CHATEAU DU CLOS LUCÉ


Es grenzt an Überheblichkeit, dieses Wohnhaus Schloss zu nennen, daher gebe ich auch nur den französischen Namen wieder. Aber klar, hat eine so große Berühmtheit wie Leonardo da Vinci hier gelebt, dann kann man mit ein wenig französischem Selbstbewusstsein auch ein Schloss daraus machen. Überheblichkeit ist es ohne Zweifel auch, stolze 12,50 Euro für den Eintritt zu verlangen. Aber auch das ist klar: kommt der Besucher schon nach Amboise, dann will er auch das da Vinci-Museum besuchen und da zahlt er schon die 5 Euro mehr, als es wert ist. In diesem Preis sind allerdings auch die vielen Rechtschreibfehler bei den Übersetzungen inbegriffen.
Verstehen Sie mich bitte richtig. Ich bin ein großer Fan von Leonardo da Vinci, nicht zuletzt wegen seiner Vielseitigkeit. Aber vermutlich würde auch er selbst finden, dass sein Name hier ausgenützt wird ... Doch genug darüber.

Hier wohnte Leonardo also während seiner letzten Lebensjahre, nachdem ihn König Franz I von Frankreich hierher eingeladen und ihm diesen Wohnsitz zur Verfügung gestellt hatte.
Die Geschichte des Hauses ist auch erwähnenswert. Es wurde von Etienne Le Loup, einem Küchengehilfen bei König Ludwig XI, im Jahr 1471 erbaut, nachdem ihn dieser in den Adelsstand erhoben hatte. Karl VIII kaufte es dann von dem ehemaligen Diener.

Man beginnt den Rundgang in dem ehemaligen Wachtturm, steigt in den ersten Stock hinauf und kommt dann über den Wehrgang in das Schlafzimmer Leonardos.


Der Innenhof von Clos Lucé

Ein Himmelbett aus der Renaissance
Das Universalgenie war aber nicht nur Techniker und Maler, sondern er veranstaltete auch Feste für den Königshof, bei denen er mit diversen Überraschungen aufwartete. So hatte er einmal einen mechanischen Löwen konstruiert, dessen Brust sich öffnete um dann dort die Lilien des französischen Königshauses (sprich Franz I) zu offenbaren.


Die Verkündung Mariae
An den Wänden hängen Kopien verschiedener Gemälde von Leonardo, sowie auch Zitate von ihm, von denen die meisten äußerst durchdacht sind.
Dieses, auf dem Bild rechts, besagt: "Studiere die Wissenschaft der Kunst und die Kunst der Wissenschaft."
Nach dem Arbeitszimmer Leonardos geht es wieder die Treppe hinunter ins Erdgeschoß. Hier befindet man sich zunächst in der Hauskapelle der Anne von Bretagne, der Gattin von Karl VIII. Hierher, weitab vom Trubel des Hofes, suchte sich die Königin, nicht zuletzt, um ihre früh verstorbenen Kinder zu beweinen.
Die Wände sind mit Fresken verziert, die angeblich die Schüler Leonardos gemalt haben. Über dem Tor befindet sich die "Jungfrau des Lichts", weil ihre Füße auf einer Sichel von Licht ruhen. Sie wird auch "Virgo Lucis" genannt - davon leitet sich vielleicht der Name "Lucé" ab.

Danach kommt ein Raum, der Leonardo als Atelier gedient haben soll, wohl wegen des guten Lichtes. Aber die Einrichtung stammt aus dem 18. Jhd., als sich das Haus im Besitz der Familie D'Amboise befand.

Der Kristalllüster stammt aus Venedig und die Gobelins sind aus Aubusson. Sie zeigen unter anderem die Einnahme Jerusalems durch die Türken. Die Möbel in den folgenden Räumen sind hauptsächlich im Louis-Quinze-Stil gehalten, oder aus der Zeit dieses Monarchen. Im kleinen Salon gibt es ein Weinfass aus Fayence, auf dem ein leicht beschwipster Bacchus sitzt. Im großen Renaissancesaal, der Leonardos Empfangssaal war, ist das Mobiliar heute noch ausschließlich aus der Renaissancezeit.
Hier hängt unter anderem ein Gobelin aus Flandern, auch spanische Renaissancestühle mit Cordoba-Leder stehen hier, geschnitzte Holztruhen aus dem 16. Jhd. - und auch die Urkunde, die bestätigt, dass Karl VIII 3500 Taler für das Haus bezahlt hat, ist zu sehen.

Das Mobiliar der anschließenden Küche ist ebenfalls aus dem 16. Jhd., so wie die diversen Küchenutensilien, die dort gezeigt werden.

Im Untergeschoß gibt es schließlich 4 Säle, in denen die Erfindungen Leonardos gezeigt werden. Hier ist ein Modell eines Presslufthammers und eines Raddampfers abgebildet.

Insgesamt gibt es 40 Maschinen zu sehen, die alle nach den Zeichnungen Leonardo da Vincis gebaut wurden.
Weitere technische Errungenschaften können Sie im Garten erleben, wo viele Modelle in großer Skala nachgebildet wurden, 16 davon sind interaktiv. 32 Leinwände, drei bis vier Meter hoch, geben Details aus Leonardos Werk überdimensional wieder. Außerdem gibt es diverse technische Spielereien, bei denen Sie zum Beispiel "Leonardos" Stimme hören ... Aber Sie können auch Bildershows und Videovorführungen besuchen, um mehr über das Genie und sein Werk zu erfahren.


© Bernhard Kauntz, Västerås 2008



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last update: 14.5.2008 by webmaster@werbeka.com