Ein Kurzbesuch in Salzburgs Altstadt



   Aussicht von der Festung Hohensalzburg
Es ist natürlich vollkommen unmöglich, eine Stadt in nur 2 Tagen kennenzulernen. Trotzdem hatte ich beschlossen, auf meiner Fahrt nach Wien in Salzburg eine Pause einzulegen. Wenigstens Mozarts Geburtshaus und die Festung Hohensalzburg wollte ich sehen, zu viel mehr würde die Zeit ohnehin nicht reichen.
Nachdem ich mich in meinem Zimmer installiert habe, fahre ich mit dem Bus ins Zentrum. Da stehe ich am Ufer der Salzach und habe keine Ahnung, wohin ich jetzt gehen soll. In solchen Situationen ist es immer ein guter Tipp, einfach dem Touristenstrom zu folgen. Gedacht, getan. Und wirklich befinde ich mich nach ein paar Minuten in der Getreidegasse.

   Die Getreidegasse mit der Blasiuskirche
Während ich die schmale Gasse entlangschlendere, fallen mir die vielen Berufsschilder auf, die auf die verschiedenen Geschäfte aufmerksam machen sollen. Mit Befremden sehe ich allerdings auch ein (unbeschildertes) McDonalds und frage mich, ob es wirklich notwenig ist, in einer so kulturträchtigen Umgebung solcher Unkultur Konzessionen zu machen? Ich ziehe es vor, mich in ein traditionelles Kaffeehaus zu setzen. Dort widme ich mich meinem Stadtführer, den ich unterwegs gekauft habe. Daraus erfahre ich, dass die Kirche hinter mir, am Ende der Gasse, die Blasiuskirche ist, deren Ursprung bis 1350 zurückreicht. Daneben befindet sich das alte Bürgerspital, das, 1898 aufgelöst, heute als Museum dient. Zu einem Besuch dort bleibt mir aber leider keine Zeit.
Das einzige Museum, für das ich mir Zeit nehmen will, ist Mozarts Geburtshaus. Ich gehe also die Getreidegasse zurück, zur Nummer 9, bezahle meinen Obulus - und bin enttäuscht. Gezeigt wird wenig. Wohl gibt es Information über die Entwicklung eines typischen Bürgerhauses, sowie über die Einrichtung einer Normalküche im 18. Jhd. - aber das hat mit Mozart wenig zu tun, das kann man auch anderswo sehen. Am interessantesten ist noch, dass sich im Erdgeschoss des Hauses ein Gewürzhandel befand und der Fischmarkt direkt vor dem Haus belegen war.
Ein paar Musikinstrumente hängen oder stehen herum - bei den meisten steht, dass Mozart selbst darauf gespielt hat. Soll ich jetzt vor Ehrfurcht erbleichen? Für mich bleibt eine Violine eine Geige, besonders wenn sie nur an der Wand hängt. Ein paar Kurzbiographien der Familienmitglieder gibt es, doch diese Daten sind allgemein bekannt. Ein Notenständer mit Noten und eine Violinschule von Mozarts Vater, herausgegeben im Eigenverlag, sind die spannendsten Objekte im ganzen Museum. Außerdem ist Fotographieren untersagt, was mich immer schon von Haus aus mürrisch stimmt. Auch der Shop ist geschlossen. Ich bereue also mein Eintrittsgeld und beschließe, mich lieber in der Altstadt umzusehen.
Jetzt allerdings erhellt sich mein Gemüt beträchtlich. Die Altstadt von Salzburg ist ein Göttergeschenk, wenn man Torbögen und Arkaden liebt. Man wird geradezu eingeladen, die Motive mit der Kamera zu bannen.
Nach einem ersten Rundgang ist es höchste Zeit, den Durst zu stillen. Mein Stadtführer erzählt mir ein wenig über die Geschichte der Stadt, während ich mein "Stiegl", das Salzburger Bier, trinke. Als Juvavum von den Römern gegründet, verfiel die Stadt wieder in der Völkerwanderungszeit. Danach sind es deutsche Bischöfe, die im 8. Jhd. die Stadt neu gründen. 755 wird der Name Salzburg erstmals urkundlich belegt und 798 wird die Stadt Erzbistum. Kaiser Otto III verleiht im Jahr 996 Salzburg das Marktrecht. 1077 wird die Festung Hohensalzburg gegründet. 1167 wird die Stadt von Kaiser Barbarossa geächtet und niedergebrannt. Aber schon 1181 erfolgt der Wiederaufbau unter Erzbischof Konrad III. Im Jahr 1200 wird die erste Brücke über die Salzach errichtet. 1386 folgt das Stadtrecht, 1623 wird die erste Universität gegründet und fünf Jahre später der heutige, barocke Dom fertiggestellt. Erst 1806 kommt Salzburg zu Österreich. 1920 werden die Salzburger Festspiele gegründet und man spielt auf dem Domplatz zum ersten Mal den "Jedermann". Seit 1926 besitzt Salzburg einen Flughafen.
Links oben: Kollegienkirche
Rechts oben: Hinterer Teil des Domes
Links unten: Michaelskirche
Rechts unten: Franziskanerkirche

Durch den starken Einfluss der Religion während seiner Geschichte, ist es kein Wunder, dass Salzburg auch eine Stadt der Kirchen ist. Nicht weniger als 9 Kirchen stehen heute in der Altstadt, auf einem Gebiet, das nicht einmal einen halben Quadratkilometer groß ist.

Aber Salzburg ist nicht nur für Kirchen und Mozart berühmt. Herbert von Karajan wurde hier geboren und liegt auch hier begraben. Der Dichter Georg Trakl ist Salzburger und auf meinem Stadtrundgang lerne ich auch, dass der "Wiener Ringstraßenmaler", Hans Makart, in Salzburg geboren wurde. Berühmt, ja vielleicht bekannter als alle genannten Personen, ist auch ein Lied, das im Jahr 1818 in Oberndorf bei Salzburg zum ersten Mal gesungen wurde. Es ist unser "Stille Nacht", das zu Weihnachten in unzähligen Sprachen auf der ganzen Welt gesungen wird.


   Der barocke Residenzbrunnen
Joseph Mohr, der den Text schrieb, und Franz Gruber, der die Melodie komponierte, sind heute von den meisten schon lange vergessen, ihr Lied aber hat die Welt erobert.
Am Heimweg gehe ich an der Residenz vorbei und bewundere den Residenzbrunnen, der in den Jahren 1656-61 von dem italienischen Bildhauer Tommaso di Garona erbaut wurde. Ganz oben auf dem 15 m hohen Brunnen steht, laut meinem Stadtführer, der Meeresgott Triton.

   Im Hintergrund das Rathaus
Ich glaube eher an Poseidon, da die Pferde und die Delphine, die den Brunnen auch zieren, seine Attribute sind. Aber die Sonne steht schon tief, es wird Zeit, meinen Rundgang abzuschließen. Ich suche meinen Weg zurück zum Bus durch viele kleine, schmale Gassen und lasse das Stadtbild auf mich einwirken. Es ist schade, dass ich nicht mehr Zeit hatte, um z.B. die Residenz oder den Dom auch von innen zu besichtigen. Auch das Schloss Mirabell mit seinen berühmten Gärten hätte ich gern gesehen, aber ich bin dennoch mit meinem Tag zufrieden und habe wenigstens einen Grund, wieder herzukommen.
   Die Salzach von der Staatsbrücke aus gesehen
Am nächsten Tag wird das Zimmer früh geräumt, der Koffer kommt auf den Bahnhof und dann geht es wieder durch die Altstadt zur Standseilbahn von Hohensalzburg, die mich den Berg hochfährt, zu der größten und am besten erhaltenen Burganlage Europas. Natürlich war es ein Erzbischof, der schon im 11. Jhd. den Bau begonnen hat. Interessanterweise legte er damals schon den Großteil der Außenmauern fest, obwohl die eigentliche "Festung" zu dieser Zeit kaum noch mehr als eine Hütte war. Nur die Vorschanzen am Burghang wurden später dazugebaut. Innerhalb der Burgmauern wurde die Festung bis ins 17. Jhd. weiter ausgebaut, was ihr das heutige kompakte Aussehen verleiht. Kein Wunder, dass die Burg niemals eingenommen wurde, außer von den Truppen Napoleons, denen man sie kampflos übergab.

Rechts: Teil des Burghofes

Am Berg thront Hohensalzburg




Im Inneren sieht man noch die alten Proportionen
Für eine Führung reicht meine Zeit nicht aus, ich muss mich mit einem Rundgang durch die frei begehbaren Räume begnügen, sowie über den Burghof, der mit seinen imposanten Linden im Sommer sicher besser aussieht, als an einem regnerischen Frühlingstag.
Dann ist es schon höchste Zeit, um zum Bahnhof zu fahren. Wenn es auch nur eine Kurzvisite war und ich deshalb nur einen kleinen Teil von Salzburg sehen konnte, habe ich doch bleibende Eindrücke gewonnen, die diesen Aufenthalt mehr als rechtfertigen.



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28.4.2003 by webmaster@werbeka.com