Die Villa Hermes in Wien


Der Eingang zur Villa Hermes.

Es ist gar nicht so leicht, zur Hermesvilla zu finden, wenn man öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Man muss in Meidling (wo die Schnellbahn und die U-Bahn anschließen) die Straßenbahn Nummer 62 nehmen und dann nach etlichen Haltestellen zum Bus 62A umsteigen. Der Bus fährt bis zum Eingang des "Lainzer Tiergartens", von wo das Haus zu Fuß aus zu erreichen ist, nach einem Spaziergang von etwa 10 - 15 Minuten.

Andererseits war es der Wille von Kaiser Franz Joseph I, diesen Jagdpavillon ein gutes Stück außerhalb der Stadt zu erbauen, weil er als Geschenk dienen sollte - für seine Gemahlin, Kaiserin Elisabeth von Österreich, oder, wie sie heute eher genannt wird, Sisi.

Ein Blick auf den Südflügel.

Elisabeth konnte die offiziellen Hofzeremonien nicht ausstehen, deshalb versuchte sie, sich davon zu drücken, so gut es ging; oft war sie auf Reisen. Mit dem Bau der Villa Hermes wollte Franz Joseph ihr eine Alternative zur Hofburg in der Stadt und zu Schloss Schönbrunn erbieten, da beide Paläste einen sehr offiziellen Stempel hatten.

In einem Brief aus dem Jahr 1881 teilte der Kaiser Elisabeth mit, dass er ihnen ein Haus bauen wolle, in das sie sich in ihren älteren Lebenstagen zurückziehen konnten. Zu dieser Zeit war Franz Joseph 51, Elisabeth 7 Jahre jünger.

Der Kaiser gab dem Architekten Carl von Hasenauer den Auftrag, die Villa zu planen und im Jahr darauf folgte der Beginn der eigentlichen Arbeiten. 1886 war das Gebäude fertig, inklusive allen Nebengebäuden, wie zum Beispiel der Reitschule der Kaiserin.

Nachdem die Lebensführung des Kaisers ziemlich konservativ und einfach war, war der Unterschied in der Einrichtung der Gemächer recht groß, wenn man seine mit denen der Kaiserin vergleicht. Außerdem gab es weder Badewannen noch Toiletten mit Wasserspülung in der Originalausführung. Erst 10 Jahre später wurde diese beiden sanitären Anlagen auf Wunsch der Kaiserin eingebaut.


Alle Kronleuchter waren schon für elektrisches Licht konzipiert.

Die Elektrizität dagegen, die schon von Anfang an geplant war, wurde bald zu einem hervortretenden Kennzeichen der Villa Hermes. Das kam nicht nur Dank der 120 Lampen, die die Terrassen des Gebäudes erhellten, sondern auch daher, dass die Straße, die zum Haus führte, eine der ersten des Reiches war, die elektrisch beleuchtet wurde.

Dieser Brunnen war nicht nur hübsch, er hatte auch eine praktische Aufgabe.

Im Erdgeschoß der Villa befand sich der Speisesaal in einer zentralen Lage, während die Erzherzoginnen Gisela und Marie Valerie ihre Zimmer links bzw. rechts davon hatten. Im ersten Stock waren die Domizile des kaiserlichen Paares, auf Elisabeths Seite mit Flair und Überfluss eingerichtet, während sich auf der linken Seite die Räume Franz Josephs in viel spartanischer Einrichtung darboten.

Heute verwendet man viele Räume für Ausstellungen, aber in einigen Gemächern ist noch so viel von der Einrichtung erhalten, dass man sich ein Bild davon machen kann, wie es vor 100 Jahren ausgesehen haben muss.

Eine Wandmalerei aus dem Schlafzimmer der Kaiserin.

Ich wurde von dem Springbrunnen in einer Ecke des Speisesaales fasziniert, der - wie ich nachlesen konnte - auch dazu gedient hatte, die Getränke kühl zu halten. Einen anderen, bestehenden Eindruck hat das Turnzimmer auf mich gemacht, das der Kaiserin zur Verfügung gestanden war. Es ist heute leer, aber die Wandmalereien haben sich erhalten. Sie zeigen sportliche Szenen aus der griechischen Mythologie, wie Atalante beim Wettlauf (in dem sie die goldenen Äpfel aufhebt) oder Perseus, der den Diskus so weit wirft, dass er damit (unabsichtlich) seinen Großvater tötet.

Auch das Schlafzimmer der Kaiserin ist eine nähere Betrachtung wert. Dort gibt es ein Bett, das Maria Theresia schon im 18. Jhd. verwendet hatte und dort gibt es auch hervorragende Malereien an den Wänden und der Decke, die vor allem aus Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" stammen. Das ist weiters nicht sehr verwunderlich, sah sich Elisabeth doch gern selbst als Titania. Die Malereien wurden von Hans Makart konzipiert und dann von einem jungen, unbekannten Maler, namens Gustav Klimt ausgeführt.

Schon Maria Theresia, Kaiserin 1740 - 1780, schlief in diesem Bett.

Die Kaiserin verbrachte jedes Jahr ein paar Wochen des Frühjahrs in der Villa Hermes, bis 1899, als sie ermordet wurde. Als Erbin hatte sie ihre Lieblingstochter, Marie Valerie ausersehen, auch wenn Franz Joseph das lebenslängliche Wohnrecht im Haus zugesichert wurde.

Nach dem Fall des Imperiums im Jahr 1918 wurde die Villa Eigentum des Kriegsgeschädigtensfonds, bis zur Übernahme der Republik Österreich im Jahr 1937. Nur ein paar Jahre später ging sie wieder verloren, diesmal an die Russen, die ja im nächsten Krieg die Sieger waren und verlangten, dass das Gebäude geräumt wurde.

Aber sie gaben den Besitz schon 1950 zurück. Trotzdem verfiel das Gebäude in den kommenden Jahren, bis der "Verein der Freunde der Villa Hermes" 1969 beschloss, zu restaurieren, was noch zu retten war, und aus dem Haus ein Museum zu machen.

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