Der österreichische Superstar der Fünfziger
HANSI BUZEK


Es waren meine ersten Kontakte mit dem Fussball, als mein Vater mich auf die Hohe Warte mitnahm, um Vienna spielen zu sehen. Seither gehört meine Seele den Blau-gelben, dem "First Vienna Football Club 1894". Etwa gleichzeitig debutierte ein Supertalent in der Kampfmannschaft, nur 17 Jahre alt, ein Eigenprodukt der Vienna, nämlich Johann "Hansi" Buzek - ein Stürmerstar mit der Sonderqualität des Kopfballspiels. Im selben Jahr, noch immer erst 17 Jahre alt, debutierte er auch im österreichischen Nationalteam. Genauer gesagt am 30. Oktober 1955, beim 2:1 Sieg gegen Jugoslawien. Er war damit der jüngste Teamspieler der Geschichte. Sein Rekord wurde erst 2009 unterboten, von einem gewissen David Alaba, der ebenfalls 17 Jahre, aber ein paar Tage jünger war.
In seinem Debutjahr feierte er mit der Vienna drei Meisterschaftssiege, bei den Schülern, in der Jugend- und in der Kampfmannschaft. Im Jahr darauf wurde er zum ersten Mal Torschützenkönig in der österreichischen Staatsliga.

Kein Wunder, dass er mein grosses Idol wurde. Ich erinnere mich an eine Zeitungsmeldung aus dieser Zeit: "Die Vienna hat es leicht mit ihrem Kick und Rush-System. Sie dreschen den Ball einfach hoch nach vorne, denn dort steht ja der Buzek. Der wird es schon irgendwie richten."

Nun war ich wieder einmal in Wien, als ich zufällig erfuhr, dass es am letzten Abend meines Aufenthalts einen Vortag geben würde - über die Geschichte der Vienna. Ich pries mein Glück über dieses grossartige Zusammentreffen und ging hin. Kaum hatte ich mich auf einen leeren Platz gesetzt, kam Hansi Buzek zur Tür herein. Er ist heute beinahe 80 Jahre alt, aber das sieht man ihm nicht an. Doch wahrscheinlich ist er der Letzte der Meistermannschaft von 1955, der noch am Leben ist. Natürlich stürzte ich sofort hin, und bat, ein Foto machen zu dürfen. Ich durfte.
Selbstverständlich hatte ich auch das Buch erworben, das der Vortragende neulich herausgegeben hatte. Damit ging ich nach dem Vortrag nocheinmal zu meinem Idol und bat um ein Autogramm. Das hatte ich sicher auch schon vor 60 Jahren von ihm bekommen, aber mein Autogrammheft hatte sich irgendwo in der Geschichte meines Lebens verloren.
Der Vortrag war übrigens nicht so berauschend, wie ich erhofft hatte. Aber was spielte das für Rolle? Ich hatte doch Hansi Buzek getroffen!

© Bernhard Kauntz, Västerås 2017


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last update: 13.11.2017 by webmaster@werbeka.com