Vor ein paar Tagen machte eine Nachricht die Runde durch die Welt, dass die tschechische EU-Ratspräsidentschaft gehörig ins Fettnäpfchen getreten war. Und nachdem ich mich schon in Brüssel befand, ging ich tags darauf hin, um mir das belästerte "Kunstwerk" anzusehen.
Aber worum geht es eigentlich?
Jedes Land, das die Ratspräsidentschaft für ein halbes Jahr übernimmt, hat das Recht, die große Halle des Hauses, in dem der Rat tagt, künstlerisch auszuschmücken. Nun war zum ersten Mal die Reihe an Tschechien. Das Motto dieses Landes ist: Europa ohne Barrieren. Und nachdem Vorurteile Barrieren ausmachen, die niedergerissen werden sollten, wollte man aufzeigen, welche Vorurteile es gibt.
Man gab also einem tschechischen "Künstler" den Auftrag, zusammen mit 26 anderen Künstlern aus Europa ein Kunstwerk zu diesem Thema zu schaffen. Besagter "Künstler" führte aber den Auftrag zusammen mit ein paar Freunden aus und erfand ganz einfach die anderen 26 Künstlernamen. DAS ist meiner Meinung nach das Hauptproblem an dieser Sache, dass es ein ganz infamer Betrug war, dem die tschechische Regierung erlegen ist (und dass man die Sachlage nicht vorher kontrolliert hat).
Aber so ist es eben, wenn man die "Künstler" dem Namen nach beurteilt, auch wenn sie sich diesen mit irgendwelchen Skandalen oder Schweinereien gemacht haben. (In Australien hat man neulich die "Werke" eines Zweijährigen in einer Ausstellung für moderne Kunst aufgenommen, weil er denselben Namen trägt, wie seine Mutter, die ebenfalls eine "berühmte¨Künstlerin" ist.) Aber zurück zum Thema:
Vermutlich wäre hier in Brüssel ganz stillschweigend Gras über die Sache gewachsen, hätte besagter "Künstler" nicht ein wenig übertrieben. Aber wenn man Bulgarien als Stehtoilette darstellt, muss man damit rechnen, dass es ein wenig Aufsehen erregt. (Eigentlich heißt es Hocktoilette, weil man dort nicht steht, sondern sich hinhockt - aber die deutschsprachigen Medien haben sich eben auf Stehtoilette geeinigt ...)
Natürlich protestierte Bulgarien - und von da an war es nicht mehr weit, bis jemand fand, dass die Autobahnen, mit denen Deutschland bestückt wurde, einem Hakenkreuz ziemlich ähnlich sahen. Auch die polnischen Priester, die eine Regenbogenfahne - das Symbol der Homosexuellen - schwenken, stieß nicht gerade auf Wohlwollen. Über Frankreich hängt ein großes Tuch mit der Aufschrift "Streik" und Italien ist mit Fußballspielern bestückt, die aber alle Bewegungen machen, die man mit Onanieren verbinden kann. Sie sehen schon, es ist eigentlich nicht viel mehr als die Vorliebe eines Dreijährigen für "schmutzige" Wörter, die er gerade entdeckt hat.
Die meisten übrigen Beispiele sind recht ideenlos. Dass man Belgien als Pralinenschachtel darstellt, Schweden in einen IKEA-Karton verpackt und Dänemark aus Legosteinen nachbaut, erscheint immerhin noch logisch, doch wo bleiben die Vorurteile? Wenn man ein Krokodil und einen Elefanten in Finnland aufstellt, und das flache Lettland als Gebirgslandschaft darstellt - dann fehlt überhaupt jeglicher Bezug zum Thema. Auch dass man Österreich ins Gegenteil verwandelt und dort 4 Atomkraftwerke hinstellt, ist eher dürftig.
Noch ein Wort zum Text in Wikipedia, wo man dieses Thema anspricht. Laut belgischem Recht darf man Fotografien von urhebergeschützten Werken nicht wiedergeben - und man hat daher Angst, Details zu zeigen. Jetzt frage ich aber: wer sollte denn die Urheberrechte einklagen? Der Betrüger oder einer der anderen 26 von ihm erfundenen "Künstler"?
Und schließlich: Ich habe den Mann mit Absicht nur "Künstler" genannt, weil ich nicht vorhabe, seinem Namen noch mehr Publizität zu verleihen, damit er in Zukunft noch mehr davon profitieren kann. Ich bin ferner der Ansicht, dass man das "Kunstwerk" unmittelbar abtragen soll, denn sonst ist es auch eine Anerkennung des Betruges, der hier zugrunde liegt.
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Wer würde sich schon gern als "Toilette Europas" bezeichnen lassen? Und was hat das mit Vorurteilen zu tun?
Man braucht nicht viel Phantasie, um daraus ein Hakenkreuz zu formen. Was hat das mit unserer heutigen Welt zu tun?
Die Atomkraftwerke in Österreich sind genau so dumm wie die afrikanischen Tiere in Finnland.
Es ist traurige Wahrheit, aber kein Vorurteil, dass die ETA in Spanien Bomben legt. Thema verfehlt, wenn das eine Schularbeit wäre ...
Das gleicht eher einer Geisterbahn in einem Vergnügungspark, als einem Vorurteil Rumänien gegenüber. Summa summarum: Nicht genügend
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