Wien 1., Der Prunksaal der österreichischen Nationalbibliothek


Der zentrale Eingang am Josefsplatz führt in die Nationalbibliothek, deren Haupteingang jedoch vom Heldenplatz in die Hofburg führt. Hier dagegen kommt man über Stiegen hinauf zum Prunksaal - eine Mühe, die man sich wirklich machen sollte. Schon allein der Aufgang über die Stiege führt zu manchem sehenswerten Anblick. Das Lapidarium im Stiegenhaus zeigt hauptsächlich Steine aus der Römerzeit. Deren gibt es ja genug in Wien, da an dieser Stelle das Heerlager "Vindobona" lag, als Teil des Limes, also der Grenzbefestigung des römischen Reiches. Mehr darüber können Sie im Römermuseum erfahren.

   

Ein Blick die Treppe hinauf wird mit erlesenem Stuckwerk und harmonischer Ausstattung belohnt. Es ist einfach schön gestaltet und der Besucher wird hier schon auf den Höhepunkt eingestimmt.
Und ja, wenn man den Prunksaal betritt, wird man überwältigt! Hier werden zweihunderttausend alte Bücher aufbewahrt, aus der Zeit zwischen 1501 und 1850. Allein fünfzehntausend stammen aus der Sammlung des Prinzen Eugen von Savoyen, der rund um die Jahrhundertwende zum 18. Jahrhundert die Türkengefahr bannte, nicht zuletzt in der Schlacht von Peterwardein und schließlich durch die Eroberung von Belgrad.
Jeder Mensch, der Bücher liebt, wird Freude fühlen, wenn seine Augen den hohen Regalen entlangschweifen, gefüllt mit dunkelbraunen, ledergebundenen Bänden. Wieviel Kultur und Geschichte ist in diesem Saal zusammengetragen!
Der Saal nimmt die ganze Länge des Josefsplatzes ein, fast achtundsiebzig Meter lang ist er. Vierzehn Meter Breite und fast zwanzig Meter Höhe sind die anderen imponierenden Maße. In der Mitte erhebt sich eine Kuppel um weitere zehn Meter, unter der auch zwei kurze Seitenflügel abzweigen.

In jeder Ecke der Vierung steht ein alter Globus. Der auf dem Bild stammt von Vincenzo Coronelli aus Venedig, der ihn 1693 erschuf. Er gehörte dem Gemahl Maria Theresias, Kaiser Franz Stephan von Lothringen.
Erbaut wurde der Prunksaal auf Bestreben von Kaiser Karl VI, dem Schwiegervater von Franz Stephan, in den 1720er Jahren. Karl VI steht als Statue im Zentrum des Saals unter der Kuppel.
Die Pläne für die Gesamtausführung stammen von Fischer von Erlach, dem berühmten Barockarchitekten Wiens. Daniel Gran führte die Deckenfresken aus.

   

Unter den Schaukästen liegen Folianten, die ihrer Größe wegen nicht in die Stellagen passen. In den Vitrinen selbst werden verschiedene, mehr oder weniger interessante Dinge ausgestellt. Ich finde zum Beispiel ein Zertifikat für Franz Jonas, der sowohl Bürgermeister von Wien, als auch Präsident Österreichs war. Das Zeugnis besagt, dass Franz Jonas die Endprüfung in Esperanto "mit sehr gutem Erfolge" abgelegt hat. Daselbst wurde er sogar ermächtigt, sich als Esperantolehrer zu betätigen.
Der Saal wird zu verschiedensten Ausstellungszwecken verwendet. Im Augenblick findet gerade eine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg statt. Das bedeutet, dass man außer der Schönheit des Saales noch einen Mehrwert dazu bekommt.

© Bernhard Kauntz, Västerås 2014


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Seite erstellt am 18.7.2014 by webmaster@werbeka.com