Die Alhambra in Granada


Als ich vor vielen Jahren in Granada war, war schon damals ein Besuch in der Alhambra ein Muss. Ich gebe gern zu, dass meine Erinnerung vor allem die Eindrücke von den "Palacios Nazaries" bewahrt hat. Eines der bekanntesten Bilder ist der "Patio de los Leones" im gleichnamigen Palast, der im rechten Bild zu sehen ist. Für diesen Teil mit den Palästen muss man Eintritt bezahlen.
Alle anderen Teile der Alhambra können gratis besucht werden. Die Paläste imponieren nicht nur durch ihre Architektur, sondern auch mit ihrer filigranen Ausschmückung.
Die Alhambra hat heute etwa 1,4 Millionen Besucher und ist damit das meistbesuchte Touristenziel Spaniens. Das entspricht knapp 4000 Besuchern an jedem Tag des Jahres. Vielleicht ist es daher nicht erstaunlich, dass diesmal alles schon eine Woche im Voraus ausgebucht war - und das im Oktober!
Aber, wie gesagt, die Alhambra ist so viel mehr. Das ganze Areal ist 740 Meter lang und gut 200 breit. Unten gibt es eine nächtliche Ansicht vom Albaicin, dem Hügel, der der Alhambrahöhe gegenüber liegt.
Der Name Alhambra ist Arabisch und bedeutet ungefähr "die rote Burg". Das Rote bezieht sich vermutlich auf die Farbe, die die Mauern im Sonnenuntergang annehmen.
Der Hügel, auf dem die Alhambra steht, war schon längst bevölkert, als die Römer hinkamen. Im 8. Jahrhundert geschah die muslimische Eroberung der Halbinsel, dessen südlicher Teil im Prinzip vom Kalifat in Cordoba dominiert wurde - bis ins 12. Jahrhundert, als das Kalifat zerfiel. Da erbaute man eine erste Festung auf der Anhöhe, die eigentlich nur eine "Alcazaba" war, eine Zitadelle. Im 14. Jahrhundert wählte der Emir von Jaen, Muhammad ibn Yusuf ibn Nasr, Granada als Residenzstadt und baute die Alhambra auf ihre heutige Größe aus. Damit gründete Muhammad auch seine eigene Dynastie, die Nasriden.
Die Nasriden behielten dann die Macht bis 1492, als letzten maurischen Stützpunkt in Europa, bis die Katholischen Könige, Isabella und Ferdinand, das ganze Land befreiten.
Damit nahm auch eine Epoche der humanistischen Entwicklung ihr Ende, weil die Muselmannen auf vielen Gebieten einen großen Ateil an den Fortschritten der Wissenschaften hatten.

Puerta de la Justicia
Statt dessen konnte die Inquisition Fuss fassen, was Judenverfolgung mit sich führte, sowie das Verbrennen von arabischen Büchern, Zwang zum christlichen Bekenntnis, und so fort. Die Verordnungen zu alldem kamen aus der Alhambra, dem sogenannten Alhambra-Edikt.
Im 16. Jahrhundert, als der Habsburger Kaiser Karl V (in Spanien Carlos I) Spanien erbte, herrschte er über den größten Teil Europas, sowie die Eroberungen in Amerika. Damit besaß er "ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging". (Und das schon lange vor den Engländern, die diesen Ausdruck gern für sich in Anspruch nehmen).
Eine kurze Zeit lang wollte er Granada zur Hauptstadt Spaniens machen, aber als die Reichtümer von der anderen Seite des Atlantiks kamen, änderte er seinen Beschluss. Er hatte jedoch schon seinen eigenen Palast in der Alhambra in Auftrag gegeben, außen viereckig, aber innen rund. Die Außenseite dieses Renaissancegebäudes ist zwar sehr schön (es wird sogar als schönstes außerhalb Italiens bezeichnet), aber es kontrastiert dennoch stark mit den maurischen Filigranarbeiten. Der kreisrunde Hof verstärkt noch diesen starken Kontrast.
Im Palast gibt es zwei Museen. Ein archäologisches Museum, das nur lokale Funde zeigt. Der Stier auf dem Bild rechts ist zwischen 600-400 v.Chr. erschaffen worden und wurde in der Nähe von Jaen gefunden.
Aber der überwiegende Teil besteht aus maurischer, das heißt arabischer Kunst. Dieses Museum ist wirklich zu empfehlen. Das zweite Museum ist ein Kunstmuseum, das recht viele Gemälde und Skulpturen mit religiösen Motiven zeigt. Auf dem obigen Bild sieht man von links zwei Apostel - Antonius und Petrus, einen Heiligen - Daniel von Alcala, sowie Josef. Der spätere Teil der Ausstellung konzentriert sich auf weltliche Motive. Über diese Museen gäbe es natürlich viel mehr zu sagen, aber das würde im Rahmen dieser Seite zu weit führen.
Fast von überall - innerhalb und außerhalb der Alhambra (das Bild rechts stammt aus dem Palast Karl V - hat man eine Aussicht auf auf die Verteidigungsmauern der Alcazaba. Diese ist natürlich auch der höchste Teil der Anlage, weil man dann keine Angreifer von oben fürchten brauchte.
Noch ein Stück weiter oben ist aber der Generalife, der ein Sommerpalast der Sultanen war. Es ist ebenfalls ein sehr schönes Gebäude, mit etlichen Gartenanlagen.

Ein Stückchen höher als der Palast von Karl V liegt die Kirche Santa Maria de la Alhambra, die auf den Ruinen eine Moschee erbaut wurde. Sie wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und die meisten Kunstschätze stammen aus der Zeit kurz vorher und danach. Auf dem Bild rechts sieht man den großen Hauptaltar, der von einer Pieta unter einem gekreuzigten Christus dominiert wird. Große Statuen der St. Ursula und St. Susana flankieren den mittleren Teil.
Bevor wir uns auf den Weg zurück zur Stadt begeben, verweilen wir kurz bei dem Aussichtspunkt zum Albaicin. Dieser Stadtteil liegt, wie schon erwähnt, der Alhambra gegenüber. Er besticht durch seine durchgehend weißen Gebäude und wird als der älteste Teil Granadas bezeichnet. Heute ist er, auf Grund seiner Lage, ein Ziel für Touristen und bietet nicht zuletzt eine Menge Restaurants.
Ein Teil des Albaicin besteht aus dem Sacromonte, durch seine bewohnten Höhlen bekannt.
Heute ist er ein Schwerpunkt für Flamencovorführungen.
Bei der Puerta del Vino drängeln wir uns durch alle anderen Touristen und kommen schließlich zur Puerta de la Justicia, wo wir die Alhambra betreten haben. Außerhalb wandern wir talwärts durch die großen, zum Schloss gehöreneden Wälder.
 
Es geht zum Teil steil hinunter, aber es fällt trotzdem viel leichter als der Aufstieg. Kleine Wasserfälle und Rinnsale plätschern gemütlich, werden aber vom touristischen Stimmengewirr übertönt. Bald stoßen wir auf eine Statue von Irving Washington am Wegrand. Er wird auf diese Art geehrt, weil er am Beginn des 19. Jahrhunderts hier lebte und das Buch "Geschichten aus der Alhambra" verfasste.
Wir folgen unserem Weg durch den Alhambrawald und kommen schließlich zur "Puerta de las Granadas". Dieses Tor teilt das Gebiet der Alhambra von der übrigen Stadt ab. Es wurde 1526 laut Auftrag von Karl V erbaut, als Pendant zu den anderen Toren, die zu seinem Palast hinaufführen. Der Name dieses Tores kommt von den drei offenen Granatäpfeln auf seinem obersten Teil. Im Tympanon sieht man außerdem das Wappen von Karl V, durch Habsburgs Doppeladler gekennzeichnet, der das Schild festhält, sowie der Kaiserkrone über allem.


© Bernhard Kauntz, Västerås, 2022




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19.11.2022 by webmaster@werbeka.com