Schönbrunn - nicht nur ein Schloss


Das Deutsche hat, wie viele andere Sprachen auch, die Eigenheit, bei zusammengesetzten Wörtern das bestimmende Wort an den Anfang zu setzen und zu betonen. So heißt es zum Beispiel Eisenbahn, um sie von der Autobahn zu unterscheiden. Auch die Gießkanne wird betonterweise von der Milchkanne getrennt. (Mein Gott, bin ich schon alt - ich bin wirklich noch mit der Milchkanne einkaufen gegangen!)

Dasselbe passiert beim Freigeist, der ein liberaler Denker ist und sich sehr von jemand unterscheidet, der geistfrei ist. Aber Sie verstehen schon, was ich meine. Nun, normalerweise müsste es dann ja auch Schönbrunn heißen, um das Schöne dieses Brunnens hervorzuheben. Das tut es aber nicht! Es heißt Schönbrunn. Das kommt natürlich daher, dass in Wien so Vieles schön ist, dass man das Schöne gar nicht hervorzuheben braucht, sondern eher das Ding, das gerade in diesem Fall schön ist.

Doch jetzt genug der Sprachentheorie. Wenn man heute Schönbrunn sagt, denken die allermeisten an das Schloss und vielleicht an den Tierpark - obwohl es klarerweise ein Brunnen war, dem man diese Bezeichnung verdankt.

 

Der Name soll Anfang des 17. Jhd. entstanden sein, als Kaiser Matthias den schönen Brunnen auf einer Jagd entdeckte. 1642 wurde der Name zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Das alte Jagdschloss in der Nähe wurde 1683 bei der zweiten Türkenbelagerung zerstört, daher gab Joseph I den Auftrag an Fischer von Erlach, ein neues Schloss zu erichten. Aber erst durch Maria Theresia kam es zu seinem heutigen Ruhm, da sie es nach großen Umbauten zum Sommersitz der Habsburger erhob. Das war ein deutliches Zeichen einer Trendwende in der österreichischen Orientierung dem Ausland gegenüber. Maria Theresias Vater, Karl VI, hatte noch große Pläne für das Stift Klosterneuburg gehabt, das er nach dem spanischen Vorbild El Escorial errichten wollte. Nach seinem Tod wandte sich Maria Theresia lieber Schloss Schönbrunn zu, das in seiner neuen Ausführung ja viel eher vom französischen Versailles inspiriert ist. Heute hat das Schloss nicht weniger als 1441 Räume.

Nikolaus von Pacassi und später Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg waren für die Umgestaltung verantwortlich. Letzterer war auch der Architekt der Gloriette. Die Gloriette ist ein Arkadengang auf einer Anhöhe, die den Schlosspark abschließt. Sie hat keine andere Funktion, als ein Blickfang zu sein. Heute ist jedoch ein Café dort untergebracht. Sämtliche Gebäude sind natürlich bis heute in "kaisergelb" verputzt.

Auch der Schlossgarten wurde nach französischem Muster konzipiert, die strenge Blumenornamentik und die getrimmten Bäume der Alleen sind auch in unseren Tagen ein lebendes Beispiel dafür.

Franz Stephan von Lothringen, der Gatte Maria Theresias, ließ 1752 in der Nähe des Schlosses den ersten Tierpark der Welt errichten. Schon 1778 wurde der Zoo an Sonntagen bei freiem Eintritt(!) der Bevölkerung zugänglich gemacht. Ende des 18. Jhd. gab es Bären, Elefanten und andere exotische Tiere in der "kaiserlichen Menagerie" zu bestaunen. Der Tierpark ist auch heute ein Publikumsmagnet.

Eine weitere Attraktion mit geschichtsträchtiger Vergangenheit ist das Palmenhaus - Pavillons mit Pflanzen aus aller Welt und in den letzten Jahrzehnten auch mit frei flatternden Schmetterlingen.

Bedenkt man nun, dass all das aber nur zu einer Sommerresidenz gehört, dann versteht man leichter, warum es in Wien Schönbrunn heißt.


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