GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Aus Misstrauen am Vermögen vorbei


Am 19. März 1774 berichtete die Wiener Zeitung unter "Vermischte Nachrichten" eine Geschichte aus Paris:

Ein nicht näher bezeichneter (aber vermutlich wohlhabender) junger Mann ging eine Wette ein, dass er eine Stunde lang Goldstücke zu 6 Livres um 24 Sols verkaufen solle - und trotzdem keinen großen Absatz finden würde.
Es ist natürlich schwierig, alte Währungen auf heutige Zustände zu übertragen, aber nachdem ein Livre etwa 20 Sols entsprach (in Paris 25), war es ein Fünftel bis Sechstel des wirklichen Wertes - so, als ob man heute 100 Euro um 20 Euro verkaufen würde.

20 Sols aus dem Jahr 1707
Er stellte zwischen 10 und 11 Uhr einen Tisch, bedeckt mit Goldstücken, auf die große, neue Brücke (damit muss die im Jahr 1774 fertiggestellte Pont-du-Neuilly gemeint sein) und verkündete den Passanten lauthals, dass er "6 Livresthalers für 24 Sols verkaufe".
Jedermann blieb stehen, aber jedermann zuckte auch die Achseln, und gieng weiter. Eine einzige Frau hatte sich ein Stück gekauft, brachte es aber sogleich, aus Furcht, betrogen zu seyn, zurück, und ließ sich ihr Geld wieder geben.
Insgesamt wurde nicht mehr als ein Goldstück verkauft, das ein Mann nahm und zu einem Goldschmied trug. Als dieser es für echt erklärte und es selbst kaufte, lief der Mann so schnell wie möglich zur Brücke zurück, um den Rest zu kaufen. Aber da war die Stunde schon um ...

Ob das heute anders wäre? Leider kann ich es mir nicht leisten, eine Gegenprobe zu machen.

Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2011


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17.3.2011 by webmaster@werbeka.com