GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Heuschreckeneinfall in Siebenbürgen

Auszüge aus der Wiener Zeitung (blaue Schrift) vom 2. bzw. 6. August 1749:
Beschreibung deren 1747 und 1748 in der Wallachey, Moldau, und Siebenbürgen eingedrungenen Heuschrecken, und was zu derenselben Ausrottung für Mittel zu gebrauchen seyen.
Sie kamen im August 1747. Sie kamen schwarmweise über die Gebirgspässe (nicht weit von Hermanstadt durch den Rot-thurner - bei Cronstadt aber über verschiedene dergleichen Pässe) aus der Wallachei und aus Moldau, wobei ein Schwarm drei bis vier Stunden lang brauchte, um einen Pass zu überqueren. In der Breite hat sich der fliegende Schwarm etliche hundert Klafter, in der Höhe aber viel höher extendiret, dergestalten, daß man den Himmel, und die Sonne dardurch nicht hat sehen, ja wann sie nahe an der Erden geflogen seynd, hat ein Mensch den anderen, auch nur auf 20 Schritt weit nicht erkennen können.
Gegen Abend ließen sie sich nach und nach auf die noch nicht ganz reifen Sommerfrüchte, wie Hafer, Hirse und Türken-Weizen nieder, aber auch auf Wiesen, öde Felder und Sträucher.
Im September folgte die Paarung und die Weibchen legten die Eier (welche fast denen Ameis-Eyerlein gleich, doch etwas schmäler und länger, nämlich wie ein kurzes Haaberkorn aussehen) in diverse Fugen und Ritzen. Danach starb diese ganze Generation. Im April des folgenden Jahres fand man große Mengen ausgeschlüpfter Heuschrecken (schwarz-kleine Würmel zusammen hangend, in dichten Dorn-Hecken, auch unter einiger Bedeckung von Mist, oder dörren Graß Häuffel-weis beysammen ligen, aber nicht gewust, was es seye, mithin auch nicht geachtet.
Im Juni merkte man dann an der Sommersaat, dass sich das Ungeziefer immer mehr ausbreitete, aber nun war es schon zu spät für gute Gegenmaßnahmen. Man muss sich die verheerenden Schäden vorstellen, die die Heuschrecken in einem Ackerbaugebiet anrichteten ...
Die Zeitung gibt dann eine Beschreibung der Tiere, vor und nach ihrer Häutung, die sie zu flugfertigen Exemplaren macht, die, nachdem sie alle Früchten und Graß dergestalten abgefressen, daß nur die blosse Erde geblieben, weiterfliegen.
Danach folgen mehr oder weniger gute Ratschläge, wie man diese Plage am besten bekämpfen könne. Ob es sehr effektiv war, dass man - mit vielen Leuten einen Fleck Früchte umfange, durch welche sie mit Schellen, Glöckeln, oder anderen Messing, Kupfer und eisernen Geschirr, trommeln, und dergleichen Getöß und Geschrey - sie erschreckte, um sie zu verjagen?
Interessanter ist da schon der Rat, sie bei Regen oder früh am Morgen (Tau) erschlagen solle, weil sie da nicht wegfliegen können.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010



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8.11.2010 by webmaster@werbeka.com