Das Parlament in Bukarest
Der Baubeginn am "Palast des Volkes", dem rumänischen Parlament, war im Jahr 1984, als der damalige Präsident/Diktator Nicolae Ceausescu den Auftrag gab, dieses monströse Gebäude anzufertigen. Monströs? Nun ja, nach dem Pentagon ist es flächenmässig das grösste administrative Gebäude der Welt. Geht es nach dem Volumen, liegt das Parlament nur an dritter Stelle - nach dem Cape Canaveral der NASA und der Cheopspyramide. Es besteht aus zwölf Stockwerken über und mindestens vier unter der Erde. Es enthält 1100 Zimmer, darunter auch einen Atomschutzbunker. Einige Lüster im Gebäude haben mehr als 7000 Lampen. Gleichzeitig war Rumänien eines der ärmsten Länder Europas ...
Im Bild links oben die Vorderansicht, rechts ein Teil der Seitenansicht. Das Haus selbst und seine äusserst aufwändige Einrichtung sind ausschliesslich aus rumänischem Material hergestellt. Ceausescu, das "Genie der Karpaten", wie er sich selbst nannte, wollte dieses Gebäude als Hauptquartier einrichten. Heute dient es dem Parlament und hat auch genügend Platz für grosse, internationale Kongresse.
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Ausser der Vorderansicht ist das ganze Gelände von einer übermannshohen Steinmauer umgeben, was man ja bei einem Palast des Vokes nicht gerade erwartet ... Ausserdem gleicht es von aussen eher einer Friedhofsmauer.
Das Gebäude kam beim Volk nicht gut an, nicht zuletzt wegen der immensen Kosten. Es ist sicherlich das teuerste Gebäude des vorigen Jahrhunderts. Allein die Teppiche im Haus könnten problemlos mehr als zwanzig Fussballfelder vollständig decken. Auch eine Million Kubikmeter Marmor aus Siebenbürgen wurde verwendet. Das entspricht einem Würfel mit einer Seitenlänge von 100 Metern. Dennoch ist es heute eine der grossen Touristenattraktionen in Bukarest und bezahlt auf diese Art wenigstens einen kleinen Teil seiner Herstellungskosten zurück. Täglich zwischen 10 und 16 Uhr gibt es Führungen im Haus, aber gleich deren sechs, wobei man für jede einzelne extra bezahlen muss. Ausser auf Rumänisch wird nur auf Englisch geführt. Es herrscht natürlich strengstes Verbot zu fotografieren.
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Die Strasse zum Parlament, der Bulevardul Unirii, ist der Champs Elysee in Paris nachempfunden - allerdings ist der Boulevard beiderseits einen Meter breiter und ganze sechs Meter länger.
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Die nächtliche Beleuchtung der Springbrunnen ist zweifellos eindrucksvoll. Aber auch bei Tag sehen die Fontänen gut aus.
Es war also nicht nur das Parlamentsgebäude selbst, das in Ceausescus Visionen schwebte. Um diese zu verwirklichen, musste er fast das gesamte historische Zentrum der Stadt abreissen lassen, darunter 28 sakrale Gebäude und dreissigtausend Wohnungen. Ein Fünftel der Fläche der Innenstadt fiel dem Grössenwahn zum Opfer.
Entlang des Bulevardul Unirii stehen weitere neue Gebäude, die stilmässig zum Parlament passen, und die administrative Einheiten, wie zum Beispiel im Bild das Statistische Zentralamt oder die städtische Polizei beherbergen.
Zum Abschluss noch zwei Episoden, die mit dem Parlament zusammenhängen. 1989, knapp bevor das Gebäude fertiggestellt war, brach die Revolution aus, Ceausescu musste fliehen, wurde aber auf der Flucht gefangen und am Weihnachtstag dieses Jahres erschossen.
Wenn sie an einer Führung teilnehmen, können sie auf den Balkon treten, von dem Ceausescu vorhatte, seine Ansprache an das Volk zu halten. Nun, er kam nicht mehr dazu. Und deshalb war Michael Jackson der Erste, der von diesem Balkon dem Volk zurief: "I love Bucharest".
Copyright Bernhard Kauntz, Västerås 2015
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24.9.2015 by webmaster@werbeka.com
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