Wien 1., Die Augustinerkirche


Die Augustinerkirche ist heute fast völlig vom übrigen Stadtbild eingeschlossen, nur die Seite, an der sich der Eingang befindet, liegt am Josefsplatz. Sie ist ein Teil der Hofburg, nämlich dem, der zur Albertina führt. Die Albertina ist ein Kunstmuseum, das eine der größten graphischen Sammlungen der Welt beherbergt, benannt nach Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Auf ihn werden wir später zurückkommen.
Die Kirche wurde schon 1327 von Herzog Friedrich dem Schönen gestiftet. Es war eine Schenkung an den Augustiner-Orden. Es dauerte doch bis 1349 bis das damals freistehende Gebäude eingeweiht wurde. Erst als man die Hofburg erweiterte, wurde die Kirche in der Burg integriert. 1634 wurde sie zur kaiserlichen Hofpfarrkirche. Hier schlossen dann die Habsburger ihre Ehen. Maria Theresia bekam hier ihren Franz Stephan (von Lothringen). Auch ihre Kinder Marie Antoinette (Ludwig XVI von Frankreich) und Joseph II (Isabella von Parma) heirateten hier und nicht zuletzt Franz Joseph und seine Sisi - um nur einige zu nennen.
Auch wenn es sich vielleicht ein bisschen morbid anhört, wahrscheinlich sind die Hochzeiten die Ursache, dass man in der Augustinerkirche die Herzgruft der Habsburger findet. Während sich die Särge der Habsburger in der Kapuzinergruft befinden, sind die Herzen nämlich tatsächlich hier bestattet. Die Gruft ist jedoch sehr beschränkt und nur mit Führungen zu besichtigen.
Ein Gedenken an ein weiteres Großereignis der Geschichte findet man an der Außenseite der Kirche. Im Jahr 1683 wurde Wien zum zweiten Mal von den Türken belagert und diesmal fast eingenommen. Buchstäblich im letzten Augenblick kam ein christliches Entsatzheer zu Hilfe. Der König von Polen, Jan Sobieski, führte dieses Heer an, vertrieb die Türken und befreite die Stadt. Anschließend besuchte er in der Augustinerkirche eine Dankesmesse.
Wie schon erwähnt, gehört zur Kirche auch das Augustinerkloster.

Zu den bekanntesten Augustinermönchen gehörte Abraham a Santa Clara, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte. Er war ein begnadeter Redner, daher fanden sein Predigten großen Zuspruch beim Klerus, wie auch in der Bevölkerung. Er prangerte die Laster der Zeit an, aber seine unverblümte Sprache war sowohl unterhaltsam wie auch satirisch. Selbst kam er aus kleinen Verhältnissen und war daher auch glaubwürdig, wenn er sprach. Selbst nannte er seine Ausdrucksweise, dass er "dem Volk aufs Maul schaute". Er betätigte sich auch als Schriftsteller. Ungefähr 600 seiner Einzelwerke sind bekannt.
Unter den Klosterbrüdern wurde der Hofpfarrer und Seelsorger des Kaiserhauses ausersehen. 1836 wurde das Kloster aufgelöst, aber 1951 gründeten die aus dem Sudetenland vertriebenen Augustiner das Kloster neu.
Es gibt mehrere einfache Nebenkapellen, die von den beiden Seitenschiffen ausgehen. Der Hochaltar aus Sandstein war ursprünglich für die Votivkirche bestimmt gewesen, wurde schließlich aber hier aufgestellt.
Er wurde von Andreas Halbig zwischen 1857 und 1870 ausgeführt. Stilmäßig entspricht er der Gotik des 15. Jahrhunderts.

Die alles überragende Sehenswürdigkeit ist aber das Grabdenkmal für Erzherzogin Marie Christine. Sie war eine Tochter Maria Theresias und mit dem eingangs erwähnten Herzog Albert von Sachsen-Teschen verheiratet. Als einziges Kind Maria Theresias durfte sie eine Liebeshochzeit feiern, alle anderen wurden politisch günstig "verkauft". Sie starb, nur 56 Jahre alt, an verdorbenen Wasser.

Sie war auch eine begabte Malerin und ihr Gatte teilte ihr Kunstinteresse. Daher kommen auch die Sammlungen in der Albertina. Auf Wunsch Herzog Alberts wurde von Antonio Canova dann dieses Denkmal errichtet. In die Grabpyramide führt ein Tor in das Totenreich. Der Trauerzug mit der Personifikation der Tugend, eine Urne tragend, und der Caritas, einen Alten an der Hand führend, soll die Eigenschaften Marie Christines hervorheben. Über dem Tor hält ein Genius ein Medaillon mit dem Bild der Erzherzogin. Das Denkmal entstand zwischen 1798 und 1805. Es wird als wichtigstes Werk der klassizistischen Grabmalskunst angesehen.

© Bernhard Kauntz, Västerås 2014


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