Das Logotype der Wiener Zeitung von 1722 ... Es ist vielleicht nicht so sehr von Gewicht, zu erfahren, dass am 20. Dezember 1721 in Neapel "ein mit starcken Wind Donner und Hagel vermischtes Ungewitter entstunde welches die gantze Nacht anhielte". Dies kann man nämlich dem Brief vom 22. Dezember 1721 entnehmen, der von der Wiener Zeitung, beziehungsweise damals vom Wiener Diarium vom 14. Januarii 1922 referiert wurde.
... und von heute
Da ist folgende Meldung schon interessanter: "Sonsten wären im abgewichenen Jahr 1721 zu Dresden 404 Paar getrauet, 1391 getauft und 1860 begraben worden." Bedrückend ist auch, dass die erste Seite ganz den Tätigkeiten von "die beede Regierende Kayserl. Majestäten" gewidmet wird, die grob gesagt, nicht einmal furzen durften, ohne dass das vermeldet wurde. Und dann wieder: ist es heute nicht tausendmal ärger mit unseren Prominenten und der Skandalpresse?
Die "Päpstl. Heiligkeit" war trotz Fußbeschwerden aufgestanden "und haben am Heil. Christ-Fest Meß gelesen", wird aus Rom vermeldet.
Aus Frankreich kommt ferner die Meldung, dass der Graf von Prade, Grand von Portugal, nach Frankreich geflüchtet ist, nachdem er drei Jahre lang gefangen gewesen war. "Die Ursach seiner Gefangenschaft rührete her von dem, dass der König von Portugal allen Grandes des Königreichs anbefohlen, ihre Wägen vor dem des Patriarchen von Lisbona still halten zu lassen; dieser junge Cavalier aber, wie er demselben einsmals begegnet, thate nichts anders, als denselben nur in Vorbeygehen zu grüßen." Ein Lächeln ist es wohl wert, dass man nicht nur die "Ankunft deren hoh- und niederen Stands-Personen" in Wien vermeldet, sondern dass man auch angibt, durch welches Tor sie eingetroffen sind, beziehungsweise, wo sie logieren: "Rothen-Thurn, Hr. Graf Götz, komt aus Böheim, log. im Wilden-Mann." Man stelle sich das heutzutage vor. Im letzten Teil der Zeitung kommt dann eine kaiserliche allgemeine Amnestie für den Aufruhr, der am 13. Juni 1721 in Mechelen (heute Belgien) geschehen war, da man ins Rathaus eingedrungen war und den Stadtrat 3 Stunden lang im Gefängnis eingesperrt gehalten hatte. Die Amnestie galt doch mit Ausnahme von 42 Personen. Sicher galt sie nicht diesem Mann: "Einer von diesen Aufwiegleren ist so vermessen gewesen, dass er einen Stadt-Secreterium, welcher dem Wuht dieses Zaumlosen und unbändigen Gesindels zu entgehen einen Weg gefunden, mit dem Messer in der Hand auf der Gassen zu verfolgen sich nicht gescheuet." Das war es wohl, was mir beim schnellen Durchlesen hauptsächlich aufgefallen ist, abgesehen von dem netten Deutsch - von der Orthographie einmal nicht geredet, aber damals konnte man wenigstens noch einen Satz bauen, der nicht nur aus acht Wörtern in einem Hauptsatz bestand - ist es ergreifend zu bedenken, dass das vor 287 Jahren geschrieben worden ist!
8.10.2009 by webmaster@werbeka.com |