Klo & So
Museum für historische Sanitärobjekte


Tatsächlich, so ein Museum gibt es. Wenn auch Sie, lieber Leser, jetzt ein bisschen abschätzig lächeln, dann sind Sie sicher nicht allein. Aber geben Sie auch gleich zu: die Idee ist so ausgefallen, dass man ganz einfach hingehen und sich das ansehen muss. Ich musste jedenfalls.

Seit 2008 findet man das Museum nicht mehr in der Traungasse 4, sondern ist in den K-Hof, Kammerhofgasse 8, übersiedelt. Dieses denkmalgeschützte Haus wurde im Jahr vorher umgebaut, um den Anforderungen eines modernen Museums zu entsprechen. Dort befindet sich auch schon das Stadtmuseum Gmunden seit 1942.

Und wissen Sie, wenn man unsere gewöhnlichen, weißen Muscheln im Sinn hat, wenn man dort hineingeht, dann werden einem wirklich die Augen geöffnet. Es werden nämlich erstaunliche Stücke vorgeführt. Ich hatte keine Ahnung, dass man seine Bedürfnisse mit soviel Eleganz verbinden kann. So hatte Kaiserin Elisabeth in ihrem griechischen Schloss Achilleon ein Bidet, dessen Schale mit Buntdekor und Mattgold verziert ist - hier können Sie es sehen.
Und so mancher fürstliche "Thron" ist ein wahres Prunkstück, was Farben- und Formenpracht betrifft.

Es werden auch ältere Stücke gezeigt, als die Wasserspülung noch in weiter Zukunft lag. Interessant ist hier der Einfallsreichtum, mit dem man die wahre Aufgabe des "Möbels" kaschiert hat. Vom "Stockerl" bis zum Bücherstapel gibt es alle Varianten.

Zudem gibt es auch erläuternde Texte, aus denen man Neues lernen kann. So erfahre ich, dass schon 1775 der Siphon, also der Wasserverschluss, im Toilettenstuhl erfunden wurde, was endlich Geruchlosigkeit garantierte.

Es sind jedoch auch nicht nur Prunkstücke, die hier ausgestellt werden. Da steht zum Beispiel eine abgeschlagene Wasserkanne auf einer Bassena - ich erinnere mich noch genau daran, wie schwer die war, als ich als Bub Wasser holen gehen musste. Zu allem Übel lag der Wandbrunnen auch noch einen Halbstock tiefer ...

Dann gibt es eine Badewanne aus Blech, aber mit gerundetem Boden - das nannte sich Schaukelbadewanne. Natürlich gibt es auch Waschbecken, Spucknäpfe, Leibschüsseln und Nachttöpfe in verschiedenen Ausführungen und Verzierungen. Eine Löwenpranke als Fuß eines Bidets ist mir heute noch in Erinnerung. Schließlich zeigt man auch ausländische Stücke, einige kommen sogar aus Japan und China, dem Mutterland des Porzellans.

Zum Abschluss noch ein wenig Sprachgeschichte: das Wort Toilette kommt aus dem Französischen, wo man den Locus im Zimmer stehen hatte, aber mit Tüchern abdeckte. Und das Tuch heißt eben "la toile" in dieser Sprache.

Aus dem Französischen kommt übrigens auch die englische Bezeichnung "loo". In früheren Zeiten schüttete man ja den Inhalt des Nachttopfes einfach durchs Fenster auf die Straße. Aber man hatte immerhin soviel Mitgefühl mit Passanten, dass man vorher hinunterrief: "gardez l'eau" (Vorsicht, es kommt Wasser). Dieses l'eau übernahmen die Engländer und es wurde zu ihrem loo.

Unser Klosett dagegen hat ältere Wurzeln - es kommt aus dem lateinischen "claustrum", das, wie etwa die Klause oder das Kloster, mit "einsperren, abschließen" zu tun hat.
Zum Römerreich, übrigens: wer etwa glaubt, dass die Inschriften in unseren öffentlichen Anlagen ein Auswuchs der Neuzeit sind, der lasse sich belehren, dass dies schon im alten Rom verbreitet war. Nur gab man dort - statt einschlägigen Telefonnummern - Tipps und Tricks der Weisen Griechenlands weiter. So fand man an der Wand einer Bedürfnisanstalt in Ostia, dem Hafen Roms, den folgenden Spruch eingeritzt: "UT BENE CACARET VENTREM PALPAVIT SOLON", was in direkter Übersetzung bedeutet: um gut zu kacken, rieb Solon den Bauch.

In Rom war es übrigens die Glücksgöttin, die Fortuna, die für die Latrinen zuständig war - eine Logik, die sich durch die Jahrhunderte bis zu meinem Großvater erhalten hat, denn der behauptete: "Wer auf Gott vertraut, der braucht kein Kraut."



© Bernhard Kauntz, Västerås 2003

Zurück zum oder zum von
last update: 22.07.2010 by webmaster@werbeka.com