Chinesereien im Deutschen

Wir alle wissen wohl, dass viele Sprachen andere beeinflussen. Latein und Griechisch sind die klassischen Beispiele dafür. Aber auch moderne Sprachen wirken aufeinander ein. Beispiele sind hier Worte des Bankwesens aus dem Italienischen (Debet und Kredit), Französisch stand für Diplomatie und Modeschöpfungen aus alten Tagen (Lavoir, Parapluie) und Englisch überflutet heutzutage geradezu die deutsche Sprache.

Aber wer denkt daran, dass auch weit entfernte Sprachen ihre Markierungen bei uns hinterlassen? Eines unserer wichtigsten Getränke hat seinen Ursprung in China. Schuld daran sind die Portugiesen, denn sie hatten die ersten Handelsverbindungen mit dem fernen Osten und trafen dort auf den "cha". In Portugal heißt er heute noch so.
Der Rest von West- und Nordeuropa gebraucht eine Dialektform des Wortes aus der Provinz Xiamen im südöstlichen China. Von dort kommt unser "Tee" und alle Nebenformen davon, von Norwegen bis Italien, von Spanien bis Ungarn.
Polen, Weißrussland und Litauen haben ein abweichendes Wort, nämlich "herbata". Dies kommt aus dem Lateinischen, wo es "herba thea" genannt wurde. Hier hat man den ersten Teil des Doppelwortes behalten. "Herba" bedeutet, Pflanze oder Gras.
Der Rest Europas, also der ganze Balkan bis Griechenland und alle slawischen Länder verwenden eine Form von "čaj", was ja der portugiesischen Bezeichnung gleicht. Doch glaubt man, dass das Wort hier auf dem Landweg über Persien gekommen ist.

Eine andere Ware, die die Portugiesen aus China mitgebracht haben, ist die Apfelsine. In ganz Nordeuropa von Island bis Russland heißt die Frucht "apelsin" in verschiedener Schreibweise. Auch in den Niederlanden und Belgien verwendet man dieses Wort, aber umgedreht: "sinaasappel". "Sin" bedeutet eben "chinesisch", ein "Sinologe" ist ein Chinakenner. Und die Apfelsine ist ein chinesischer Apfel.
In Deutschland geht die Grenze zwischen Apfelsine und Orange. In ganz Südwesteuropa verwendet man letztere Form, sei es auch "naranja" oder "laranja", was man in Spanien und Portugal findet. Auch das italienische "arancia" gehört zu diesem Wort. In den slawischen Ländern verwendet man ebenfalls eine verwandte Form, "pomeranc" und Ähnliches. Dies hat seinen Ursprung im Französischen, wo es "pomme d'orange" hieß.
Sprachgeschichtlich gesehen, ist es jedoch ganz falsch, die Orange "Apfel aus China" zu nennen, sie müsste eigentlich "Apfel aus Indien" heißen, denn der Ursprung des Wortes geht auf das Sanskrit zurück. Dort heißt der Orangenbaum "naranga". Wir sehen auch, dass Spanisch und Portugiesisch diese Form am besten bewahrt haben - aber dann hatten diese Länder auch Erstkontakt mit der Ware.

Haben Sie schon einmal einen Kotau gemacht? Diese ehrerbietende Verbeugung stammt aus dem chinesischen Hofzeremoniell. Wenn Sie schon einmal in Asien waren, ist es möglich, dass Sie das Meer mit einer Dschunke befahren haben, oder dass Ihnen Flusshändler von einem Sampan aus ihre Waren anboten. Ein Sampan wird übrigens auch als Hausboot verwendet. Vielleicht haben Sie auch Mahjong gespielt und viel Geld dabei verloren? (Das richtige Mahjong hat nichts mit der Paarfinderei zu tun, die in vielen Formen im Internet angeboten wird. Es ist ein Gemisch von Karten- und Glücksspiel (mit Spielsteinen), dessen Feinheiten man in Asien im Schlaf beherrscht.)
Feng Shui braucht man heute wohl nicht näher erklären? Auch Yin und Yang sollten bekannt sein, die das männliche, beziehungsweise das weibliche Prinzip versinnbildlichen. Wobei vielleicht noch zu sagen wäre, dass Yin ursprünglich die Südseite eine Berges war, während Yang die Nordseite bezeichnete. Auch Taifun (= großer Wind) und Chop Suey (= zerbrochene Stücke) sind bei uns im normalen Gebrauch.
Ein letztes Wort zu Kaolin, dem Grundstoff für Porzellan. Das Wort leitet sich von dem Ort Gaoling ab, wobei "gao" hoch bedeutet und "ling" Gebirge. Jetzt wissen Sie auch, wo man ursprunglich Kaolin gefunden hat ...

Copyright Bernhard Kauntz, Västerås 2018



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