GESCHICHTE UND GESCHICHTEN AUS DEM 18. JAHRHUNDERT
Es mag ja sein, dass sein gestörtes Verhältnis zum Vater seinen Charakter prägte, es mag auch sein, dass er aus preußischer Sicht Ruhm und Land eroberte, sodass er dort als "der Große" bezeichnet wird - aber es ändert nichts daran, dass er ein ehrenloser Verräter war, der sich vor allen Dingen durch seinen Egoismus auszeichnete.
Der Sohn von Friedrich Wilhelm I von Preußen und Sophie Dorothea von Hannover wurde 1712 in Berlin geboren. Sein autoritärer und religiöser Vater verlangte eine streng militärische und ökonomische Erziehung des Sprösslings. Nach einem halben Jahr in Festungshaft wurde er pardoniert und bekam ein Infanterieregiment. 1733 heiratete er Elisabeth Christine von Braunschweig auf Wunsch seines Vaters, um sich mit diesem zu versöhnen. Das Ehepaar lebte jedoch bis 1736 getrennt und als Friedrich 1740 König wurde, war die Trennung vollständig. Er lebte in Potsdam im Schloss Sanssouci, während sie im Berliner Stadtschloss und in Schloss Schönhausen wohnte. Die Ehe blieb kinderlos, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass Friedrich sich kurz vor der Heirat eine Geschlechtskrankheit zuzog, zum Teil aber auch darauf, dass er vermutlich homosexuell war. Sein Vater starb ein knappes halbes Jahr vor Kaiser Karl VI. Damit bestieg Friedrich den preußischen Thron ein paar Monate bevor Maria Theresia den von Österreich erbte. Acht Wochen später marschierte Friedrich ohne Kriegserklärung in Schlesien ein, obwohl sein Vater die pragmatische Sanktion anerkannt hatte. Er hatte Maria Theresia eine Woche vorher das fürstliche Angebot gemacht, den Rest der habsburgischen Besitze in Deutschland zu garantieren und bei der Kaiserwahl für ihren Gemahl, Franz Stephan von Lothringen, zu stimmen, wenn sie ihm Teile Schlesiens überließ. Diese Frechheit wurde natürlich abgelehnt, was zum Ersten Schlesischen Krieg führte. Eine "Beschützerrolle" und Erpressung - so bekommt man also den Beinamen "der Große" ...
Am 9. Oktober 1741 musste Maria Theresia einen Geheimvertrag mit Friedrich II schließen, um mit ihrem Heer andere Angriffe abzuwehren. Sie trat Neiße an Preußen ab und sicherte ihm Niederschlesien zu. Schon am 4. November desselben Jahres schloss aber Friedrich der Große Schweinehund einen Vertrag mit Karl Albrecht von Bayern, garantierte ihm seine Stimme bei der Kaiserwahl und versprach ihm Ober- und Niederösterreich, sowie Tirol und Böhmen. Dafür bekam er (vom künftigen Kaiser) den Segen, Schlesien behalten zu dürfen. Gibt es denn über Friedrich überhaupt nichts Gutes zu sagen? Nun, er schaffte die Folter ab, er organisierte das Schulwesen und er war ein Freund von Musik und Literatur. Doch all das lag in der Zeit, das geschah in anderen Ländern auch. Und ob es überhaupt so viel Gutes gibt, um all die Vertragsbrüche, angezettelten Kriege und sonstige Schweinereien auszugleichen - das darf wohl bezweifelt werden.
12.2.2010 by webmaster@werbeka.com |