VOR 100 GENERATIONEN
599 v. Chr.
Ein frükorinthisches Alabastron, das vom Anfang dieses Jahrhunderts stammt. Der Fundort ist nicht bekannt. Die Zeichnung zeigt zwei Panther, die eine Lotospalmette flankieren.
Die dorische Stadt Kamarina wurde von Einwohnern der Stadt Syrakus, an der Flußmündung des Hipparis, im südlichen Sizilien, gegründet, überwarf sich aber bald mit ihrer Mutterstadt. Syrakus selbst war schon 735 von Korinth gegründet worden.
Vardhamana Jnatiputra oder Nataputta Mahavira wurde geboren. Er wurde Jina genannt, was auch "geistiger Eroberer" bedeutet. Er gründete den Jainismus, eine Religion, die heute vor allen Dingen in den Provinzen an der Westgrenze Indiens beheimatet ist.
Es gibt nur knappe vier Millionen Anhänger dieser Religion, aber da viele von ihnen Kaufleute und relativ wohlhabend sind, ist der Jainismus eine der wichtigeren Religionen Indiens.
598 v. Chr.
Jojakim, der als grausamer und harter Herrscher beschrieben wird, starb. Er investierte viel Geld in Neubauten und führte das ausländische Kulturgut wieder ein, das sein Vater abgeschafft hatte. Er wurde von seinem Sohn Jojachin, ersetzt, der der vorletzte König der Juden sein würde.
597 v. Chr.
16 März: Nebukadnezar II eroberte mit Hilfe einer großen Chaldäerarmee Jerusalem unter König Jojachin. Er setzte Zedekia - Jojachins Onkel, auch Mattanja genannt, auf den Thron. Nebukadnezar II verlangte einen Treueschwur vom letzten König der Juden, zugleich auch dem letzten von Davids Stamm.
Die Stellung Zidkias als Marionettenkönig eines versklavten Volkes war natürlich sehr schwach. Er schwankte zwischen der Einstellung des Propheten Jeremias, der eine weitere Unterwerfung unter den Babyloniern befürwortete, und der von jüdischen Patrioten, die den Aufstand predigten.
595 v. Chr.
Ein frühkorinthischer Kugelaryballos vom Anfang dieses Jahrhunderts, der mit drei Reitern geschm¨ckt ist.
Der erste heilige Krieg zwischen Krisa und Delphi um die Oberhoheit über das Orakel brach aus. Delphis Nachbarstadt Krisa wollte von den Besuchern des Orakels Zollabgaben erheben. Kleisthenes aus Sikyon, unbeschränkter Führer dieser Stadt, die er aus den Händen von Argos befreit hatte, spielte auf der Seite der Aliierten von Delphi eine wichtige Rolle. Der Krieg dauert bis 585, als die Delphier ihn gewannen und als Erinnerung neue Spiele einrichteten.
Delphi liegt am Hang des Berges Parnassos, knappe 10 km vom Golf von Korinth entfernt. Der Parnassos, 2457 m hoch, soll das Domizil Apollos gewesen sein, und laut einigen Quellen auch das der Musen.
Außerdem strandete dort das Schiff Deukalions, die griechische Variante der Arche Noah. Man sagt, daß Zeus die Geduld mit den Menschen verlor, weil sie sich nicht nach seinem Willen richteten. Deshalb ließ er die Sintflut kommen, die nicht nur aus Regen bestand, sondern auch aus Überschwemmungen des Meeres. Einer der Titanen, möglicherweise Prometheus, der Vater des Deukalion, riet ihm, ein Schiff zu bauen, sodaß er überleben würde.
(Interessant ist nicht nur die Übereinstimmung mit der Bibel, was die Sintflut betrifft, sondern auch die Erwähnung, daß auch das Meer Überschwemmungen verursachte. Die Theorien, die die Ursache der Sintflut in einem Meteortreffer auf der Erde sehen, geben ja auch sowohl Regen als auch Überschwemmungen als Ursache an.)
Die Aristokratie in Babylonien erhob sich, mußte den Versuch aber teuer bezahlen.
Der ägyptische Pharao Necho II, aus der 26. Dynastie, starb. Er hatte begonnen, den "Suezkanal" zu bauen - einen Kanal vom Nil zum Roten Meer. Dareios I würde den Bau 98 Jahre später beenden.
594 v. Chr.
Ein Aufstand unter den jüdischen Gefangenen in Babylon wurde niedergeschlagen.
Die babylonische Gesellschaft bestand aus einem Dreiklassensystem. Awilu war die oberste Klasse, Mushkenu waren freie Menschen ohne Vermögen und Wardu waren die Sklaven. Die meisten Sklaven waren Kriegsgefangene, aber auch einheimische Verbrecher, oder Kinder, die als Sklaven verkauft wurden, gehörten dazu. Es konnte auch vorkommen, daß ein Schuldner seine ganze Familie an seinen Gläubiger "verkaufte", als Abzahlung der Schulden. Dies war doch höchstens für einen Zeitraum von drei Jahren zulässig. Die Sklaven waren Eigentum ihres Besitzers, wurden im Allgemeinen aber gut behandelt - es lag ja im Interesse des Sklavenhälters, daß sie gut in Form waren (heute nennt man das Personalpolitik), aber sie wurden hart bestraft, wenn sie versuchten zu entfliehen. Die Sklaven durften doch Geschäfte machen, Geld leihen und auch ihre Freiheit erkaufen. Der Preis für einen Sklaven variierte logischerweise, je nach persönlichen Eigenschaften und nicht zuletzt nach Angebot und Nachfrage, aber ein erwachsener Mann mochte im Durchschnitt einen Preis von 1300 Liter Getreide gekostet haben. Wenn ein Sklave eine frei Person heiratete, waren die Kinder auch frei.
Solon aus Athen wurde zum Archonten gewählt - ein Dienstgrad für den höchsten Beamten in vielen griechischen Städten - er sollte gegen die schlechten ökonomischen und sozialen Verhältnisse vorgehen, die in Athen eingerissen waren. Er wird heute als bahnbrechend für die kommende Demokratie der Stadt angesehen. In seiner Jugend hatte sich Solon Erfahrungen als Kaufmann ausländischer Waren geschaffen. Als Athen zu der Jahrhundertwende zum sechsten Jahrhundert in eine ökonomische und soziale Krise schlitterte, konnten viele der freien Bauern Athens ihre Schulden nicht mehr abbezahlen und wurden deshalb als Sklaven verkauft. Solon schrieb sämtliche Schulden ab und verbot zukünftige Darlehen, die Personen als Pfand voraussahen - die sogenannte "seisachtheia". Aber schon zu diesem Zeitpunkt wurde Solon verleumdet. Seine Gegner klagten ihn nämlich an, selbst Geld ausgeliehen und damit Land gekauft zu haben, und auf diese Art habe er durch sein eigenes Gesetz ein Vermögen gewonnen.
Aristoteles dagegen findet es in seinen Schriften unlogisch, daß Solon diese Absicht gehabt haben sollte. Er sagt ganz richtig, daß Solon mit der Machtstellung, die er besaß, sich ohne weiteres zum Diktator machen können hätte - und wenn er das nicht tat, warum sollte er auf einem tieferen Niveau betrogen haben?
Solon forderte seine Landsleute zur Eigenständigkeit in Geschäften auf und erreichte auf diese Art auch ein Anwachsen der Handelsverbindungen Athens. Ebenso wichtig war der Rest seiner Gesetzgebung. Er behielt die frühere Einteilung des Volks in Vermögensklassen. Die, die ein jährliches Einkommen von mehr als 500 Medimni (1 Medimni = 48 Liter) Getreide, Wein oder Öl hatten, waren Pentacosiomedimni. Eine zweite Gruppe waren die Berittenen oder Hippeis (von hippus = Pferd), die ein Kriegspferd zum Militärdienst abstellen konnten und deren Einkommen mindestens 300 Medimni betrug. Die dritte Klasse waren die Zeugitae, die ein Ochsengespann und ein Einkommen von 200 Medimni hatten. Zu diesen Klassen fügte Solon jedoch eine vierte, die Theten, die normalerweise über kein oder wenig Einkommen verfügten.
Politische Dienststellen waren nur den obersten drei Klassen zugängig, doch bekamen die Theten das Recht, an öffentlichen Versammlungen teilzunehmen. Dadurch erhielt das Volk Kontrolle über die Administration. (Die Übereinstimmung zur heutigen Zeit in Schweden ist nahezu unwahrscheinlich. Auch hier wird in der Krise der 90er-Jahre die Eigenständigkeit gefördert und eines der größten Probleme ist, daß das Volk keine Kontrolle über die Administration hat, so daß der öffentliche Dienst zuviel kostet und allzu ineffektiv ist. Auch hier gibt es plötzlich viele Leute, die ihre Schulden nicht bezahlen können - auch wenn sie heute nicht mehr als Sklaven verkauft werden. Ein Schuldenregulierungsgesetz bekamen wir auch neulich.)
Ein neuer Rat, aus 400 Mitgliedern bestehend, wurde geschaffen, um die Vorschläge vorzubereiten, die den Großversammlungen vorgelegt wurden. Dieser Rat übernahm auch viele Pflichten, die früher vom Adelsrat nachgekommen worden waren. Der Adelsrat wurde auch Areopag genannt, nach dem Berg, wo er sich im Freien zu versammeln pflegte. Von dort predigte übrigens später auch der Apostel Paulus zu den Athenern. Der Areopag soll der Sage nach auch den Orestes für den Mord an seiner Mutter Klytämnestra gerichtet haben.
Der neue Rat bekam doch keine wirkliche Macht, bevor Kleisthenes am Ende dieses Jahrhunderts die nächste Reform durchführte.
Solon wies den vier Klassen auch spezielle Aufgaben zu. Die drei wohlhabenden sollten für die Armee in Attika sorgen, während die Theten als Ruderer in den "Schlachtschiffen" Dienst machen sollten, und daher den Hauptanteil der Flotte darstellten. Nicht zuletzt diese sollten später das griechische Reich im Kampf gegen die Perser retten.
Aber Solon erneuerte auch die Gesetze auf anderen Gebieten, wie der Ehe, der Bekleidung, dem Kalender und dem Ackerbau. Obwohl heute viele Details dunkel oder umstritten sind, steht doch klar, daß Solon den Individuen Entwicklungsmöglichkeiten bot und die ersten Schritte zu wirklicher Demokratie unternahm.
Er meinte, daß jede Klasse Vorteile erhalten sollte, die im Verhältnis zu den Aufgaben standen, die sie ausführen sollten. Aber seine Vorschläge wurden mit Unzufriedenheit quittiert. Für die reichen Aristokraten waren sie zu demokratisch, und zu wenig, um dem Volk zu behagen.
Auf der Insel Euböa gab es schon ein monetäres System, das Solon auch in Athen eingeführt haben soll. Es lag aber dem Tauschhandel immer noch sehr nahe und hatte wenigstens anfangs nicht so große Bedeutung. Eine Drachme bedeutet eigentlich "eine Handvoll" (vgl. die heutige Münzeinheit in Griechenland), sie war 6 Oboloi wert, und war von Anfang an eigentlich ein Gewichtsmaß. Eine Drachme (die Gewichtseinheit) entsprach 72, d.h. 6 mal 12 Getreidekörnern (was die "Handvoll" erklärt). Interessant ist die Grundeinheit 6 im Münzsystem, da diese eher an die babylonische Art - mit der Basis 60 - zu rechnen erinnert, als an die ägyptische, die die Griechen als die ursprüngliche ansahen. Als man in Athen das Münzsystem einführte, war doch die Münze Drachme ein Medimni wert, also bedutend mehr als die ursprünglichen 72 Getreidekörner.
Ein Sklave war also trotz allem ziemlich teuer, wenn er 1300 Liter Getreide kostete - wenn man den babylonischen Preis rechnet. Das entspricht ungefähr fünf Prozent des Jahreseinkommens der vermögensten Bürger, und mehr als ein Achtel der dritten Klasse. (Man kan ja mit der heutigen Großindustrie und ihren Milliardengewinnen Parallelen ziehen - sie kann sich heute tausende von "Sklaven" = Arbeitern halten. Diese kosten nur etwa 40 Jahreslöhne in ihrer "benutzbaren" Zeit, das sind nach heutigen Verhältnissen knappe 10 Millionen Schwedenkronen, bzw. 2 Millionen deutsche Mark, was auf jeden Fall viel weniger als fünf Prozent des Jahreseinkommens unserer Großbetriebe ist. Dann mag das Kapital heute auf viele Aktionäre verteilt sein, das Prinzip bleibt dasselbe. Vermutlich hatte der Sklavenhalter außerdem eine größere soziale Verantwortung für seine Sklaven, als die Arbeitgeber von heute - trotz allem konnten sie damals nicht so leicht ersetzt werden wie die Arbeiter von heute. Wer will also behaupten, daß wir es heute besser haben?)
593 v. Chr.
Solon Legte sein Amt als Archont nach der Mandatsperiode nieder und zog sich zehn Jahre lang von Athen zurück, nicht zuletzt auf Grund des massiven Widerstandes, den seine Reformen ausgelöst hatten. Solon war auch poetisch tätig. Aber die einzelnen Fragmente, die heute erhalten sind, sind als Belege für seine politischen Ziele wertvoller als für die Poesie. Hier folgt ein Beispiel aus einem seiner Werke, übersetzt von Frederic G. Kenyon:
I gave to the mass of the people such rank as befitted their need,
I took not away their honour, and I granted naught to their greed;
While those who were rich in power, who in wealth were glorious and great
I bethaught me that naught should befall them unworthy their splendour and state;
So I stood with my shield outstreched, and both were sale in its sight,
And I would not that either should triumph, when the triumph was not with right.
Solon war auch ein weitgereister Mann - Platon gibt ihm die Ehre, die Kenntnis über das versunkene Atlantis in Griechenland eingeführt zu haben. Solon soll selbst Näheres über dieses Thema in Ägypten erfahren haben, wohin er sich nun, während seines "Exils", begab.
591 v. Chr.
Psammetich II zerstörte die Stadt Napata im nördlichen Sudan, das doch zu dieser Zeit als Nubien bekannt war. Napata war die Hauptstadt im Königreich Kusch, sowie Krönungs- und Begrabungsplatz der 25. Dynastie.
Kyaxares wurde König in Medien.
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