Geburtshilfe für einen Kaiser


Fünf Jahre lang waren Erzherzog Franz Karl und seine Sophie schon verheiratet, aber die Ehe war immer noch kinderlos. Seine Gattin hatte schon etliche Fehlgeburten hinter sich und war bereits ziemlich desperat, als ihr einer ihrer Leibärzte im Sommer 1829 eine Kur in Ischl empfahl.

In den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts hatte der Wiener Arzt Franz Wirer die heilende Wirkung der Sole erkannt. Der Ausgangspunkt seiner Überlegung war, dass die (verdünnte) Sole, dieselben Mineralienzusammensetzung habe, wie das Meerwasser. An der Nordsee hatten nämlich zahlreiche Seebäder zu gutem Heilerfolg geführt. Er fand in Ischl einen Platz mit sowohl Naturschönheit, wie auch geeignetem Salzvorkommen. Er bemühte sich um eine Modernisierung der Stadt und schickte seine Patienten zur Kur. Damit war er natürlich ein beitragender Grund zur Entwicklung des Tourismus in Ischl - die Stadt dankt es ihm noch heute mit einer Büste im Kurpark.

Doch zurück zur Erzherzogin Sophie: sie hatte schon etliche Kuren versucht, die alle nicht geholfen hatten, aber sie wollte nichts unversucht lassen. Deshalb verbrachte sie diesen Sommer in Ischl. Im Spätherbst wurde sie wieder guter Hoffnung und am 18. August des nächsten Jahres erblickte ein Söhnchen das Licht der Welt. Dieser Sprössling sollte später als Kaiser Franz Joseph in die Geschichte eingehen.

Es ist einigermaßen verständlich, dass dieses Ergebnis viel dazu beitrug, dass das Kaiserhaus und der Hochadel Ischl nun öfter frequentierten. So kam es auch, dass man im Jahr 1853 dem jungen Kaiser dort seine Cousinen zur Brautschau vorstellen wollte. Was dann geschah, wissen alle. Er traf die jüngere Schwester Sisi, verliebte sich in das knapp 16jährige Mädel und verlobte sich mit ihr im Seeauerhaus, dem späteren Hotel Austria, in dem heute das Heimatmuseum untergebracht ist.

Die heutige Kaiservilla, noch immer von Habsburgern bewohnt, wurde damals renoviert und wurde dem jungen Ehepaar geschenkt. Ischl wurde dadurch zur Sommerresidenz des Kaiserpaares. 1873 ließ der Kaiser Flügel dazubauen, sodass das Gebäude die Form eines "E" erhielt. Elisabeth fühlte sich hier ohnehin wohler, weil sie dem Hofzeremoniell in Wien entwischen konnte, und Franz Joseph, als begeisteter Jäger, schätzte ebenfalls seinen Urlaub in Ischl. Nicht zuletzt verdankt er ja vielleicht der Stadt sein Leben.


P.S. Die Bezeichnung Ischl ist für die damalige Zeit vollkommen korrekt, erst seit 1906 darf sie sich Bad Ischl nennen.


© Bernhard Kauntz, Västerås 2003

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