Die Kirche Santa Croce in Florenz
Die Heiligenkreuzkirche gehörte nicht unbedingt zu den Sehenswürdigkeiten, die wir in den vier Tagen unseres Kurzurlaubs in der Stadt besichtigen wollten. Zum Glück ging es sich zeitmäßig aus, denn damit kamen wir in den Genuss eines Erlebnisses, das man wirklich nicht versäumen sollte.
Zunächst aber stellten wir fest, dass wieder nur die Fassade schön verkleidet war, während der Rest des Baues naturbelassen war. Fünf Euro Eintritt war auch über dem Durchschnitt und noch schlimmer war es, als wir sahen, dass das Kircheninnere und nicht zuletzt der Hochaltar teilweise restauriert wurde.
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Als wir nach ein paar Stunden wieder auf die Straße traten, war das jedoch alles vergessen und wir waren von dem Gesehenen erfüllt.
Die Kirche ist in T-Form gebaut, mit einer nur sehr kleinen Apsis am Querbalken des T, wo die Cappella Maggiore zu finden ist. Leider ist sie von Renovierungsgerüsten verdeckt und alles, was zu sehen ist, ist der Altar. Dieses Polyptichon, das von verschiedenen Künstlern erschaffen wurde, wurde erst im vorigen Jahrhundert wieder zusammengesetzt und als Altarbild verwendet. Durch die Gerüste wird natürlich die Gesamtansicht beeinträchtigt. Die Kirche, 1295 von Arnolfo de Cambio begonnen und 1443 vollendet, ist heute die größte Kirche des Franziskanerordens. Mit über 100 Meter Länge und den guten 70 Metern des Querschiffes bedeckt sie eine Fläche, die die Ausmaße eines Fußballfeldes hat. Gibt man die 40 Meter Höhe dazu, ist es wirklich ein Bauwerk von imponierender Größe.
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Der offene, holzbemalte Dachstuhl trägt auch dazu bei, das Gebäude noch höher erscheinen zu lassen.
Interessant ist die Beschreibung des Führers: "Die Schönheit der Gesamtanlage von Santa Croce verkörpert in edler Weise die Botschaft der franziskanischen Armut. Die Majestät der architektonischen Maße dient weniger der Augenweide, denn der Verankerung des Geistes ..."
Nun, ich gestehe ehrlich, dass es mir eine wahre Augenweide war, die Gesamtanlage zu besichtigen, inwiefern mein Geist dort verankert ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Allerdings hat mein Geist aber auch keinen Moment lang an die franziskanische Armut gedacht.
1565 wurde die Kirche von Giorgio Vasari, dem Hofarchitekten von Cosimo I de Medici, umgebaut, was aber vor allem den Chor und das Chorgestühl betraf. Außerdem errichtete er zwölf Nebenaltäre an den Längsseiten der Seitenschiffe.
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Die Altäre sind äußerst einfach gehalten. Sie bestehen nur aus einem Tischchen mit einem Kreuz und zwei Kerzen. Wichtiger sind die Altarbilder, die den Leidensweg, Tod und die Auferstehung Christi zeigen. Jeder Altar wird von zwei einfachen Säulen umrahmt und oben von einer Schriftfläche und einem Tympanon begrenzt, wobei das Gesamtbild an ein Portal denken lässt.
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Die Kanzel ist aus weißem Seravezzamarmor und scheint eine Einheit mit dem Pfeiler zu bilden, an den sie angebaut ist. Benedetto da Maiano erschuf dieses Werk in der zweiten Hälfte des 15. Jhd., das in seiner Art beispielgebend ist und vom Kaufmann Pietro Mellini in Auftrag gegeben wurde. Die fünf Tafeln an der Kanzel zeigen Ausschnitte aus dem Leben des Hl. Franziskus.
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Der Boden ist - vor allem im Querschiff - mehr oder weniger mit eingelassenen Gräbern bedeckt. Ein Teil davon stammt aus dem 14. und 15. Jhd. Sie sollen an wichtige (oder reiche) Söhne der Stadt erinnern. Aber das ist noch lange nicht alles. Plötzlich stehe ich vor dem Kenotaph von Dante Alighieri, dem Verfasser der göttlichen Komödie.
Ein Kenotaph ist ein Grabmal, in dem kein Körper liegt, ein Ehrengrab, sozusagen. Dass es hier steht, liegt wohl an dem schlechten Gewissen der Stadt - hatte man ihn doch im Jahr 1302 zum Tod verurteilt. Er war auf der Seite der weißen Guelfen gestanden, die zwar den Papst unterstützten, aber einen Kompromiss mit dem Kaiser anstrebten. Das bedeutete für Dante politisch gleich einen doppelten Verlust - zuerst triumphierten die schwarzen, papsttreuen Guelfen und schließlich die kaisertreuen Ghibellinen. Nach dem Todesurteil begab sich Dante nach Ravenna, wo er 1321 starb und auch heute noch begraben ist.
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Das nächste Grab ist ein "echtes" Grab, das heißt hier liegen tatsächlich sterbliche Reste eines Menschen. Und es wird ja keineswegs weniger interessant, wenn dieser Mensch Michelangelo Buonarroti war.
Giorgio Vasari konzipierte das Denkmal und erbaute es zwischen 1564 und 1575. Aber auch viele andere Künstler haben Teile davon gestaltet. Die drei Figuren der Malerei, der Bildhauerei und der Architektur, die vor dem Grabmal sitzen sind von verschiedenen Bildhauern, nämlich Giovan Battista Lorenzi, Valerio Cioli und Giovanni Bandini.
Nicht alle Gräber stammen jedoch aus den ersten Jahrhunderten der Kirche. Hier ist zum Beispiel auch der Komponist Gioacchino Rossini begraben, der 1868 gestorben ist. Sein Grabmal wurde von Giuseppe Cassioli erbaut.
Es gibt viele große Italiener, die hier ruhen. Bruni und Marsuppini waren Kanzler unter der Republik Florenz, der Schriftsteller Vittorio Alfieri und nicht zuletzt Galileo Galilei sind hier begraben.
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Die ganze Wand des Querschiffes ist von zehn Kapellen durchbrochen, die reiche Familien hier bauen ließen. Im Bild sehen wir eine davon. Am rechten Flügel gibt es außerdem noch Anbauten mit noch größeren Kapellen. Alle sind nach den Erbauern benannt, die auf diese Art ihre Namen erhalten haben. So gibt es eine Cappella Castellani, eine Cappella Rinuccini, eine Cappella Medici und noch viele andere.
Vanni di ser Lotti de Castellani stiftete seine Kapelle im Jahr 1383 und weihte sie auch selbst ein. Das kostete ihn 1000 Goldflorentiner. Dafür durften aber er und sein Sohn hier auch begraben werden.
In der Cappella Baroncelli sehen wir einen Altaraufbau von Giotto (Bild unten), der die Krönung Marias darstellt. Giotto, der unter anderem am Dom von Florenz baute und päpstliche Aufträge in Rom erhielt, ist auch für viele Fresken in den Kapellen dieser Kirche verantwortlich.
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In dieser Kapelle ist es allerdings ein Schüler von ihm, Taddeo Gaddi, der die Fresken gemalt hat. In seinen Erzählungen, die wir zum Teil hier rechts sehen, übertrifft er sogar seinen Meister. Leider sind die Fresken zum Teil schon abgeblättert.
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Gaddi war es auch, der die Kreuzigung in der durch einen Gang getrennten Sakristei malte, während die flankierenden Fresken von anderen Künstlern erstellt worden sind. Die in diesem Raum stehenden Schränke sind mit schönen Intarsien ausgelegt, die alle aus dem 15. Jhd. stammen, die Eckbank ist sogar noch ein Jahrhundert älter. In den Vitrinen der Schränke kann man alte Messbücher aus dem 16. Jhd. bewundern.
Die alten Schätze der Kirche wurden während der Belagerung von Florenz im Jahr 1529 in einem Grab in der Sakristei versteckt.
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Plündernde Soldaten fanden jedoch das Versteck und die meisten wertvollen Gegenstände wurden geraubt und in alle möglichen Richtungen verschleppt.
Das nächste Bild stammt aus der Altarnische in der Cappella Medici. Das Terrakottabildnis der Madonna mit Kind ist von Andrea della Robbia ausgeführt, während die übrige Gestaltung der Kapelle Michelozzo aufgetragen wurde. Das Glasfenster darüber, von Alesso Baldovinetti, stellt die heiligen Cosmos und Damian dar, denen die Kapelle geweiht ist.
Wir verlassen jetzt die Kirche und sind von dem Gesehenen schon überwältigt, aber es kommt noch mehr ...
Zunächst machen wir noch einen kurzen Ausflug in die Vergangenheit. Wir gehen nur knappe 50 Jahre zurück, doch es ist eine immer wiederkehrende Katastrophe, die ganz Florenz in Schrecken hält.
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Angeregt dazu werden wir durch Bilder, die auf dem Gang zu den Kreuzgängen und der Cappella Pitti hängen. Wer, wie wir, den Arno bei Niedrigwasser sieht und dann die Böschungen betrachtet, die das Wasser steigen muss, bevor es zu einer Überschwemmung kommt, der kann nur den Kopf schütteln. Tatsache aber ist, dass am 4. November 1966 die letzte große Überschwemmung stattgefunden hat, die mehr oder weniger die ganze Stadt meterhoch unter Wasser setzte. Auf dem Kirchenplatz stand das Wasser fünf Meter hoch. Diese verheerenden Hochwasser sind durch die Jahrhunderte immer wieder aufgetreten - 1117, 1333, 1557 und 1740 sind andere Jahre mit großen Überschwemmungen.
Auf dem Bild sieht man übrigens, dass die Statue von Dante früher mitten auf dem Platz vor der Kirche stand, während sie heute - weniger auffallend - an die linke Seite der Kirchenfassade verbannt wurde.
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Dass diese Hochwasser immer enormen Schaden anrichten, ist selbstverständlich. Doch es ist nicht nur das Wasser, das zerstört. Auch nach einer Überschwemmung gibt es noch schwerwiegende Folgen, das sieht man auf diesem Bild.
In diesem Korridor gibt es ebenfalls Gräber im Boden und Denkmäler an der Seitenwand. Wir aber gehen weiter, an der Galerie der Gräber aus dem 19. Jhd. vorbei, wo es neuerliche 450 Grabplatten gibt. Wir kommen zum ersten Kreuzgang und nach der erschreckenden Flutkatastrophe genießen wir die Ruhe, die die Natur hier ausstrahlt.
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Auch der zweite Kreuzgang wirkt beruhigend und die Arkaden sind einfach schön. Nach einer Verschnaufpause gehen wir ein Stück zurück und treten in die Cappella Pazzi ein, die mit ihrer Säulenhalle die Besucher freundlich einlädt.
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Sie wurde 1443 von Brunelleschi begonnen und sollte den Mönchen als Kapitelsaal dienen. Drei Jahre später starb der Architekt allerdings und das Bauwerk kam zum Stillstand. Später übernahmen es die Pazzi als Familienkapelle und Andrea de' Pazzi ließ weiterbauen.
1478 kam es zur Pazzi-Verschwörung. Sie hatte als Ziel, die beiden Regenten der Stadt, Lorenzo und Giuliano de Medici, zu stürzen - natürlich um selbst an die Macht zu kommen. Auch Papst Sixtus IV unterstützte das Vorhaben, denn sein Neffe, Girolamo Riario, sollte zusammen mit Francesco de Pazzi die Herrschaft übernehmen. Am 26. April wurde das Attentat während der Messe im Dom von Florenz durchgeführt. Giuliano wurde erstochen, Lorenzo kam mit leichten Verletzungen davon. Die Verschwörer wurden von den erbosten Florentinern sofort getötet, sogar Erzbischof Salviati wurde am heutigen Palazzo Vecchio, der damals noch Palazzo della Signoria hieß, gehängt.
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Zurück zur Kapelle: Die Fertigstellung zog sich über viele Jahre dahin und ihre Gestaltung ist vielen Künstlern zu verdanken. Erst 1461 erhielt die Kuppel die Lanterne und 1472 enstanden die Flügel zur Tür. Für die Holzschnitzereien darauf (Rosetten und Wappen) war Giuliano da Milano zuständig. Die Medaillons von den Evangelisten unter der Kuppel stammen von Luca della Robbia, wie auch diverse Terrakotten auf blauem Untergrund. Der Marmoraltar ist aus Donatellos Schule und das bunte Glasfenster darüber schuf Alesso Baldovinetti. Aber es ist die harmonische Form der Kapelle, eher als ihre Ausschmückung, die in Erinnerung bleibt.
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Nach all dem schon Gesehenen, kommen wir jetzt zum Museum der Kirche. Und - legt man all dies zusammen - dann sind die fünf Euro Eintritt, über die ich anfangs empört war, wirklich ein geringer Betrag.
Um diese Seite aber nicht zu lang zu machen, kommt die Beschreibung des Kirchenmuseums auf einer eigenen Seite. Bitte folgen Sie dem obigen Link.
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