Wien 14., Wagnervilla - |
Otto Wagner, "der" Jugendstilarchitekt Wiens, erbaute sich im Jahr 1888 ein Sommerhaus im Haltertal in Hütteldorf, einem der damaligen Vororte der Stadt. Das "Sommerhaus" ist an sich sehenswert; wenn Sie in der Nähe sind, sollten Sie einen Abstecher in die Hüttelbergstraße machen, wenn auch nur, um einen Blick darauf zu werfen. Eine große Freitreppe führt hinauf zu einer Arkadenhalle, die von zwei Flügeln umgeben ist. Ein paar Jahre später wohnte Otto Wagner mit seiner Familie ganzjährig in dieser seiner Schöpfung - bis 1911, als die Kinder ausgeflogen waren und die Villa zu groß geworden war. |
1988, zum 100. Geburtstag der ursprünglichen Wagner-Villa, eröffnete Ernst Fuchs in diesem Haus ein Privatmuseum, das Beispiele aus allen Epochen seiner Lebenszeit zeigt; viele davon wurden ganz speziell für dieses Museum erschaffen. Man sagt, dass die Symbolik in Ernst Fuchs Werken an keinen bestimmten Mythos angelehnt ist, sondern dass sie aus "hybrider Vermählung von Hybriden" besteht, wie Marcel Brion es ausgedrückt hat. In Königin Esther, die auf der Terrasse den Eingang behütet und gleichzeitig willkommen heißt, sehe ich eine Zusammenfassung der menschlichen Geschichte und gleichzeitig ihre Zukunft. Die Rundungen der Gestalt, die ausgeprägten Schenkel und die hervortretenden Brüste erinnern ohne Zweifel an die 20 000 Jahre alte "Venus von Willendorf", die im Naturhistorischen Museum bewundert werden kann. Sie ist "die Urmutter schlechthin", laut Fuchs selbst. Gleichzeitig weist sie auf die Tendenz zum Matriarchismus hin, dessen Anfänge wir bereits im letzten Jahrhundert des vorigen Jahrtausends miterlebt haben. |
Schließlich möchte ich Ihnen nicht die Gedenktafel vorenthalten, die Sie in einem der Zimmer finden. Sie ist Leopoldine Fuchs, der Mutter von Ernst, gewidmet, mit folgendem Text:
"Dem Andenken unserer geliebten Großmutter und Urgroßmutter, der Ernst Fuchs dieses Haus schon als Kind versprochen hat: 'Mama, wenn ich einmal groß bin, schenke ich dir dieses Haus.' Nachdem er 1972 sein Versprechen eingelöst, das Haus erworben und renoviert hatte, lebte seine Mutter bis zu ihrem Tode hier." Freilich kann man das auch als Eigenlob sehen, aber ich glaube, das ist weit gefehlt. Es ist viel mehr die Freude des kleinen Jungen, sein Versprechen erfüllt haben zu können. Und so gesehen, rückt diese Tafel das ganze museale Umfeld mitten in die menschliche Wirklichkeit. |