GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Der Tod Karl II von Spanien

Karl II von Spanien war schwach, krank und geistig minderbemittelt. Das ist vor allem auf die jahrhundertelange Inzucht der Habsburger zurückzuführen. Seit Karl V das Reich der Habsburger in einen spanischen und einen österreichischen Teil spaltete, heiratete man immer wieder zwischen den beiden Linien.
So war Karl II ein Sohn von Spaniens König Philipp IV und dessen Nichte aus dem österreichischen Zweig, Maria Anna von Österreich. Der Großvater Karls, Philipp III, war mit Margarete von Österreich verheiratet und sein Urgroßvater, Philipp II, mit Anna von Österreich. So ging es schon zweihundert Jahre lang, zurück bis zu Johanna (der Wahnsinnigen) von Kastilien, von der die meisten Nachfahren abstammten.
Während ein Kind in der fünften Generation normalerweise zweiunddreißig Ahnen hat, hatte Karl II gerade zehn ...

Nun wurde schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts diskutiert, wer wohl auf Spaniens Thron folgen würde, denn der König war kinderlos. Es gab drei Hauptanwärter auf das spanische Erbe.
Frankreichs Ludwig XIV wollte natürlich gern einen Bourbonen als König von Spanien sehen. Er gründete seinen Anspruch darauf, dass er mit einer Halbschwester von Karl II verheiratet war. Kandidat für den Königsthron war Philipp von Anjou, ein Enkel von Ludwig XIV.
Allerdings war auch Kaiser Leopold I mit einer Halbschwester von Karl II verheiratet. Und von österreichischer Seite berief man sich außerdem auf die Familientradition, nämlich dass das Haus Habsburg schon seit mehr als 200 Jahren auf dem spanischen Thron saß.
Diese Lösungen wurden vom Ausland nicht gern gesehen, weil man eine Konstellation von Spanien mit einer der anderen Großmächte Europas für allzu stark hielt. Besonders England und die in Personalunion regierten Niederlande zogen einen anderen Kandidaten vor, nämlich Joseph Ferdinand von Bayern. Er war ein Enkel von Philipp IV und ein Großneffe von Karl II.

In seinem ersten Testament setzte Karl dann auch Joseph Ferdinand von Bayern ein. Allerdings starb der kleine Kerl im zarten Alter von 6 Jahren - und das noch dazu ein Jahr vor Karls Tod. Damit war das Problem wieder siedend heiß und aktuell geworden.
Aber nun war doch wohl die Reihe an Österreich? Noch dazu, weil der französische König im Rahmen des Neunjährigen Krieges gegen die Niederlande 1695 den Großen Markt in Brüssel in Schutt und Asche bombte, was ja einem Angriff auf Spanien gleichkam, da Brüssel nicht zu den Sieben Vereinigten Niederlanden gehörte, sondern zu den Spanischen Niederlanden.
Beim Wiederaufbau des Großen Marktes 1697/98 huldigte man übrigens Karl II. Eines der Zunfthäuser, das der Bäcker, nennt man den "König von Spanien". Es zeigt auf der Höhe des zweiten Stockwerks eine Büste des Königs. Unter ihm gibt es zwei Gefangene, einen Türken und einen Indianer. Das soll natürlich darauf hinweisen, dass die spanischen Habsburger die Indianer in der Neuen Welt unterjochten, während das Haus Österreich 1683 bei Wien der Belagerung der Türken standhielt und dann die Türken über den ganzen Balkan zurücktrieb.

Also Österreich als Erbe der spanischen Krone? Mitnichten! Karl II setzte Philipp von Anjou als Erben ein.
Meiner Meinung nach war das seiner Familie gegenüber äußerst illoyal - aber vielleicht war das gerade seine Absicht? Auf jeden Fall führte dieser Beschluss zum Spanischen Erbfolgekrieg.

Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010


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