Wien 1., Stadtspaziergang (Teil 3)
Im Urlaub ein Jahr später machten wir wieder einen von Henriette Mandls Stadtspaziergänge. Ausgangspunkt ist wieder der Stephansplatz, doch diesmal wenden wir uns zunächst nach Norden und gehen in die Rotenturmstraße. Der Straßenname ist uralt - zur Zeit der Babenberger gab es tatsächlich einen roten Turm, der Teil der Befestigungsanlage am Donaukanal war.
Zu diesem Turm gibt es gleich eine Geschichte: Man hängte einst eine Speckseite an den Turm und ließ verlautbaren, dass sie dem gehöre, der in seinem Haus nicht unter dem Pantoffel stand und sie herunterholen konnte.
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Nun, es waren gar nicht viele, die es probierten - als schließlich ein Schuster daherkam und meinte, er sei ganz sicher der Herr im eigenen Haus. Er zog sich den Rock aus und machte sich daran, am Turm empor zu klettern. Doch plötzlich besann er sich und gab sein Ansinnen auf. "Meine Frau wird mir böse sein, wenn ich mir die Hose schmutzig mache", erklärte er, bevor er wieder in der Menge verschwand.
Doch zurück zur Rotenturmstraße: gleich rechter Hand finden wir das erzbischöfliche Palais, das etwa zwischen 1630 und 1640 erbaut wurde, möglicherweise nach einem Entwurf von Giovanni Coccapani. Wir sehen hier die Ornamentik über dem Eingangstor des Gebäudes. Letzteres hatte die Bischöfe Anton Wolfradt und Philipp Friedrich Graf von Breuner als Bauherren.
Wien wurde erst 1722 zur Erzdiözese erhoben, allerdings hatten alle Bischöfe ab 1631 von Kaiser Ferdinand II den Reichsfürstentitel erhalten.
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Es wird empfohlen, auch die Höfe dieses Palais zu betrachten - der Eingang befindet sich rechts um die Ecke in der Wollzeile. Allerdings ist er für die Öffentlichkeit nur zugänglich, wenn man den Portier bittet, aufzumachen. Dieser ist ein erfahrener Mann, der schon weiß, was man will, wenn er das Buch in der einen Hand und den Fotoapparat in der anderen sieht ... Aber mit ein paar Scherzworten wird man eingeladen, sich in den Höfen umzusehen.
Gleich im ersten Hof hat man einen tollen Anblick der beiden Türme des Stephansdomes und man kann sich viel besser vorstellen, wie die Kirche wohl aussähe, wäre auch der Nordturm vollendet worden.
Kommt man dann in den zweiten Hof, fallen zuerst die efeuumrankten Arkaden auf, bevor man auf die Statuen aufmerksam wird, die die Eingangswand zieren. Hier finden wir zwei vergoldete Herren, sowie eine vergnügte Dame, die in der Mitte sitzt.
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Die Dame ist die Temperantia, die Mäßigkeit oder Ausgewogenheit, erklärt unser Buch. Sie schwingt zwar fröhlich einen Becher, aber aus ihrem Krug rinnt ja nur Wasser. Die beiden "Goldenen" sind zwar je mit einem Zepter und einem Reichsapfel bewaffnet, nähere Angaben finden wir jedoch nicht. Daher wird beim Zurückgehen der freundliche Portier befragt. Er ist ziemlich überzeugt, dass es sich um zwei Ferdinand handelt, aber bei den Ordnungszahlen ist er nicht ganz sicher. Nun, inzwischen weiß ich, dass es die Kaiser Ferdinand II beziehungsweise Ferdinand III sind. Ein Wort ergibt dann das andere und plötzlich haben wir eine halbe Stunde verplaudert.
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Wir verlassen das erzbischöfliche Palais letztendlich und gehen auf der Wollzeile die paar Schritte zur Rotenturmstraße zurück. Dort gehen wir erst rechts und biegen dann gleich links ein, in den Lichtensteg. Das ist nur eine kleine Verbindungsgasse, die zum Hohen Markt führt. Unterwegs passieren wir aber zunächst die Kramergasse, an deren Ecke sich einst das "Bretzneck" befand, wo man schon seit 1391 Brezel (das Zunftzeichen der Bäcker) verkaufte. Noch ein Stückchen weiter finden wir auf der anderen Straßenseite die Apotheke "Zum Roten Krebs". Auch sie hat alte Ahnen und steht hier schon mindestens seit dem 16. Jhd. Man war auch Hoflieferant und übrigens die erste Apotheke, die auch homöopathische Mittel verkaufte. Der Name erinnert an den früher angrenzenden Fischmarkt und an eine Zeit, in der die gekochten, roten Krebse als Delikatesse galten, wie zum Beispiel heute noch in Schweden.
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Gleich danach kommt man auf den Hohen Markt, der wahrscheinlich der älteste Platz in Wien ist. An dieser Stelle war schon zur Zeit der Römer das Heerlager "Vindobona" aufgeführt worden. Daran erinnert heute das Römermuseum, das unbedingt einen Besuch wert ist. Aus Platzgründen ist der Bericht darüber jedoch auf einer eigenen Seite zu finden - ich bitte Sie, dem obigen Link zu folgen.
Wenn man, wie wir, den Hohen Markt von der Stadtmitte her betritt, sieht man zunächst rechter Hand die Ankeruhr. Sie wurde von der Versicherungsgesellschaft "Der Anker" bestellt und von Franz Matsch zwischen 1912 und 1914 errichtet. Das Besondere an ihr ist, dass jede Stunde einer Figur zugeordnet ist, die dann diese Stunde von 0 bis 60 Minuten trägt. Auf dem Bild links ist es also ein Uhr fünfzehn. Zu Mittag und um Mitternacht sieht man alle zwölf Figuren in einer Prozession vorbeiziehen. Diese Figuren sind historische Personen und sind chronologisch angeordnet.
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Während der römische Kaiser Marc Aurel zwischen ein und zwei Uhr vorüberzieht, ist es eine Stunde später (Bild links) Karl der Große. Dann folgen Herzog Leopold VI der Glorreiche, Walther von der Vogelweide, König Rudolf von Habsburg, Hans Puchsbaum, Kaiser Maximilian I, Bürgermeister Andreas von Liebenberg, Graf Rüdiger von Starhemberg, Prinz Eugen von Savoyen, Kaiserin Maria Theresia und Joseph Haydn. Die letzten drei Regenten sind von ihrem jeweiligem Gemahl begleitet. Unter der Uhr gibt es ein Verzeichnis der Träger der Stunden, sowie eine Erklärungstafel.
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Diese besagt: "Hier auf dem ältesten Platze Wiens, in dessen nächster Nähe sich das Kommandogebäude (Praetorium) des Römerlagers Vindobona befand, ließ die im Jahre 1858 gegründete allgemeine Versicherungs-Aktiengesellschaft DER ANKER in den Jahren 1912-1914 den Ankerhof erbauen - gleichzeitig schufen hervorragende Künstler die Ankeruhr. Sie ist den Wienern gewidmet."
Vielleicht auch ein paar Erklärungen zu den Personen: Walther von der Vogelweide war ein Minnessänger, Hans Puchsbaum war Baumeister am Stephansdom und hat die Pläne für den Nordturm entworfen. Liebenberg war Bürgermeister während der zweiten Türkenbelagerung von Wien, Starhemberg war Verteidiger der Stadt zu diesem Zeitpunkt. Prinz Eugen schließlich verfolgte die Türken über den ganzen Balkan und schlug sie in Schlacht nach Schlacht. Für Joseph Haydn braucht es wohl keine Erklärung? Die übrigen waren Regenten von Österreich, beziehungsweise von dem, was Österreich werden sollte.
Der Platz an sich wird bereits im 13. Jhd. als "Hoher Markt" erwähnt, man referiert an ihn jedoch schon zu dieser Zeit als "alter Markt". Ohne Zweifel war er ein zentraler Punkt in der Stadt - heute ist vor allem der "Vermählungsbrunnen" auffällig, der etwa in der Mitte des Platzes steht. Kaiser Leopold I hatte 1702 ein Gelöbnis getan, er würde hier dem Hl. Joseph ein Denkmal errichten, wenn sein Sohn, der spätere Kaiser Joseph I, die Belagerung von Landau überleben und als Sieger heimkehren sollte. Der Brunnen wurde von Johann Bernhard Fischer von Erlach 1706 in einer hölzernen Version aufgestellt und von seinem Sohn Joseph Emanuel in der heutigen Form erbaut. Leopold war allerdings schon ein Jahr vorher gestorben - deshalb wurde sein Gelübde von Sohn Joseph vollzogen. Die hier gezeigte Vermählung soll die zwischen Joseph und Maria darstellen. Allerdings war die erste Version schon fünfundzwanzig Jahre später von Wetter und Wind stark gezeichnet, sodass Kaiser Karl VI den Brunnen in "Erz und Marmor" neu aufbauen ließ.
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Auf dem Hohen Markt stand an der Ecke zur Tuchlauben seit 1440 auch die Schranne, das Gerichtshaus, wo die Urteile von der Freitreppe aus verkündet und öfter auch gleich vollzogen wurden. Aus diesem Grund befand sich auch ein Galgen auf dem Hohen Markt - Rösser für eine Vierteilung konnte man damals wohl überall aufbringen.
Als man die Schranne 1855 abriss, fand man auf der Rückseite des Ziffernblattes der Uhr eine Inschrift: "Diese Uhr schlägt keinem Glücklichen."
Auch der Pranger befand sich hier, wo man die kleineren Untaten absitzen konnte. Bis 1710 stand das "Narrenkotterl" der Schranne gegenüber, einige Käfige, wo man die Sünder öffentlich zur Schau stellte.
Aber nicht nur die Gerichtbarkeit befand sich hier. In dem Quartier von der Judengasse bis zur Marc-Aurel-Straße stand schon im 13. Jhd. ein einziges Gebäude - der Berghof. Man beschrieb ihn als das älteste Gebäude der Stadt, von wo aus die übrige Besiedlung ausging. Der Berghof wurde aber im 17. Jhd. niedergerissen. Eine Inschrift am heutigen Haus erinnert noch daran.
Zur Gildenzeit standen mehrere Zunfthäuser um diesen Platz herum, unter anderen das der Schuster, der Leinenweber und der Kerzenmacher.
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Der Platz wurde auch für Feste verwendet - so zum Beispiel für das 1481 erwähnte Johannesfeuer, das allerdings 1524 verboten wurde, vermutlich weil die Ausschweifungen zu arg wurden.
Hauptsächlich aber diente der Platz zum Verkauf von Fischen. Die Fischhändler waren jedoch gezwungen, das Bürgerrecht und "ein eheliches Weib" zu haben, um hier Fische verkaufen zu dürfen. Seit Mitte des 16. Jhd. gab es hier einen Brunnen, der Wasser aus Hernals (damals ein Vorort von Wien) lieferte, damit die Fische in genügend Frischwasser planschen konnten.
Und weil wir gerade beim Essen sind: der Würstlstand ist als ein Stück Wiener Kultur zu sehen, der am Hohen Markt besitzt auch Tradition. Heute sind die meisten modernisiert, aber ich erinnere mich noch an die Bretterbuden meiner Kindheit. Trotz allem gab es auch damals schon diverse gebratene Würste mit einem Stück Brot oder einer Semmel. Dazu süßen oder scharfen Senf, aber damals noch kein Ketchup - das wurde erst modern durch die amerikanische Verwässerung unserer Kultur ...
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Bier gehörte aber auch schon damals dazu - auch wenn die heute gängige "Sechzena Hüsn" noch unbekannt war, weil das Bier noch nicht in Dosen verkauft wurde. Für Nichtwiener sei gesagt, dass obiges Bier einer Dose Ottakringer entspricht. Ottakring ist der sechzehnte Bezirk in Wien und die Hülse eine erfindungsreiche Umschreibung der Dose.
Ich habe in vielen Ländern heiße Wurst oder sonstiges "Fastfood" gegessen, aber mir wenigstens schmeckt eine dunkle "Waldviertler" oder eine "Käsekrainer" - eine andere österreichische Erfindung - am besten.
Gegessen wird stehend an den Seiten des Würstlstandes - ganz demokratisch - egal ob es ein Bauarbeiter oder der Direktor der Versicherungsgesellschaft im Hinter grund ist, der auf ein schnelles Mittagessen vorbeikommt. Das seinerseits kann natürlich - zwischen zwei Bissen, meistens in aller Freundschaft - zu recht interessanten Diskussionen führen, was auch für etwaige Zuhörer das Essen unterhaltender macht.
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Aber nun genug vom Hohen Markt, schließlich gibt es in Wien noch viel mehr zu sehen. Wir biegen in die Judengasse ein und sehen dort die Hl. Barbara, die an der Fassade das Haus Nummer 4 beschützt. Das Haus selbst ist neueren Datums, während Barbara schon frühere Generationen des Hauses geschmückt hat. Wahrscheinlich auch schon den Lazenhof, der sich bis 1852 an dieser Stelle befand. Noch heute erinnert ein Schild an der Mauer an diesen Namen. Wolfgang Laz oder Lazius wurde hier im Jahr 1514 geboren. Er war ein vielseitiger Mensch, Rektor der Universität, Leibarzt von Kaiser Ferdinand I, Direktor des Münzamtes und schließlich noch Hofhistoriker. Ihm verdanken wir die erste Aufzeichnung der Geschichte Wiens, nämlich "Chronika oder historische Beschreibung der weitberühmten kaiserlichen Hauptstadt Wien in Österreich". Wenn auch nicht ganz fehlerfrei, gab er damit auch den Anstoß zur Entdeckung des einstigen Römerlagers Vindobona.
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Wolfgang Laz ist übrigens nicht weit von hier in der Peterskirche begraben.
Nur ein Stückchen weiter finden wir wieder lebendige Geschichte. Wir sehen hier ein Beispiel der alten Sperrläden mit quergestellten Eisenbalken. Hier waren früher die jüdischen Altwarenhändler, die ihre Geschäfte gegen Plünderungen schützen mussten. Das Tätowier- und Piercingstudio, das heute dort untergebracht ist, hat diese Verschanzung wohl nicht mehr nötig, aber auf diese Art transferiert man gleich historische Belege. Weniger historisch und kaum verschönernd sind alle Grafitti-Signaturen ...
Wir biegen links in die Sterngasse ein, wo wir gleich auf Nummer eins eine Bar finden, die sich "Zum Stamperl" nennt. Hier wird es wieder Zeit für eine Übungsstunde Wienerisch. Ein Stamperl ist ein kleines Schnapsglas, das höchstens ein paar Zentiliter fasst. |
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Mein Alt-Wienerisch Wörterbuch belehrt mich, dass Stamperl ursprünglich von Stumpf, Stumpen oder Stummel kommt, weil es so klein ist. (Denken Sie an Baumstumpf oder Zigarettenstummel.) Bier trinkt man in Wien übrigens aus einem Krügerl (0,5 Liter) oder einem Seidel (0,3 Liter). In "ein Glaserl mit einem Henkel (a Glasal mid an Hengl)" gehört allerdings Wein, wie ein altes Wienerlied feststellt.
Bevor wir allzu durstig werden, gehen wir noch ein Haus weiter, wo wir den Wiener Neustädter - Hof finden, der 1734 errichtet wurde. Dort an der Wand ist ein Stein angekettet und ein Schild erklärt: "Anno 1683 Iahr den 20 Iuly ist diser Stein aus einer Mörser von den Dyrckh aus der Leoboldstatt herein geworffen worden. Wegt 79 Pfundt."
Die Leopoldstadt, der zweite Bezirk Wiens, liegt ein ganzes Stück weg, da lagen mindestens ein Donauarm und etliche Häuser dazwischen.
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Wir gehen in der Sterngasse zurück und kommen nun zur Ruprechtskirche. Aber bevor wir uns der Kiche zuwenden, gehen wir die Stiege hinter der Kirche hinunter. Gleich rechts davon stehen römische Steinquadern, die man 1962 beim Abriss des Hauses Sterngasse 5 gefunden hat. Sie stammen aus der Badeanlage des Legionslagers, wie die Tafel darunter erklärt.
Wieder oben, gehen wir in die Seitenstettengasse, um zum Eingang der Kirche zu kommen. Auf Nummer 6 stand hier ein Haus aus dem 12. Jhd., das man aber - wie viele andere Häuser - bei der Stadterneuerung im 19. Jhd. abgerissen hat, ohne sich um die historischen Werte zu kümmern.
Hier am Ruprechtsplatz beginnt auch das sogenannte Bermuda-Dreieck Wiens. Es ist so benannt, weil hier ein Lokal neben dem anderen liegt und weil so manch einer nach einer langen Nacht verschwunden war - wenigstens bis er wieder nüchtern wurde.
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Die Kirche wird als älteste Kirche Wiens bezeichnet und soll um 740 gegründet worden sein. Sicher ist, dass die Kirche in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1200 erwähnt wird, in der Heinrich II Jasomirgott dem Schottenstift unter anderem die Ruprechtskirche überträgt. In dieser Urkunde wird sie als die älteste Kirche bezeichnet. Der Namenspatron der Kirche, St. Rupert, ist Schutzheiliger von Salzburg, beziehungsweise der Salzschiffer. Da Letztere ihre Schiffe am naheliegenden Salzgries anlegten, ist es natürlich, dass die Kirche diesen Namen erhielt, wenn sie nicht sogar von den Salzschiffern gegründet wurde. Es gibt außerdem Quellen, die behaupten, dass man in der Kirche das Salz, das damals ganz hohen Wert besaß, an Einzelhändler verkaufte.
Ursprünglich war die Kirche einschiffig, das südliche Seitenschiff wurde erst später dazugebaut, vielleicht nach dem Brand im Jahr 1276, als auch der Turm um ein Stockwerk erhöht wurde.
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Im Inneren findet gerade eine Musikprobe statt - die Kirche hat die Absicht Glaube und Kunst zu vereinen, sowie sich um Ökumene zu bemühen. Wir finden auch einige arabische(?) Bibeln in den hinteren Kirchenbänken.
Im Mittelfenster des Chores befindet sich das älteste bemalte Glasfenster in Wien, die beiden oberen Teile stammen nämlich aus dem 13. Jhd.
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Die Kirche hat noch zwei Sehenswürdigkeiten, die man nicht übersehen sollte. Auf der Wand zur Empore ist die Jahreszahl 1439 und das ominöse AEIOU dargestellt. |
Wieso vierzehnhundert, das sieht doch eher wie ein Zweier oder ein Achter aus! Tatsache ist, dass man früher den Vierer als halben Achter schreiben konnte - und dass unser oben geschlossener, gedruckter "4" noch immer dasselbe Abbild ist, wenn man ihn um 45 Grad nach rechts dreht. So war es auch bei den Römern, wo der Fünfer (V) ein halber Zehner (X) war. |
Daher kommt übrigens der Ausspruch: Du kannst mir doch nicht ein X für ein U vormachen. Wenn man nämlich zum Beispiel in Gasthäusern "auf Kreide" kaufte, fiel es dem Wirten leicht, mit eben dieser Kreide die Arme des V nach unten zu verlängern, sodass daraus ein X wurde.
Das AEIOU ist der Wahlspruch von Kaiser Friedrich III (1415 - 1493), die Bedeutung davon ist allerdings verloren gegangen. Das heißt, eigentlich nicht verloren gegangen, aber heute ist es schwierig die richtige Bedeutung zu finden - unter all den mehr als 300 überlieferten. "Austria erit in orbe ultima" ist die gebräuchlichste Version, die - frei übersetzt - bedeutet: "Österreich wird immer bestehen", oder, wenn man es wörtlich nimmt: "Österreich wird im Erdkreis das letzte (Land) sein". Dies hätte auch den Vorteil, dass man die fünf Vokale mit demselben Sinn ins Deutsche übersetzen kann: "Auf Erden ist Österreich unsterblich".
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Ich komme gleich zur zweiten Sehenswürdigkeit, aber wir wollen zunächst noch ein wenig über den St. Ruprecht sprechen, um die richtige Reihenfolge einzuhalten. Er steht hinter der Kirche als Statue, mit einer (Salz)Butte und einer Kette als Attribute. (Die zweite Hand mit dem Bischofsstab hat er inzwischen verloren.) Als Begleiter des Nikolaus ist der Knecht Ruprecht, beziehungsweise der Krampus - im süddeutschen Raum, wie auch in Ungarn, Tschechien und Teilen von Italien und Kroatien - ebenfalls mit diesen Attributen versehen. Im Raum um Berchtesgaden wird der Krampus sogar als "Buttnmandl" bezeichnet. Wieso der St. Ruprecht zum Krampus in teuflischer Gestalt wurde, weiß ich aber nicht.
Bischof Rupert (der Name leitet sich von Hrodbert, Hruedprecht oder Zwischenformen ab) kam aus Worms und wurde erster Bischof in Salzburg. Er gründete das Kloster St. Peter - das heute das älteste Kloster Österreichs ist, wie auch das Nonnenkloster auf dem Nonnberg, das älteste Frauenkloster im Alpenraum.
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Er war Missionar und gründete viele Kirchen in der Umgebung Salzburgs. Vom Herzog bekam er auch das Recht zur Salzgewinnung. Er soll seinen Todestag gekannt haben (Ostersonntag im Jahr 718), in seine Bischofsstadt zurückgekehrt sein und sich dort einen Nachfolger erwählt haben. Dies war St. Vitalis - und hier kommen wir zur nächsten Sehenswürdigkeit.
In dem Schrein im Bild liegt nämlich ein Skelett, das die Reliquie des heiligen Vitalis sein soll. Während des Barocks hat man ihm schöne Kleider angezogen. Tatsächlich aber ist das ganze Skelett aus der Barockzeit - keine Frage, es ist nicht Bischof Vitalis, der hier liegt.
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Allerdings gibt es in diesem Schrein auch eine Phiole mit Blut, vielleicht ist dies die wirkliche Reliquie und das Skelett nur "zur Verdeutlichung" hineingelegt worden ... Vielleicht hat man aber auch vor 300 Jahren beim Ankleiden die Gerippe vertauscht?
Unsere Stadtwanderung geht noch weiter, aber aus Platzgründen kommt der nächste Teil auf einer neuen Seite, im Teil 4.
© Bernhard Kauntz, Wolvertem, 2009
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Seite erstellt am 5.10.2009 by webmaster@werbeka.com
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