in einem naheliegenden Armeelager - ihm standen mindestens 150.000 Türken gegenüber.
Die Festung dieser Stadt war seit 1691, als man sie eroberte und auszubauen begann, die wichtigste Festung Österreich-Ungarns auf dem Balkan. Gleichzeitig war sie die größte in Europa. Sie umfasst ein Gebiet, das einem Viertel der Fläche Wiens entspricht und hat ein System unterirdischer Gänge, das 16 Kilometer lang ist.
Am 5. August 1716 stand dann die Schlacht bei Peterwardein zwischen den beiden Armeen - und Prinz Eugen feierte einen triumphalen Sieg.
Am 12. August berichtet ein kaiserliches Diarium in einer Extraausgabe von dieser Schlacht. Hier ein Auszug der Titelseite:

Ebenfalls auf der Titelseite steht noch der Aufmacher:
Darin der am 5. August-Monats von der Kaiserlichen über die Türkische, bis 200000. Mann starcke, Armee mit ungemeiner Tapferkeit befochten, herrligste Sieg, und das völlig eroberte Lager, alle Zelten, wie auch Haupt-Quartier des Gros-Veziers, die ganze Artillerie, so in 172. Stucken bestanden, dan 156. bekommene Fahnen, 5. Roßschweif, 3 Paar Pauken, alle Bagaschy, und viel anders beschrieben zusehen.

Man beginnt damit, dass man den Hintergrund beschreibt. Nämlich, dass die Ottomanen den 1699 geschlossenen Frieden von Karlowitz, der einen fünfundzwanzigjährigen Waffenstillstand vorsah, frühzeitig gebrochen hatten. Außerdem habe man alle best-möglichst versuchte Beylegungs-Mittel hochmühtig ausgeschlagen. Daher sah sich der Kaiser veranlasst, die Bundesgenossen (d.h. die Ungarn) von der androhenden, gänzlichen Unterdrückung zu retten.
Am 9. Juli traf so der Kommandant des Kaisers, Prinz Eugen von Savoyen, im Heerlager in Futog ein. (Dieser Ort war etwa zehn Kilometer westlich von Peterwardein belegen.) Ende Juli begannen die Osmanen eine Brücke über die Save zu bauen, die sie am 26. und 27. Juli überschritten. Am 2. August marschierten die Feinde auf Karlowitz zu. Ein Erkundungszug unter Graf Palffi wurde von den Türken gestellt und es gab ein etwa vierstündiges Scharmützel. In der Nacht zum 4. August näherten sich die Feinde und gruben sich auf 50 bis 100 Schritt Abstand zum kaiserlichen Heer in Schützengräben ein. Am 5. August folgte so der Angriff von Prinz Eugen. Die Leute mussten aber ihr sammentliche Bagaschy zurucklassen und der Mann nichts, als was zum Fechten erforderlich, mitnehmen. Der Angriff am nächsten Tag wurde dann aber noch dreieinhalb Stunden verzögert, weil wegen des starken Windes die Brücke aus Schiffen zerstört wurde und repariert werden musste.
Dann folgt eine Beschreibung der Aufteilung in Regimente und deren Kommandanten, sowie die Schlachtordnung für den Tag. Beim Angriff stand der Feind in guter Ordnung hinter seinen Linien, aber welcher in dem ersten Feuer und Angriff sogleich daraus getrieben wurd. Dann jedoch geht es nicht ganz wie geplant. Unter dem Fußvolk am linken und rechten Flügel bricht Unordnung aus, dessen sich der Feind mit besonderer Eylfertigkeit zu Nutzen gemacht. Die Türken waren sogar schon in den zweiten österreichischen Schützengraben eingedrungen, aber die kaiserliche Kavallerie kam zur Unterstützung und die Ordnung wurde wieder hergestellt. Die Reiterei am linken Flügel war schließlich - trotz intensivem Kanonenbeschuss - so weit in die gegnerische Formation eingedrungen, dass man die geordneten Stellungen aufriss und den Gegner zum Rückzug zwang, sodass dieser folglichen unserer Armee so viel Erdreich gelassen hatte, damit sie sich darauf formiren und vorwerts auf die feindliche Anhöhe in Ordnung anmarschiren können. Jedoch wichen die Feinde immer schneller zurück, sodass sie nicht nur ihre vorgelagerte Wagenburg, sondern auch das auf dem Berg gelegene Hauptquartier aufgegeben hatten, und endlichen das ganze Lager, mit der Artillerie, Munition, Fuhrweesen, Canzley und allen Gezeltern.
Nach knapp 5 Stunden war also alles vorüber, die Türken zogen sich schleunigst zurück, um wieder über die Save zu kommen, während die kaiserlichen Soldaten im osmanischen Lager reiche Beute machten. Allerdings machte man auch andere Funde, die zeigen, dass die Türken nicht gerade zimperlich mit ihren Gefangenen umgingen. Der Herr General Feld-Marschall-Lieutenant, Graf von Breuner, ware bey des Gros-Veziers Gezelt ganz frisch zerhauet, mit Eysen an Halß und Füßen; dan verschieden andere unserer Leuthen von dem ersten Palffischen Scharmützel, herum enthauptet gefunden worden. Der kaiserlichen Reiterei wird viel Ehre gezollt, weil sie sich trotz Platzmangels hervorragend geschlagen hat - und trotz einer Aufzählung der Generals-Personen die auf dem Schlachtfeld den Tod fanden oder schwer verwundet wurden, findet man Folgendes: Immittels, und kurz zu sagen, ist es ein volkommene Victori gewesen.

Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010



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