Der Kölner Dom


Wenn man mit dem Zug in Köln ankommt, aus der Bahnhofshalle tritt und den Blick nach links wendet, erlebt man eine Überraschung. In nicht einmal hundert Meter Entfernung strebt der Dom in die Höhe - so nah, dass man ohne Spezialkamera keine Möglichkeit hat, die ganze Kirche auf ein Bild zu bekommen, ja nicht einmal die volle Höhe des Gebäudes.
157 Meter hoch sind die beiden Türme. Der Nordturm, der uns am nächsten steht ist 7 Zentimeter höher als sein Gegenstück. Es ist ein imponierender Eindruck. Aber dann hat der Dom bis heute auch eine imponierende Geschichte, die sich wirklich hören lassen kann. Zwischen zwei und drei Millionen Menschen kommen jährlich, um die Kathedrale zu sehen. Eine Kathedrale ist ein Bischofssitz - hier sitzt von alters her ein Erzbischof, der früher dazu beitrug, die Geschichte zu formen und heute das Zentrum der katholischen Kirche in Deutschland ist.
Am Anfang des 4. Jahrhunderts verlief die römische Stadtmauer dort, wo heute die Kirche steht.

Teil der Nordfassade, der die Vierung abschließt.
Aber schon damals befand sich dort, an die Mauer gelehnt, ein Versammlungsraum der Christen, der für diese Zeit stattliche 15 x 17 Meter maß. Und es ist belegt, dass es schon damals hier einen Bischof gab, Maternus wurde er genannt.
Als Kaiser Konstantin im Jahr 313 in seinem Reich die Religionsfreiheit gewährte, wurde die Kirche auf ganze vierzig Meter vergrößert und außerdem mit einem Atrium (einer Vorhalle) und einer Taufkapelle ergänzt, sodass um die nächste Jahrhundertwende die ganze Einheit etwa 130 Meter lang war.
Hildebold, ein Freund von Karl dem Großen, wurde 795 Erzbischof und Köln damit ein religiöses Zentrum, das sich vom südlichen Belgien bis Bremen erstreckte. Hildebold ließ den Dom renovieren und um den neuen Westchor ein ringförmiges Atrium erbauen.
Mitte des 9. Jahrhunderts kam es zu einer Brandkatastrophe. Das hatte den Neubau einer dreischiffigen Kirche zur Folge, die 870 unter Erzbischof Willibert eingeweiht wurde. Sie wird heute "der Alte Dom" genannt.
Nun erschuf man ein Atrium, das im Westen anschloss und sich bis zum Nordtor der römischen Stadtmauer erstreckte.
Ein knappes Jahrhundert später ließ Erzbischof Bruno, ein Bruder von Kaiser Otto I, den Dom um zwei Seitenschiffe erweitern. Statt der Taufkapelle ließ Erzbischof Anno II im 11. Jahrhundert eine Stiftskirche bauen, St. Maria ad gradus. Die Längsachse des Komplexes war nun mehr als dreihundert Meter lang.
1164 wurden die Reliquien der Heiligen Drei Könige von Erzbischof Reinald van Dassel aus Mailand nach Köln gebracht. Man begann sogleich mit dem Bau des Dreikönigenschreines (im Bild links).

Teil der Südfassade, spiegelverkehrt zur nördlichen
Im April 1248 begann man den Alten Dom niederzureißen, um den neuen, jetztigen zu bauen. Es ging schneller als erwartet, denn bei den Abbrucharbeiten brannte die ganze Kirche ab. Am 15. August war die neue Grundsteinlegung, die Erzbischof Konrad von Hochstaden vornahm. Dann begann man die sieben Kapellen des Chorumganges zu errichten. 1265 wurde das Erdgeschoss des Chores für den Gottesdienst frei gegeben und um 1300 war auch der Hochchor fertiggestellt. Man baute eine Trennwand zum Westteil der Kirche. Diese Wand wurde erst 1863 abgerissen. 1322 fand die Schlussweihe für den östlichen Teil der Kirche statt. Gleich danach begann man die südlichen Seitenschiffe zu bauen und 1360 begann man mit dem südlichen Turm. 1410 wurde das zweite Geschoss des Südturms vollendet und die beiden Glocken Pretiosa (10 Tonnen schwer) und Spetiosa (5600 Kilogramm) kamen an diesen Platz. Ein Teil des dritten Geschosses wurde bis zu 56 Meter Höhe fertiggestellt, dann aber mit einem provisorischen Dach abgeschlossen.
Ein Kran, der damals auf dem Dach stand, blieb bis 1868 dort stehen.
Im 15. Jahrhundert wurde aber vor allem das nördliche Langhaus erbaut und zwar stilmäßig in strikter Anlehnung an das südliche, das doch immerhin 150 Jahre älter war. Die Westwand wurde errichtet und danach alles provisorisch abgedacht, sodass die gesamte Grundfläche benutzbar war.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurden die fünf großen Glasfenster der Nordwand (Bild links) eingesetzt und mit dem Bau des Nordturms begonnen, der aber vorerst nur eine Höhe von sechs Metern erreichte. Nun versiegten die Geldquellen und der Bau kam zum Stillstand. 1528 ist das letzte Jahr, aus dem Bauarbeiten bekannt sind.
Auch wenn man in den folgenden Jahrhunderten immer wieder versuchte, mit dem Bau fortzufahren, gelang es nie wirklich. Eine Katastrophe waren dagegen die Reparaturarbeiten, die man im 18. Jahrhundert durchführte. Die ganze Kirche wurde weiß übertüncht, ohne Rücksicht auf die mittelalterlichen Wandmalereien ... Auch sonst wurden diverse "Verschönerungen" vorgenommen, die die älteren Bestände ersetzten.

Das Mittelschiff, ein imponierender Anblick
1794 fiel der Dom in die Hände französischer Revolutionstruppen. Er wurde als Lagerhalle und auch als Verwahrungsplatz für Kriegsgefangene verwendet. Im Winter 1797/98 verheizten Letztere alles Brennbare, das sie in der Kirche finden konnten. Wie seit Jahrtausenden war der Krieg auch hier der Kulturfeind Nummer eins.
1801 wurden dann wieder Gottesdienste in der Kirche gehalten. Aber jetzt war der Dom zur Pfarrkirche degradiert worden, der Bischofssitz befand sich nun in Aachen. Nach dem Wiener Kongress 1815 war Köln preußisch geworden und 1821 bekam man das Erzbistum zurück. Zwei Jahre später begannen die Restaurationsarbeiten. Aber erst 1842 wurde am Dom weiter gebaut. Der schlesische Architekt Zwirner hatte zusammen mit Karl Friedrich Schinkel, dem preußischen Oberbaumeister, die Pläne dafür gezeichnet. Zuerst kamen die Querhausfassaden (Bilder oben), nach Ernst Friedrich Zwirners Vorschlägen. Dann folgte der Aufbau der Seitenwände, des Daches und der Türme. 1880 war der Dom endlich fertig.

Das Haupttor in der Westfassade
Auch der Zweite Weltkrieg spielte dem Dom übel mit. Vierzehn Fliegerbomben trafen die Kirche - alle Schäden sind heute noch nicht vollkommen beseitigt.
Jetzt aber genug über die Geschichte des Domes - wir treten ein durch das Hauptportal an der Westseite. Das Thema des Portals (in den vier Reihen des Tympanons darüber) ist die Zeit vor der Erlösung, wie der Sündenfall, die Arche, die Geburt Jesu, seine Taufe und Ähnliches. Am Mittelpfeiler, zwischen den beiden Türen, steht die Muttergottes, als Verbindungsglied zwischen Altem und Neuem Testament. Zu beiden Seiten des Hauptportals befindet sich noch je ein Portal. Das rechte davon ist dem Kirchenpatron, dem Apostel Petrus gewidmet, während sich links das Dreikönigsportal befindet. Die Reliquien der Heiligen Drei Könige sind ja der größte Schatz des Domes.
Es ist natürlich völlig unmöglich, alle Sehenswürdigkeiten des Domes hier vorzustellen - allein im Katalog werden 145 Stück aufgezählt. Ich muss mich daher auf einige wenige beschränken, die meiner objektiven Auswahl standgehalten haben.
Persönlich haben mich die vielen Altäre angesprochen - jeder einzelne davon ein herausragendes Kunstwerk. Im nördlichen Seitenschiff finden wir den Klarenaltar aus dem 14. Jahrhundert. Auf den Außenseiten der Flügel sieht man zwölf Heilige - aber wichtiger ist wohl, dass dies die ältesten erhaltenen Leinwandgemälde sind! Der geöffnete Altar (im Bild links) zeigt vierundzwanzig Szenen aus dem Leben Jesu.
Links vorne steht das sogenannte Adlerpult, ein bronzenes Lesepult aus dem 19. Jahrhundert.
Wir gehen vor zum Chorumgang, wo sieben Kapellen den Abschluss des Domes bilden. In der Kapelle ganz links, der Engelbertuskapelle, finden wir den Georgsaltar. Er entstand um 1520 in Antwerpen. Seit 1842 steht er im Dom, nachdem er in einem Kunsthandel erstanden worden war.
Die drei Hauptfächer zeigen die Passion Christi. Seinen Namen hat der Altar nach den Georgszenen des obersten Faches und der vier Seitenflügel. Die Kapelle hat ihren Namen nach Erzbischof Engelbert I, der 1225 ermordet wurde.
Die Kapelle in der Achse des Domes ist die Dreikönigenkapelle. Dort wurde 1261 ein anderer Erzbischof bestattet, nämlich Konrad von Hochstaden. 1322 wurde er allerdings eine Kapelle links davon verlegt, in die Johanneskapelle, weil man für den Dreikönigenschrein einen geeigneten Platz brauchte ...
Die Figur des Erzbischofs ist die bedeutendste Bronzearbeit dieser Epoche in Deutschland.
Der Dreikönigenschrein steht auch nicht mehr in der Dreikönigenkapelle, sondern in der Apsis, hinter dem Hauptaltar, der ebenfalls aus dem Mittelalter stammt. Es ist der größte Reliquienschrein der westlichen Welt. Er wurde zwischen 1181 und 1225 unter der Leitung von Nicolaus von Verdun gestaltet, der auch den Verduner Altar ausführte. Die Reliquien waren ein Geschenk von Kaiser Barbarossa.
Jetzt jedoch zurück zur Dreikönigenkapelle.
Der neugotische Dreikönigenaltar wurde erst 1908 von Wilhelm Mengelberg erschaffen. Den Auftrag dazu gab Alexander Schütgen, der auch die Figuren stiftete, mit Ausnahme der Füssenicher Madonna, die über den drei Königen steht. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Es gibt aber noch einen älteren, zweiten Dreikönigenaltar aus dem 17. Jahrhundert, auf den wir bald zu sprechen kommen.
Über dem Altar sieht man das sogenannte "Ältere Bibelfenster". Es ist das älteste Glasgemälde des Domes und wurde um 1260 eingesetzt. Damals war es das einizige mehrfarbige im Chorumgang, denn alle anderen Fenster waren nur mit einfärbigen Pflanzenmustern bemalt. Flankiert wird das Bibelfenster heute vom Dreikönigenfenster links, beziehungsweise vom Petrus- und Maternusfenster an der rechten Seite. Beide stammen jedoch aus dem 14. Jahrhundert.
Eine Gedenktafel für fünf Wittelsbacher Erzbischöfe (1583 - 1761) ist auch hier zu sehen.
An den Chorumgang schließt im Süden die Marienkapelle an. Dort finden wir den Altar der Stadtpatrone. Der Rat der Stadt Köln ließ 1445 den Flügelaltar für die Ratskapelle erschaffen. Man glaubt, dass es ein Werk von Stephan Lochner ist. Die Seitentafeln zeigen die Stadtpatrone St. Ursula und St. Gereon.
Bis 1794 hielt sich ein alter Brauch, vor einer Ratssitzung an diesem Altar eine Messe zum Heiligen Geist zu zelebrieren. 1809 wurde der Altar in den Dom überführt.
In den letzten zwei Adventwochen und in der Fastenzeit wird der Altar geschlossen.
An den Außenflügeln sieht man Maria und Erzengel Gabriel bei der Verkündung.
Ebenfalls in der Marienkapelle befindet sich die Mailänder Madonna. Dabei hat sie gar nichts mit Mailand zu tun ... Aber als Erzbischof Dassel die Gebeine der Heiligen Drei Könige aus Mailand holte, brachte er auch ein Madonnenbild mit, eben die Mailänder Madonna. Diese Figut ging aber bald aus unbekannten Gründen verloren - und der Name übertrug sich auf diese Statue. Sie ist aus Nussholz und wurde Ende des 13. Jahrhunderts von der Kölner Dombauhütte erschaffen. Das ist mehr als 800 Jahre her - das allein macht die Statue schon ehrwürdig, wie so Vieles in dieser Kirche.
Das Hochgrab des Erzbischofs Dassel, er war übrigens Kanzler des Kaisers Friedrich Barbarossa, befindet sich ebenfalls in der Marienkapelle. Ursprünglich war es schon im Alten Dom eingerichtet, wurde aber 1280 auf den heutigen Platz verschoben.
Hier befindet sich auch ein zweites Hochgrab mit Geschichte, das des Grafen Gottfried IV von Arnsberg. Er erblasste im Jahr 1371. Über der Figur auf dem Sarkophag befindet sich ein Gitter. Der Grund dafür soll sein, dass man die Figur vor der Wut der Verwandtschaft des Grafen schützen wollte. Gottfried hatte seine Grafschaft nämlich nicht ihnen, sondern der Kirche als Erbe hinterlassen.
Eine Sehenswürdigkeit, die zwar nicht so alt ist, sondern vom Ende des 19. Jahrhunderts stammt, ist der Fußboden des Chores. Die gesamte Fläche, das sind 1350 Quadratmeter, besteht aus Mosaiken. Wenn nun so ein Mosaikstein etwa die Größe von einem Qudratzentimeter hat, bedeutet das, dass zehntausend solcher Steinchen auf jeden Quadratmeter gehen! Das sind insgesamt mehr als zehn Millionen. Sie alle mussten farblich und formmäßig an einander angepasst werden.
Außerdem sind es nicht nur geometrische Muster, die relativ einfach zu legen sind, sondern auch vielfärbige, aussagekräftige Bilder. Im Chorumgang zum Beispiel sind die Namen aller Bischöfe und Erzbischöfe von Köln verewigt - und sofern man sie kennt, auch ihre Wappen.
Die Reihe beginnt mit Maternus, aus dem 4. Jahrhundert. Im Bild links sieht man den Erzbischof Hildebold vom Beginn des 9. Jahrhunderts. Er hält ein Modell des Alten Domes in der Hand, weil man lange Zeit angenommen hatte, dass er der Urheber des Alten Domes war.
Am anderen Ende des Chorumganges, vor der Marienkapelle, findet man das Gegenstück. Hier wird das Modell des heutigen Doms gehalten. Das Deutsche Reich, symbolisiert in der Form eines Ritters, hält seinen Schild schützend darüber. Hier sind die Namen und Wappen der Erzbischöfe und der Dombaumeister des 19. Jahrhunderts in das Mosaik eingelegt.
Wir stehen nun auf der Vierung. Die Vierung ist der Platz, wo sich Lang- und Querschiff kreuzen. Sehen Sie im Bild unten links die Größe der Menschen, um einen Begriff von der Höhe der Pfeiler zu bekommen. Es ist ein mächtiger Anblick. An den Vierungspfeilern gibt es die Statuen von je vier Aposteln und vier Kirchenvätern.
Im Bild unten rechts sehen wir den Chor mit dem goldglänzenden Dreikönigenschrein über dem Hochaltar im Hintergrund. Die Altarplatte ist aus einem Stück schwarzem Marmor und damit der größte Stein der Kirche. Der Altar wurde schon 1322 geweiht.
Der Vierungsaltar dagegen, im Vordergrund rechts, stammt aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, errichtet in dem Trend, dass man die Messe dem Volk näher bringen wollte.
Die durchbrochene Apsis mit ihren großen Fenstern erhellt den ganzen Chorraum.
Der Agilolphusaltar wurde um 1520 in Antwerpen erschaffen. Er steht im südlichen Querhaus an der Ostwand. Es ist einer der größten und bedeutendsten Schnitzaltäre. Die Schnitzarbeiten sind wirklich fantastisch. Der Altar ist fünfeinhalb Meter hoch und wurde ursprünglich für die "Nebenkirche" des Doms, St. Maria ad gradus, gebaut. Als diese im 19. Jahrhundert abgerissen wurde, kam der Altar hierher. Seinen Namen hat er nach dem Bischof Agilolphus, der im 8. Jahrhundert lebte und seit dem 11. Jahrhundert als Heiliger verehrt wird.
Das äußere nördliche Seitenschiff wird im Osten mit der Kapelle des Heiligen Kreuzes abgeschlossen. Dort findet man den Kreuzaltar mit dem Gero-Kreuz. Auch hier geht sein Name auf einen Erzbischof, Gero, zurück, der gegen Ende des 10. Jahrhunderts dieses Kreuz stiftete. Damals hing es natürlich noch im Alten Dom, wo es 1248 den Brand überlebte und sich seit dem 14. Jahrhundert an diesem Platz befindet.
Die zwei Meter hohe Figur zeigt Christus im Augenblick seines Todes, was - theologisch gesehen - einen Wendepunkt bedeutet. Durch den Tod des "Erlösers" wurde die gesamte Menschheit erlöst und die strengen Gesetzte des Alten Testaments weichen denen der Gnade im Neuen Testament.
Das Kreuz ist - von der Antike abgesehen - die älteste erhaltene Großplastik der westlichen Welt und somit ein Vorbild für viele spätere Kruzifixdarstellungen.
Erzbischof Gero hatte Theophanu, die die Gattin Kaiser Ottos des Großen wurde, in Byzanz abgeholt. Sie war eine nahe Verwandte Kaiser Konstantins.
So wie in vielen anderen Kirchen, zum Beispiel in der Kathedrale von Amiens gibt es hier ein (kleines) Labyrinth. Das Labyrinth als Symbol ist uralt und geht mit Sicherheit auf das zweite Jahrtausend vor Christus zurück. Der Ursprung des Labyrinths ist dagegen nicht bekannt. Viele meinen, er gehe auf den Irrgarten zurück, in dem man den Minotaurus eingesperrt hatte. (Darüber können Sie im "Tagebuch des Herakles - Minotaurus" mehr lesen.) Ein klassisches Labyrinth ist aber kein Irrgarten, denn folgt man den vorgezeichneten Linien, muss man ins Zentrum kommen. Man kann sich darin also gar nicht verirren.
Wieso das Labyrinth seinen Weg in die Kirchen fand, ist auch nicht klar. Das Symbol ist viel älter als das Christentum und wurde damals wohl zu eher heidnischen Ritualen gebraucht. Ein solches, uraltes, mit Steinen ausgelegtes Labyrinth können Sie auf dieser Seite sehen. In der Kirche dagegen bedeutet das Symbol den Weg zur Erlösung, beziehungsweise war es ein "Ersatz" für eine Pilgerreise nach Jerusalem.
Eine Notiz am Rande: Der "Ahnenbeweis" ist keineswegs eine Erfindung der Nazizeit. Schon im Mittelalter musste man eine Ahnenprobe mit mindestens sechzehn hochadeligen Vorfahren nachweisen, wollte man ein Anwärter auf einen Sitz im Domkapitel sein. Menschenverachtend war es in beiden Fällen.
Ich möchte Ihnen noch ein Beispiel der exzellenten Fenster geben, auch wenn etwa die Hälfte davon nicht mehr als 150 Jahre alt ist. Im Bild links sehen wir das sogenannte Beweinungsfenster, weil das Hauptbild den toten Christus im Schoß seiner Mutter zeigt. Im obersten Bild sieht man eine Darstellung des Letzten Abendmahles. Die vier Figuren am unteren Bildrand stellen die vier Evangelisten dar, und zwar von links: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Das kann man aus den Attributen herleiten, denn jeder von ihnen ist mit einem Buch versehen, in dem er seine Version des Evangeliums aufzeichnet. (Nur Lukas scheint schon fertig zu sein.)
Die beiden kleinen Bilder seitlich über dem Hauptbild, zeigen zwei Szenen aus dem Leben Jesu, nach seiner Auferstehung. Links ist es Maria Magdalena, der er erscheint, im rechten Bild sieht man die Begegnung mit Apostel Thomas.
In den oberen Ecken des Hauptbildes befindet sich die Stifterinschrift von König Ludwig I, sowie das bayerische Wappen. Das Fenster wurde 1848 eingesetzt.
Eine andere Stifterinschrift findet man im Bild links unter den Sockelfiguren, die vier Heilige darstellen, und zwar Papst Leo I., St. Bernhard, Thomas von Aquino und St. Bonaventura. Sie befinden sich im sogenannten Petrusfenter.
  Die Inschrift lautet: Gestiftet von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft im Jahre 1870.
Die Kreuzwegstationen stammen ebenfalls aus ungefähr dieser Zeit. Sie sind mit Gittern geschützt, um zu verhindern, dass die Finger der Gläubigen die Oberfläche abnützen. Mit zwei Ausnahmen, die im Krieg beschädigt wurden, stammen die Bilder von dem Kölner Bildhauer Wilhelm Mengelberg. Mengelberg hat auch die Bronzeverkleidung am Mittelportal der Nordseite gestaltet.
Im Bild links sehen wir die dritte Station des Kreuzwegs, als Christus zum ersten Mal unter der Last des Kreuzes fällt.
Lassen Sie mich meinen Bericht mit noch einem der vielen Altäre abschließen, der Ende des 17. Jahrhunderts von Heribert Neuss erschaffen worden war - dem älteren Dreikönigenaltar. Denn wie schon vorher erwähnt, gibt es deren zwei. Der im Bild unten links steht heute im nördlichen Querhaus, befand sich aber bis 1864 in der Achskapelle als Einrahmung zum Dreikönigenschrein.
  Als man Letzteren dann beim Hochaltar platzierte, erschuf man in der Achskapelle den neuen Dreikönigenaltar und versetzte den alten an seinen jetztigen Platz. Man sieht am Giebel den Stern von Bethlehem, der ja die Könige geleitete. Das Alabasterrelief darunter zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Könige. In der Vitrine steht die sogenannte Gnadenmadonna, die auch Schmuckmadonna genannt wird, weil sie reich mit Schmuckstücken behängt ist.

Wie schon eingangs erwähnt, ist es natürlich völlig unmöglich, in diesem Rahmen alle Sehenswürdigkeiten des Domes zu beschreiben, geschweige denn eine wirkliche Besichtigung zu ersetzen. Es gibt noch so Vieles, was wert ist erwähnt zu werden, aber das wäre dann eher die Aufgabe eines Buches über den Dom und hat keinesfalls auf einer Internetseite Platz. Ich hoffe dennoch, dass es mir gelungen ist, einen kleinen Einblick in die Großartigkeit des Domes zu geben.


Copyright Bernhard Kauntz, Västerås 2015



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