VOR 100 GENERATIONEN

530 v. Chr.


Anaximenes, Sohn des Eurystratos starb in Milet. Seine Theorie: der Urstoff ist die Luft - alles wird aus ihrer Verdichtung und Verdünnung erschaffen.

Hasdrubal folgte seinem Vater Mago auf dem karthagischen Thron.

Pythagoras ließ sich in Kroton nieder, wo er eine Bewegung mit religiösem, politischem und philosophischem Inhalt erschuf, den sogenannten Pythagoranismus. Seine Philosophie ist nur durch seine Schüler bekannt geworden, hat aber dennoch auf u.a. Platon großen Einfluß gehabt. Sie gründete sich auf gewisse Mysterien, den Orphischen Mysterien nicht unähnlich. Gehorsamkeit und Schweigen, Mäßigkeit beim Essen, einfache Bekleidung und nur wenige persönliche Habschaften, sowie Selbstkritik wurden vorgeschrieben. Man glaubte an Unsterblichkeit und Seelenwanderung. Pythagoras behauptete, selbst Euphorbus gewesen zu sein, ein Krieger aus dem Trojanischen Krieg, dessen Erinnerung er in sein neues Leben mitführen dürfen hatte. Die Pythagoreer studierten die Ziffern, sowie Prim- und Quadratzahlen. Die Zahlen wurden ihr wichtigstes Prinzip für Proportion, Ordnung und Harmonie im Universum. So erschufen sie auch einen wissenschaftlichen Grund für die Mathematik.
Pythagoras Satz war ihre große Entdeckung in der Geometrie. Er besagt, daß in einem rechtwinkeligen Dreieck das Quadrat der Hypothenuse mit der Summe der Quadrate der beiden anderen Seiten gleich ist. Die Zahlen 5, 4 und 3 haben diese Eigenschaft (25 = 16+9) und werden deshalb Pythagoreische Zahlen genannt, wie alle Zahlenserien, auf die das zutrifft.
Die Pythagoreer waren auch die ersten, die sich die Erde als Kugel vorstellten, die zusammen mit den anderen Planeten, sowie der Sonne, um ein zentrales Feuer kreisten. Nachdem sie glaubten, daß die Himmelskörper zueinander Abstände hielten, die harmonischen Tönen entsprachen, nahmen sie an, daß die Bewegung dieser Sphären auch Laute erzeugten - die Harmonie der Sphären.

Der Orphismus war ein mystischer Kult in Griechenland, der von Orpheus abstammen soll. Poetische Fragmente, wie Inskriptionen auf Goldtäfelchen, die in den Gräbern der Orpheusanhänger aus dem 7. Jahrhundert gefunden wurden, zeigen, daß der Orphismus auf den Mythos des Gottes Dionysos Zagreus zurückführt, dem Sohn des Zeus und der Persephone. Zeus wollte ihn als Herrscher des Universums einsetzen, aber das erregte den Unwillen der Titanen. Eifersüchtigerweise erschlugen sie den jungen Gott und aßen ihn auf. Pallas Athene konnte jedoch sein Herz retten, das sie Zeus übergab, der es aufaß und einen neuen Dionysos gebar. Dann vernichtete Zeus die Titanen mit seinen Blitzen zur Strafe und erschuf die menschliche Rasse aus ihrer Asche. Das Resultat daraus ist die menschliche Doppelnatur. Der irdische Körper ist das Erbe der erdgeborenen Titanen, während die Seele aus der Göttlichkeit des Dionysos entstand. Deshalb sollte man sich bemühen, das schlechte oder titanische Element in seiner Natur zu bewältigen und statt dessen versuchen, die dionysische oder göttliche Natur in sich selbst hervorzuheben. Das konnte gelingen, wenn man die orphischen Riten befolgte, nämlich Reinheit und Askese. Durch eine lange Reihe von Inkarnationen würden die Menschen auf ein Leben nach diesem Erdenleben vorbereitet. Wenn sie ihre Leben schlecht verwaltet hatten, würden sie bestraft werden, lebten sie dagegen heilig, würden ihre Seelen nach dem Tod von dem titanischen Element befreit und mit der Göttlichkeit vereint werden.

Alkmeon, ein griechischer Biologe, war ebenfalls in Kroton tätig. Er entdeckte, daß das Gehirn das physiologische Zentrum unserer Sinne ist. Das Interesse für den menschlichen Körper und für Medizin nahm überhaupt einen Aufschwung und verlangte nach wissenschaftlichen Beobachtungen und Versuchen.

Hanno, ein Entdeckungsreisender aus Karthago wurde geboren. Er führte eine Forschungsreise an der Westküste Afrikas durch. Vermutlich kam er so weit wie zum heutigen Sierra Leone. Als er wieder nach Karthago kam, schrieb er seinen Reisebericht und deponierte ihn in einem Tempel des phönizischen Gottes Moloch. Das Original war auf Phönizisch geschrieben, heute ist uns eine griechische Übersetzung mit dem Titel "Periplus" (=Reise) erhalten geblieben.

Auf der Akropolis in Athen begann man mit dem Bau des dreißig Meter hohen Hekatompedontempels, der sechs Säulen an den Frontseiten und dreizehn an den Längsseiten hatte. Um etwas erbauen zu können, brauchte man Maßeinheiten. Logischerweise gaben Teile des Körpers die wichtigsten Maße. Am allerwichtigsten war vielleicht der Fuß, aber auch Finger, Handflächen, etc. wurden verwendet. Den Finger maß man nicht der Länge nach, sondern der Breite, nachdem 16 Finger einen Fuß ausmachten. Die Fußlänge selbst war unterschiedlich - in Athen war sie 295 mm, während der olympische Fuß ganze 320 mm hatte, und es außerdem Angaben über noch längere Füße gibt. (Eigentlich ist es recht ineteressant, daß die Fußlängen immer so groß sind. Mein eigener 44er hat nicht mehr als 285 mm. Allerdings ist er auch nur 13 Finger lang. Eine Erklärung könnte ja sein, daß man die Fußlänge mit Schuhen maß, aber teils verwendete man doch hauptsächlich Sandalen, die den Fuß nicht um so viel "verlängern", teils erscheint es unglaublich, anzunehmen, daß der olympische Fuß bekleidet gewesen sein sollte, da man ja nackt kämpfte. Hatten unsere Vorfahren größere Füße? Und waren die Athener kleiner als der Rest der Griechen?)
Das Maß des Fußes wurde auch für längere Strecken verwendet, 100 Fuß entsprachen einem Plethron und 600 Fuß 1 Stadion. Auch die Flächenmaße gingen von der Fußlänge aus. En Quadratplethron, also 10000 Quadratfuß, also knappe 1000 Quadratmeter, war die Fläche, die ein Ochsengespann an einem Tag pflügen konnte.


529 v. Chr.


Baktrien lag im südwestlichen Asien, im Norden von Sogdianien und im Süden von Arianien begrenzt.
Das Hindukushgebirge trennte die Baktrier vom Sakas-Volk, das eine Mischung aus Skythen, Tataren und Chinesen war. Die Hauptstadt der Baktrier, Baktra (heute Balkh in Afghanistan), kann die Wiege von Zarathustras Religion gewesen sein, wenigstens wird behauptet, daß Zarathustra hier gestorben sein soll. Man glaubt, daß iranische Völker das Land zwei Jahrhunderte früher gegründet hatten. Nun konnte man doch den Armeen Cyrus des Großen nicht standhalten, sondern wurde ein Teil des Perserreiches.

Cyrus der Große war jedoch bei einer Expedition gegen die Massageten, einem skythischen Stamm im östlichen Persien, weniger erfolgreich und erlag in der Schlacht.

Kambyses II wurde König von Persien.


528 v. Chr.


Die ionischen Relieffriese am Schatzhaus der Siphnos in Delphi enststanden. Sie zeigen Kämpfe zwischen Griechen und Trojanern, während die Götter zusehen. Die Figuren bestehen aus flachen Reliefen auf Marmorhintergrund und haben trotz ihrer Beweglichkeit immer noch etwas silhuettenhaftes an sich. Diese Strenge verleiht sowohl Göttern wie Menschen eine zeremonielle Feierlichkeit.

Unter einem Baum sitzend, meditierte der junge Siddhartha Gautama in der Stadt Buddh Gaya im Königreich Magadha, bis er die ersehnte geistige Erleuchtung erfuhr. Dann sah er sich um ein paar Jünger um und belehrte sie mit seinen Ideen. Seine Lehren waren nur mündlich, erst seine Anhänger schrieben sie mit der Zeit nieder.
Die Grundthese ist, daß alles Leben Leiden ist. Das Leiden wird durch Unkenntnis der Natur der Wirklichkeit verursacht, samt von Bindungen an Dinge oder Personen. Durch Einsicht und Enthaltsamkeit kann man das Leiden überwinden. Um Einsicht und Enthaltsamkeit zu erreichen, braucht man Moral, Weisheit und Konzentration.
Buddha behielt im Prinzip die karmischen Gesetze des Hinduismus, die besagen, daß die Taten eines Menschen den Status, mit dem er im nächsten Leben geboren wird, beeinflussen. Er verneinte auch die hinduistischen Götter nicht, aber er gab ihnen keine besondere Bedeutung. In ihrem Himmel sitzend, hatten sie weder das Universum erschaffen, noch lenkten sie das Schicksal der Menschen. Sie waren ein Teil des Zyklus der Wiedergeburt, wie alle anderen, mochte auch ihr Leben länger und angenehmer als das der Menschen sein. (Man vergleiche hier Erich von Dänikens Ideen, daß die Götter aus einer anderen Zivilisation des Universums herstammen.)
Buddha unterschied sich vom Hinduismus auch dadurch, daß er seine Lehre allen Kasten öffnete. (Das ist ja ein erprobtes Mittel, um sich vieler Anhänger zu versichern. Kombiniert mit der Lehre, daß das Leben nur Leid brachte, was den niedrigen Kasten wieder zusagen mußte, war der Buddhismus zu dieser Zeit nahezu eine Art religiöser Sozialismus.)
Das Ziel des Buddhismus ist, das "Nirvana" zu erreichen, ein Niveau der Erleuchtung, in dem man die Unwissenheit, den Haß und das Begehren überwunden hat. Das Nirvana ist also keineswegs eine Auflösung im Nichts, wie man in der westlichen Welt so oft glaubt. Ein Mensch kann sehr wohl im Nirvanastadium weiterleben, um mit dem Rest seines Karmas aufzuräumen, bis der Tod das endgültige oder "Parinirvana" auslöst.
Die Tripitaka, was "die drei Körbe" bedeutet, und die heilige Schrift des Buddhismus darstellt, wurde in schriftlicher Form erst lange nach Buddas Tod zusammengestellt. (Man kann ja die Frage stellen, warum ein 29jähriger Königssohn entdeckt, daß sein Leben leer ist. Wir sehen heute dieselbe Tendenz, wenn Kinder der oberen Zehntausend zu Drogen greifen oder sogar Selbstmord begehen. Der Unterschied zu den zwei letzteren Arten ist wohl vor allem intellektueller Art. Aber man kann auch die Frage stellen, warum ein Königssohn zu dem Schluß kommt, daß alles Leben Leiden ist. Und daß man die Begierden überwinden muß.... Kann es möglicherweise so sein, daß der junge Siddhartha in der Liebe verschmäht worden war? Kann das seinerseits mit der Körperfülle zusammenhängen, die alle Buddhafiguren kennzeichnet? War sein Weg zum Asketismus und zur Meditation eine unterbewußte Kompensation?)


527 v. Chr.


Hipparchos und Hippias übernahmen gemeinsam die Diktatur in Athen nach ihrem Vater, Peisistratos. Thukydides behauptet jedoch, dass Hippias allein die Herrschaft übernahm. Laut ihm hatte Hippias fünf Söhne zusammen mit Myrinna, der Tochter von Kallias, dem Sohn des Hyperochides.

Themistokles wurde in Athen geboren. Er wurde später Politiker, aber ist vermutlich durch seinen Einsatz in der Schlacht bei Salamis in die Geschichte eingegangen, weil er dort die Perserflotte in eine schlechte Position lockte, sodaß die Griechen leichteres Spiel hatten.

Das Olympieion, ein korinthischer Tempel, wurde in Athen begonnen, aber erst vom römischen Kaiser Hadrianus fertiggestellt.

Vardhamana Jnatiputra alias Nataputta Mahavira starb. Er gründete den Jainismus, der dem Buddhismus ähnelt, und der heute einer der großen Konkurrenten dieser Religion ist. Auch der Jainismus verneint den göttlichen Ursprung der Veda. Man betet dagegen Heilige an, sogenannte "Tirthankaras" (= die Begründer des Weges), die von der Wiedergeburt frei geworden sind. Man sagt, daß Jnatiputra selbst der vierundzwanzigste Tirthankara war. Der Jainismus verwirft nicht das Kastensystem, wie der Buddhismus es macht, aber die Anhänger sind, wie im Buddhismus, im Grunde genommen Atheisten. Man unterscheidet zwischen zwei ewigen, gleichzeitig existierenden Kategorien, "jiva" (das Lebende) und "ajiva" (das Nicht-Lebende). Die Verkörperung der Seele (jiva) ist vom Karma abhängig; man kann Erlösung finden, indem man die Seele vom Karma befreit - mit Hilfe der drei "Juwelen": richtiger Glaube, richtiges Wissen und richtiges Benehmen. Die Mönche (yatis) müssen außerdem fünf große Gelübde ablegen: kein Leid zu verursachen, sich an die Wahrheit zu halten, nicht zu stehlen, sexuelle Enthaltsamkeit auszuüben, sowie unnötige Gaben nicht anzunehmen. Die Laiengläubiger = sravakas brauchen diese Gelübde nicht abzulegen. Innerhalb des Jainismus gibt es zwei große Sekten, die Digambaras und die Svetambaras, wobei die Mönche der Letzteren in ihrer Ausübung am weitesten gehen. Sie tragen ein Tuch vor dem Mund, sodaß keine Insekten hineinfliegen mögen, die sie versehentlich schlucken und dadurch töten könnten und sie tragen immer eine Bürste bei sich, sodaß sie den Platz, wo sie sich hinsetzen zuerst abbürsten können, sodaß nichts Lebendes zu Schaden kommt. Es gibt viel Literatur, sowohl auf Prakrit wie auf Sanskrit, wie auch eine hervorragende Kunstkultur. Letztere zeigt sich nicht zuletzt in den mit Figuren geschmückten Tempeln, sowie durch illustrierte Manuskripte. Vieles davon ist jedoch durch die Dhundia- und Lunkasekten zerstört worden, die keine Abbilder dulden, wie auch durch den Islam in neuerer Zeit.
(Ich frage mich, ob man hier nicht ganz einfach eins und eins zusammenzählen kann. Einerseits haben wir hier den Jainismus, der in Magadha von unserem Freund mit den langen Namen, Vardhamana Jnatiputra, gepredigt wird. Er ist etwa 70 Jahre alt, mit dem Hinduismus unzufrieden und hat ihn deshalb modifiziert. Gleichzeitig gibt es in Maghada einen jüngeren Mann, kaum 30 Jahre alt, der den Hinduismus ebenfalls ablehnt. Seine Lehre wird in großen Stücken den Ideen des Jainismus ähneln. Nun behauptet man, daß dieser Jüngling eine "Erleuchtung" erfuhr, als er unter einem Baum meditierte. Das glaube ich nicht. Vielleicht saß er unter einem Baum, aber er hörte vermutlich andächtig den Lehren des älteren Mannes zu, was schließlich zur Erleuchtung führte. Daß Buddha die Modifikationen modifizierte ist wieder etwas anderes. Weil er ja jünger war, war er logischerweise noch revolutionsfreudiger als der Alte, sodaß er das Kastensystem auch gleich verwarf, noch ein paar Details nach eigenem Gutdünken und persönlichem Geschmak veränderte - und plötzlich den Buddhismus fix und fertig hatte. Das müßte doch eigentlich ziemlich logisch sein!?)

Konfuzius Mutter starb, man sagt, daß er ab diesem Zeitpunkt zu predigen begann.


526 v. Chr.


Mumiensarg, 6. Jhd. v. Chr. - Koninklijke Musea voor Kunst en Geschiedenis, Brüssel


Psammetich III wurde König von Ägypten, nach seinem Vater Ahmose II. Er, oder einer seiner Vorgänger mit diesem Namen (ich kann mich an die Ordnungszahl nicht erinnern) war an Sprachforschung interessiert. Er wollte wissen, welche Sprache wohl die älteste sei. Um das herauszufinden, erfand er folgende Untersuchungsmethode: Er nahm zwei Neugeborene und überließ sie einem Hirten, dessen einzige Aufgabe es war, die Kleinen zu füttern, sodaß sie überlebten. Es war ihm verboten mit ihnen auch nur ein Wort zu sprechen. Der König wollte das erste Wort erfahren, das eines der zwei Kinder sprach. Der König mußte sich zwei Jahre lang gedulden, bevor etwas geschah. (Die Altersangabe ist mit zwei Jahren recht plausibel. Unsere Kinder sagen zwar ihre ersten Worte früher, das taten die Kinder zu dieser Zeit sicherlich auch, wenn sie dazu ermuntert und gefördert wurden. Aber auch unsere Kinder entdecken die "Sprache" erst im Alter von zwei Jahren - zu dieser Zeit wird sie zum Kommunikationsmittel statt nur ein Hilfsmittel zu sein, um Gegenstände und Ereignisse zu bezeichnen. Während ein jüngeres Kind die Worte nur für Beschreibungen verwendet - auch "Papa kommen" oder "Milch haben" ist nur eine Beschreibung eben dieses Vorganges - so führt die Entdeckung der Syntax zu einer größeren Verwendungsmöglichkeit der Sprache und läßt eine Kommunikation im eigentlichen Sinn erst jetzt zu. Es sieht aus, als ob der Bedarf der Sprache erst mit zwei Jahren entdeckt wird. Deshalb ist es durchaus glaubwürdig, daß Kinder, die die Sprache selbst "entdecken" müssen, dies in diesem Alter tun würden.)
Eines schönen Tages kam unser Hirt und wurde von den Kindern mit dem Wort "bekos" begrüßt. Er wartete, bis er das Wort einige Male gehört hatte, um sicher zu sein, dann brachte er die Nachricht zu Psammetich. Der König ließ nun nachforschen, in welcher Sprache das Wort "bekos" etwas bedeutete. Und tatsächlich - auf phrygisch bedeutete das Wort "Brot". Damit anerkannten die Ägypter auch, daß die Phrygier älterer Abstammung waren, als sie selbst. (Dagegen kann man andererseits einige Einwände haben. Es ist wohl kaum so, daß die "Ursprache" sich bei einem Kind bemerkbar macht, wenn es keine andere hört - es ist wohl eher der Zufall, der das erste Wort "bekos" werden ließ, auch wenn es sehr wohl eine Bezeichnung für den Hirten oder für das Essen, das er brachte, gewesen sein mochte. Hätte "bekos" eine andere, mehr abstrakte Bedeutung gehabt, wie z.B. "Erdbeben" oder "Schönheit", dann hätte wohl auch Psammetich eingesehen, daß seine Untersuchung nicht so gelungen war. Andererseits - wer von uns würde nach zwei Jahren Wartezeit wohl nicht ein Resultat vorzeigen wollen? Es soll auch heute noch die eine oder andere "Konstruktion" von Resultaten vorkommen, deshalb sollten wir Psammetich nicht allzu hart verdammen....)


525 v. Chr.


Diese Schale auf hohem Fuß mit einer Relieffriese im Inneren, wurde in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts in Chiusi angefertigt. Chiusi, oder Clusium lag am Fluß Clanis, dem heutigen Chiara.

Kambyses II besiegte Psammetich III, in der Schlacht von Pelusium und eroberte Ägypten bis nach Nubien im Süden. Sein Angriff auf die Oase Ammonium (heute Siwa) scheiterte jedoch, wie auch seine Versuche in Äthiopien. Dagegen eroberte er Zypern von den Ägyptern.

Kyrene, unter Arkesilaos III, verlor einen Schlacht gegen Kambyses II und fiel unter persische Herrschaft.


Schwarzfigurige Amphora aus Attika, 525 - 520 v. Chr.
Koninklijke Musea voor Kunst en Geschiedenis, Brüssel
Aischylos wurde in Eleusis geboren. Er war der erste der drei großen griechischen Tragödienverfasser - die beiden anderen sollten Euripides und Sophokles werden. Aischylos nahm später an den Perserkriegen teil, sowohl bei Marathon wie auch bei Salamis. Seine Werke drehen sich daher auch unter anderem um die Problematik, die entsteht, wenn die Krieger nach Hause kommen. (Das ist wieder ein sehr aktuelles Thema in unseren Tagen - die USA haben ja riesige Probleme mit ihren Vietnamveteranen.) Aischylos starb in Gela auf Sizilien, wo man ihm später ein Denkmal errichtete. Er soll an die 90 Dramen geschrieben haben. Er schrieb sie als Trilogien und jeder Trilogie folgte ein Satyrspiel. Wir kennen die Titel von 79 seiner Werke, aber nur 7 haben überlebt. "Die Perser", die 472 "herausgegeben" wurden, spielen am persischen Hof und handeln über die Schlacht von Salamis. Er ist auch der Verfasser der Orestie, in der Orestes seinen Vater Agamemnon rächt, indem er seine Mutter, Klytämnestra, ermordet. Die große Neuigkeit auf der Szene war, daß er einen zweiten Schauspieler einführte, sodaß er den Dialog noch mehr dramatisieren konnte. Außerdem soll er die Kostümierung der Schauspieler erfunden haben.
Eine Marmorstatue, einem "Kroisos" aus Attika gewidmet, 194 cm groß und als aus dieser Zeit stammend datiert, kann im Nationalmuseum in Athen betrachtet werden. Die früher strengen und gespannten Formen sind jetzt von runderen, gelösteren ersetzt worden. Der Sockel der Statue trägt folgende Inschrift: "Verweile an diesem Grabmahl und beweine den toten Kroisos, den der wilde Ares unter den Kämpfern in der vordersten Linie fortgerissen hat." Obwohl die Statue dem Kroisos gewidmet ist, ist sie dennoch nicht sein Abbild, sondern noch immer ein kouros. (Es ist interessant, daß man auch zu dieser Zeit den Kindern Namen von berühmten Personen gab. Kroisos ist die griechische Form von Krösus, und dieser Jüngling dürfte zu einer Zeit geboren worden sein, als Krösus von Lydien auf der Höhe seiner Macht und seines Reichtums stand.)

Die Schlacht bei Cumae fand statt, zwischen Etruskern und Griechen, in der die Letzteren ihr Handelszentrum erfolgreich verteidigten. Cumae war eine befestigte Stadt an der Küste von Kampanien. Sie wurde etwa 750 von griechischen Siedlern aus Chalkis und Cyme gegründet. Der Geograph Strabon behauptet, daß Cumae die erste griechische Kolonie in Italien und Sizilien war. Die Stadt wuchs zu einem großen Handelszentrum heran, mit wichtigen Seefahrtsverbindungen, aber nicht minder wichtig für den Handel mit dem Inland. Von Cumae aus geschah die Gründung weiterer Küstenstädte, unter anderen von Neapolis, dem heutigen Neapel.


  Pseudopanathenäische Preisamphora
  mit Athene - um 525 v. Chr.
  Kunsthistorisches Museum, Wien
In der Nähe von Neapel liegt übrigens der Avernosee, der im Krater eines (erloschenen?) Vulkans liegt. Der Name (aus dem griechischen "aornos") bedeutet "ohne Vögel", weil man glaubte, daß die stinkenden, schwefelhaltigen Gase, die zu dieser Zeit aus dem See (vom Vulkan) kamen, alle Vögel tötete, die darüberflogen. Deshalb glaubte man auch, daß der See den Eingang zum Hades, dem Reich der Toten, bildete.

Ibykus ereilte sein Schicksal auf dem Weg nach Korinth, in der Form von zwei Räubern. Sterbend sah er eine Schar Kraniche vorüberfliegen und rief diesen zu, daß sie seinen Tod rächen mögen. Später, im Theater von Korinth, sah einer der Räuber Kraniche vorbeifliegen, und sagte zu seinem Komplizen: "Schau, da fliegen die Kraniche des Ibykus!" Und damit hatte er sich selbst verraten.
Friedrich Schiller hat darüber eine Ballade geschrieben, und ich kann es nicht lassen, wenigstens ein paar Strophen einzufügen.

Zum Kampf der Wagen und Gesänge
Der auf Korinthus Landesenge
Der Griechen Stämme froh vereint,
Zog Ibykus, der Götterfreund.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
Der Lieder süßen Mund, Apoll;
So wandert er, am leichten Stabe,
Aus Rhegium, des Gottes voll.......

.....Und munter fördert er die Schritte
Und sieht sich in des Waldes Mitte,
Da sperren, auf gedrangem Steg,
Zwei Mörder plötzlich seinen Weg.
Zum Kampfe muß er sich bereiten,
Doch bald ermattet sinkt die Hand,
Sie hat der Leier zarte Saiten,
Doch nie des Bogens Kraft gespannt.

Er ruft die Menschen an, die Götter,
Sein Flehen dringt zu keinem Retter;
Wie weit er auch die Stimme schickt,
Nichts Lebendes wird hier erblickt.
"So muß ich hier verlassen sterben,
Auf fremdem Boden, unbeweint,
Durch böser Buben Hand verderben,
Wo auch kein Rächer mir erscheint!"

Und schwer getroffen sinkt er nieder,
Da rauscht der Kraniche Gefieder,
Er hört, schon kann er nicht mehr sehn,
Die nahen Stimmen furchtbar krähn.
"Von Euch, ihr Kraniche dort oben,
Wenn keine andre Stimme spricht,
Sei meines Mordes Klag erhoben!"
Er ruft es, und sein Auge bricht.....

....Wer zählt die Völker, nennt die Namen,
Die gastlich hier zusammenkamen?
Von Theseus Stadt, von Aulis Strand,
Von Phokis, vom Spartanerland,
Von Asiens entlegner Küste,
Von allen Inseln kamen sie
Und horchen von dem Schaugerüste
Des Chores grauser Melodie.....

....Da hört man auf den höchsten Stufen
Auf einmal eine Stimme rufen:
"Sieh da! Sieh da, Timotheus,
Die Kraniche des Ibykus!" -
Und finster plötzlich wird der Himmel
Und über dem Theater hin
Sieht man in schwärzlichem Gewimmel
Ein Kranichheer vorüberziehn.

"Des Ibykus!" - Der teure Name
Rührt jede Brust mit neuem Grame,
Und, wie im Meere Well auf Well,
So läuftĘs von Mund zu Munde schnell:
"Des Ibykus, den wir beweinen,
Den eine Mörderhand erschlug!
Was istĘs mit dem? Was kann er meinen?
Was istĘs mit diesem Kranichzug?".....

....Doch dem war kaum das Wort entfahren,
Möcht erĘs im Busen gern bewahren;
Umsonst, der schreckenbleiche Mund
Macht schnell die Schuldbewußten kund.
Man reißt und schleppt sie vor den Richter,
Die Szene wird zum Tribunal,
Und es gestehn die Bösewichter,
Getroffen von der Rache Strahl.

(Er ist schon toll, der alte Fritz, nicht wahr? Aber eigentlich ist es spaßig, als ich in der Schule das Gedicht auswendig lernen sollte, gefiel es mir nicht einmal halb so gut wie heute..... Beim näheren Nachdenken dagegen ist es gar nicht so komisch - ich war wohl elf, zwölf Jahre alt, als wir das Gedicht als Hausaufgabe bekamen. Möglicherweise hatten wir im Geschichtsunterricht von Korinth gehört, aber wir wußten kaum etwas über die korinthischen Spiele. Ziemlich zweifelhaft dürften auch unsere Kenntnisse von "Apoll", Aulis, Phokis, usw. gewesen sein, das waren für uns nur fremde Lautfolgen. Vielleicht wußte ich, daß ein Kranich ein Vogel war, aber ich hatte bestimmt noch keinen gesehen. Dazu kommt noch, daß die Sprache ja auch nicht gerade alltäglich ist - "gedrangem" war wohl ein Fremdwort für mich, wie auch "des Bogens Kraft" ein ziemlich ungewöhnlicher Ausdruck ist. Bedenkt man all das, dann muß man einsehen, daß wir damals das Werk kaum gebührend schätzen konnten. Und ich kann mich nicht erinnern, daß jemand das Werk mit uns besprochen hätte.... Andererseits ist es ja ohne Zweifel gerade durch Auswendiglernen und richtiges Erinnern, daß unsere Zivilisation das Kulturerbe über hunderte, ja tausende Jahre hinweg bewahrt hat. Als Gedächtnistraining war es sicherlich eine gute Übung - und das hat man in der heutigen Schule total verworfen.)

Die Trireme (griechisch = triere) wurde erfunden. Es war ein ca. 35 Meter langes Schiff, vor allem für Kriegszwecke eingesetzt, das seinen Namen von den drei Reihen Ruderer bekam, die sich unter Deck befanden.


523 v. Chr.


Kambyses II ließ seinen jüngeren Bruder Smerdis (persisch = Bardiya) ermorden, um selbst die Macht behalten zu können.

522 v. Chr.


Kambyses II starb (durch einen Unfall oder Selbstmord). Aber es gab nur wenige, die ihn vermißten. Er soll despotisch, grausam und unmenschlich gewesen sein.

Gaumata wurde 7 Monate lang König von Persien. Er war einer der Magi - der erblichen Priesterklasse - die die Macht an sich reißen wollte. Er gab vor, Smerdis oder Bardiya zu sein, der jüngere Bruder von Kambyses II, den dieser heimlich ermorden lassen hatte. Aber - das Volk wußte ja nichts davon, und es gelang ihm, König zu werden, bis er seinerseits von Dareios I, dem Anführer von sieben Verschworenen, ermordet wurde. (Die Preisfrage in diesem Zusammenhang ist erstens: wie konnten die Magi wissen, daß Smerdis nicht zurückkommen und den Bluff auffliegen lassen würde? Hatten sie bei seiner Ermordung ein paar Finger im Spiel gehabt? Und zweitens: wie konnte Dareios I wissen, daß Gaumata nicht Smerdis war, wenn es alle anderen glaubten?)
Herodotos gibt jedoch eine Erklärung dafür, wie der Betrüger entlarvt wurde. Einer der Verschworenen, Otanes, hatte nämlich eine Tochter, die mit Kambyses II verheiratet gewesen war, und jetzt, wie alle anderen Frauen, von dem neuen Machthaber "übernommen" worden war. Weil aber der König sich in so langer Zeit niemals öffentlich zeigte, schöpfte Otanes Verdacht und schmuggelte einen Brief zu seiner Tochter, in dem er sie fragte, ob Smerdis wirklich Smerdis war. Darauf konnte sie jedoch nicht antworten, weil sie Smerdis vorher noch nie gesehen hatte und auch keine der anderen Frauen fragen konnte, weil sie jetzt alle eigene Zimmer zugeteilt bekommen hatten. Da gab ihr Otanes den Auftrag, nachzusehen, ob Smerdis seine Ohren noch hatte. Gaumata war nämlich auch früher nicht des Königs bester Untertan gewesen und hatte seine verloren, als Kambyses II sie zur Strafe abschlagen ließ. (Dies setzt jedoch voraus, dass Otanes annahm, dass der neue Herrscher Gaumata war, denn jeder der seine zwei Ohren noch hatte, hätte ja diese Probe bestanden. Und es erklärt noch immer nicht, wie Darius davon wissen konnte, er war nämlich soeben nach Susa gekommen, nachdem er mit Kambyses II im Feld gelegen hatte.)
Die Magi hatten eine wichtige Aufgabe im Zusammenhang mit den Opferzeremonien. Diese waren zwar relativ einfach, aber eine Voraussetzung war, daß einer der Magi dem Opfer beiwohnte. Die Perser hatten weder Götterbilder noch Tempel oder Altäre. Statt dessen bestiegen sie einen hohen Berg, um ihr Opfer darzubringen. Der Name ihres höchsten Gottes war gleich mit der Benennung der Himmelssphäre, aber sie opferten auch der Sonne, dem Mond, dem Wasser und den Winden.
Man wählte eine Stelle am Boden, die man gut säuberte und wo man das Opfer schlachtete, während man die Gottheit anrief, für die das Opfer bestimmt war. Wenn dann das Fleisch gekocht war, legte man es auf die feinsten Kräuter, die man finden konnte. War dann alles fertig, kam einer der Magi und sang eine Hymne. Nach einer Weile konnte der Opferdarbietende das Fleisch an sich nehmen und damit machen, was er wollte.
Der wichtigste Tag des Jahres war für die Perser der Geburtstag, den man mit Festessen und Wein feierte. Unter dem Einfluß von Wein machte man auch oft Geschäfte. Diese Übereinkommen wurden vom Gastgeber aufgeschrieben und am nächsten Morgen vorgelegt. Wenn die Parteien dann noch immer überein waren, wurde das Geschäft abgeschlossen. Die Perser verachteten die griechischen Märkte, wo laut ihnen das Geschäft darin bestand, einander übers Ohr zu hauen. Die Lüge, die ja mit solch einem Geschäftsgebaren nahe verbunden war, war überhaupt unverzeihlich bei den Persern.

Die Aristokratie in Babylon erhob sich gegen die Perser. Obwohl sich Letztere den lokalen Kulturen anpaßten, was Sprache, Sitten, usw. betraf, war es ja unvermeidlich, daß Perser immer größeren Anteil an wichtigen Ämtern, umfangreichere Besitzungen, und ähnliche Vorteile bekamen. Der Aufruhr wurde doch schnell niedergeschlagen.

Der Tyrann Polykrates auf der Insel Samos wurde von dem persischen Satrapen Oroites in eine Falle gelockt und gekreuzigt. Auch hierzu gibt es eine sensmoralische Legende: Amasis, ein Pharao aus Ägypten, war auf Besuch bei Polykrates, der seinem Gast von seinem Glück und seinem Reichtum vorschwärmte. Da riet ihm Amasis, ein Kleinod zu opfern und ins Wasser zu werfen, um das Schicksal nicht herauszufordern. Polykrates tat, wie ihm geraten wurde und warf einen Ring ins Wasser. Doch nach ein paar Tagen schnitt man in der Palastküche einen Fisch auf - und in seinem Magen fand man den Ring wieder! Amasis gab die Allianz mit Polykrates auf, den bald danach wirklich sein endgültiges Schicksal ereilte - durch die Hand von Oroites.

Und hier kommt Schiller nocheinmal, wenn ich das Buch schon vor mir liegen habe. Auch darüber gibt es nämlich ein Gedicht von ihm: "Der Ring des Polykrates"

Er stand auf seines Daches Zinnen,
Er schaute mit vergnügten Sinnen
Auf das beherrschte Samos hin.
"Dies alles ist mir untertänig",
Begann er zu Ägyptens König,
"Gestehe, daß ich glücklich bin."....

Der Gast warnt dann, daß die Götter es nicht gern sehen, wenn es jemand allzu gut geht, daß auch ihm das Glück gelacht habe, aber daß die Götter dafür seinen Sohn genommen hätten. Und er ermahnt Polykrates, seinen teuersten Besitz ins Meer zu werfen.

....Und jener spricht, von Furcht beweget:
"Von allem, was die Insel heget,
Ist dieser Ring mein höchstes Gut.
Ihn will ich den Erinnyen weihen,
Ob sie mein Glück mir dann verzeihen."
Und wirft das Kleinod in die Flut....

Am nächsten Morgen kommt ein Fischer mit einem Fisch als Geschenk, in dem der Koch den Ring wieder findet.

...."Sieh, Herr, den Ring, den du getragen,
Ihn fand ich in des Fisches Magen,
Oh, ohne Grenzen ist dein Glück!"

Hier wendet sich der Gast mit Grausen:
"So kann ich hier nicht ferner hausen,
Mein Freund kannst Du nicht weiter sein.
Die Götter wollen dein Verderben,
Fort eil ich, nicht mit dir zu sterben."
Und sprach's und schiffte schnell sich ein.

Polykrates Tod bedeutete doch auch, daß die Kulturfeste Samos zerfiel. U.a. fuhr Anakreon weg, nun nach Athen zu seinem neuen Förderer Hipparchos.


521 v. Chr.


Dareios I bestieg den Thron des Persischen Reiches, im selben Jahr, in dem sein Vater, Hystaspes, starb. Wie es zuging, als Dareios I König wurde, weiß Herodotos in einer Geschichte zu erzählen. Die sieben Verschworenen, die den Schwindler Gaumata entlarvt hatten, beschlossen, dass einer von ihnen König werden solle und dass man das Los befragen würde, wer der Glückliche sei. Man wollte sich im Morgengrauen treffen und zusammen ausreiten. Und der, dessen Pferd zuerst wieherte, sollte die Königswürde erhalten. (Eine ziemlich umständliche Art der Verlosung, scheint es mir, aber sonst hätten wir wahrscheinlich keine Geschichte darüber. Das -rgste ist jedoch, dass der werdende König anscheinend dem Los nachhalf - und was unterscheidet ihn dann von dem Betrüger, den er erstochen hatte?) Dareios I hatte einen Stallburschen, der Oibares hieß, den er in dieser Frage um Rat bat. Und Oibares hatte einen Plan... Er band eine Stute an einer Stelle, an der die Verschworenen am nächsten Morgen vorbeireiten mussten und brachte dann auch Dareios Lieblingspferd zur Paarung hin. Als sie dann am nächsten Morgen an der Stelle vorbeikamen, erinnerte sich der Hengst, wieherte laut und machte so seinen Herrn zum neuen König von Persien.
In den ersten zwei Jahren seiner Regierung mußte er seine Zeit dazu verwenden, Aufstände niederzuschlagen, u.a. den, der in Babylonien im Vorjahr angefangen hatte. Dann begann er in Persien eine neue Struktur zu erschaffen und seine Grenzen zu stärken.
Dareios teilte das große Reich in 20 Satrapien ein, baute Straßen und einen Kanal zwischen dem Nil und dem Roten Meer, organisierte die Postbeförderung, reformierte das Geldwesen und förderte den Handel. Auf diese Art gewann er Vertrauen bei einem großen Teil der Bevölkerung, die aus vielen Völkern bestand. Er wurde von den Juden verehrt, weil er ihre Religion anerkannte. Er wurde von den Ägyptern akzeptiert, weil er ihren Hohenpriester um Rat fragte, wie auch von den Griechen in Kleinasien, deren Orakel während des ionischen Aufstands auf seiner Seite standen.


Copyright Bernhard Kauntz, Västerås, August 1997 - März 2008
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