DAS SCHLOSS VON LAVAUX-SAINTE-ANNE
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Lavaux-Sainte-Anne befindet sich ein paar Kilometer südwestlich von Rochefort in den Ardennen. Es ist ein ganz kleines Dorf, das außer dem Schloss wirklich keine Sehenswürdigkeiten besitzt. Andererseits ist das Schloss ganz bestimmt einen Abstecher wert. Der Wassergraben vor dem Eingang wird von dem Flüsschen La Wimbe, das eher ein großer Bach ist, gespeist.
Der Name Lavaux dürfte schon spätestens im 13. Jhd. entstanden sein, nämlich aus der Form "la vaulx", was "das Tal" (heute ="val" auf Französisch) bedeutet.
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Wenn man dann durch den ersten Eingang tritt, kommt man auf einen Vorhof. Links davon befindet sich ein Garten, zu dem der Schlossbesucher aber keinen Zutritt hat. Der Garten und die Nebengebäude werden heute zu Konferenzzwecken verwendet.
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Rechter Hand geht es jedoch gleich zum alten Schloss - und zwar über einen gebogenen Gang. Gebogen daher, weil man auf diese Art einen Angriff mit Ramme vereitelte, da diese nicht genug Anlauf bekamen.
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Das mittelalterliche Schloss wurde um 1450 von Jean II de Berlo erbaut. Der große Donjon entstand, wie auch die beiden Türme im Osten und Westen. Der letzte Turm, im Südosten, wurde erst um 1500 von Baron de Mérode erbaut. 1634 wurde es an einen Infanterieobersten des Habsburger Kaisers Ferdinand III, Jaques Raynard de Rouveroy, weiterverkauft. Er führte den Titel "Baron von Lavaux".
Ab dieser Zeit wurde das Schloss mehr auf Bequemlichkeit eingerichtet und verlor immer mehr seine defensive Rolle. 1753 waren die Nachkommen gezwungen das Schloss wieder zu verkaufen. Dann folgten verschiedene Eigentümer, aber das Schloss verfiel mit der Zeit. Erst 1926 wurden von Baron Lemonnier die "Freunde des Schlosses von Lavaux-Sainte-Anne" gebildet, die das Schloss wieder restaurierten.
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Wenn man durch das zweite Tor geht, kommt man auf den Innenhof des Schlosses. Von dort aus kann man drei verschiedene Ausstellungen besichtigen, die im Schloss untergebracht sind. Wir beginnen im Keller, wo man verschiedene Aspekte des Lebens am Land im 19. Jhd. zeigt. Schon allein die weitreichenden Kellergewölbe sind einem Labyrinth ähnlich und stimmen den Besucher mindestens ebenso viel auf vergangene Zeiten ein, wie die Ausstellungsgegenstände an sich.
Hier gibt es, wie gesagt, Dinge, die vor gut hundert Jahren zu den täglichen Gebrauchsgütern gehörten, seien es Milchkannen, Küchengeräte, Gedecke oder Werkzeuge. Es gibt übrigens eine ganze Sammlung von Hämmern und Zangen in einem Raum.
Als Hilfe für den Besucher sind überall Tafeln mit Erklärungen angebracht, sodass der Besuch selbsterläuternd ist.
Wenn man vom Landleben genug gesehen hat, kann man in den ersten Stock hinaufgehen. Dort wird das Leben eines Edelmannes aus früherer Zeit dargestellt. Auch hier geben in jedem Raum diverse Schilder Auskunft über Gebrauch und Sitten in früherer Zeit. So lernt man, dass für einen jungen Edelmann der Lateinunterricht ab dem fünften Lebensjahr ein Muss war. Später standen dann Waffenkunde, Pferdesport und Mathematik auf dem Stundenplan, aber auch Musik und gutes Benehmen.
Alles wird sehr lebensnahe gezeigt, wofür die Briefe, die auf dem Schreibtisch liegen, ein Beispiel sind. |
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Mir gefällt, dass man das mittelalterliche Ambiente zum Teil auch in der modernen Form des Schlosses behalten hat. Hier in der Jungfraukammer sieht man die alten Sitzbänke beim Fenster. Beim Unterricht sah es bei den Mädchen allerdings traurig aus.
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Ende des 17. Jhd. konnten gerade einmal vierzehn Prozent ihren eigenen Namnenszug auf die Heiratsurkunde setzen. Andererseits war die Alternative zur Heirat lediglich das Kloster ...
Und immer wieder entdeckt man neue Dinge, wie zum Beispiel diese Gabel aus dem 15. Jhd. Aber es ist nicht ihre Form, sondern ihre Funktion, die erstaunlich ist. Man benutzte sie, um damit im Wasser des Schlossgrabens umzurühren, sodass die Frösche nicht quakten, wenn der Hausherr seine Ruhe haben wollte.
Eine andere, nicht ganz so originelle, aber doch nette Überraschung ist die Wandmalerei, die hinter einer Ecke plötzlich auftaucht. Sie ist zwar aus moderner Zeit, aber sie passt sich der Umgebung durch das Thema an - sie zeigt verschiedene Szenen aus Ritterspielen.
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Ein Stockwerk höher kommt man zur dritten Ausstellung, die der Jagd gewidmet ist. Wieder gibt es eine Überraschung. Ein Teil der Einrichtung ist nämlich aus Geweihen hergestellt, oder mit solchen verziert.
Außerdem wird die lokale Fauna durch ausgestopfte Tiere veranschaulicht, die ebenfalls recht lebensnah dargestellt werden. Betrachten Sie doch nur die Wildkatze ...
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Aber auch der wütende Wildschweinseber, der - vielleicht schon verwundet - auf einem Hinterbein eingeknickt ist, könnte kaum ausdrucksvoller sein. Ich bin nicht unbedingt ein Freund der Jagd, weil es allzuviele selbstsüchtige Jäger gibt, denen die Trophäe das einzig Wichtige ist.
Natürlich sehe ich aber ein, dass ein schnell wachsender Wildstamm reduziert werden sollte, oder auch, dass man die Zuchttiere der Bauern schützen muss, und so weiter - sodass es also genug Gründe für eine verantwortungsvolle Jagd gibt.
Natürlich ist Sankt Hubertus - der Schutzpatron der Jäger - auch der Schutzheilige der Schlosskapelle. Schließlich ist er nur ein paar Kilometer von hier begraben worden - in der Kirche des Ortes, der seinen Namen trägt.
Nach der Schlossbesichtigung hat man gegen Auszahlung auch noch die Möglichkeit, das zum Schloss gehörende Feuchtgebiet zu durchstreifen, was wir aber aus Zeitgründen ablehnen müssen. Dennoch gelingt mir - Dank des Zoomes meiner Kamera noch ein netter Schnappschuss.
Dieses Schloss - geografisch ziemlich versteckt und auch sonst nicht sehr bekannt - erwies sich als ein Volltreffer, den ich nur weiterempfehlen kann.
© Bernhard Kauntz, Wolvertem 2009
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