GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Der Krieg wegen Jenkins Ohr

Es geht hier um einen Kolonialkrieg in der Karibik, zwischen England und Spanien, der 1739 begann, aber bald in Vergessenheit geriet, da England und Spanien auch im Österreichischen Erbfolgekrieg Gegner waren und dieser viel höhere Wellen schlug.

Die Vorgeschichte: Im Frieden von Utrecht, 1713, wurde festgelegt, dass England der Sklavenhandel nach Amerika vorbehalten blieb, aber dass sie auch das Recht hatten, jährlich ein(!) Handelsschiff in die spanischen Kolonien zu schicken. Aber nachdem die Engländer sich nicht daran hielten und der Schmuggel auch sonst große Ausmaße annahm, beschlossen die Spanier eine Küstenwache zu organisieren.
Am 9. April 1731 wurde so die englische Brigg Rebecca von den Spaniern angehalten und ihr Frachtgut als Schmuggelware bezeichnet und beschlagnahmt. Der Kapitän der Brigg hieß Robert Jenkins. Nach einer Beleidigung des spanischen Königs wurde ihm vom Kapitän der Küstenwache mit dem Schwert ein Ohr abgeschlagen. Jenkins protestierte im Juni desselben Jahres beim englischen König gegen die Behandlung, aber die Sache verlief schnell im Sand.

Doch irgendwie grub man die ganze Geschichte 1738 wieder aus und zitierte Jenkins vor das Unterhaus, wo er sein(?) in Alkohol eingelegtes Ohr vorzeigte. Das erhitzte natürlich die Gemüter gewaltig und die antispanischen Gefühle wurden noch stärker. Das spanische Handelsmonopol war schon immer ein Dorn im Auge der Engländer gewesen - jetzt hatte man einen hand- oder vielleicht besser: einen ohrfesten Grund, um Spanien Krieg zu erklären. Was man 1739 auch tat. Man hatte schließlich ohnehin schon 25 Jahre lang ohne Krieg ausgehalten ...

Der Krieg selbst war höchstens ein Kriegchen, weil man im Jahr darauf schon in Europa engagiert war. Spanien verlud das Silber aus Südamerika hauptsächlich in Puerto Belo im heutigen Panama, sowie in Cartagena in Kolumbien. Von dort fuhren die Schiffe nordwärts, um in Havanna einen letzten Hafen anzulaufen, bevor die Fahrt über den Atlantik weiterging. Die Engländer konzentrierten ihre anfänglichen Angriffe vor allem auf Cartagena und Havanna, jedoch ohne Erfolg buchen zu können.
Im November des Jahres gelang es Vizeadmiral Edward Vernon jedoch, in einem Überraschungsangriff das spanische Puerto Belo zu erobern. Er ließ alle Befestigungen schleifen, daher wurde die Stadt für die Spanier wertlos. Die Engländer erinnern sich heute noch an diesen Überfall durch die Portobello Road in London. Kurze Zeit später führte Vernon einen erfolgreichen Angriff auf die Nachbarstadt Chagres durch. Damit hatten die Spanier keinen Umladehafen in Panama mehr.
Von März bis Mai 1941 versuchte Vernon auch Cartagena zu erobern, was ihm aber trotz massiver Überzahl nicht gelang. Er war von seinem Erfolg jedoch so überzeugt gewesen, dass er schon vor dem Angriff Münzen prägen ließ, die ihn als Sieger zeigten ...

Nun richtete man die Blicke auf Santiago de Cuba. Diese Stadt war jedoch gut befestigt und dadurch dass die Hafeneinfahrt sehr schmal war, fand man, dass ein direkter Seeangriff keinen Erfolg versprach. Im Juli 1741 landete man daher in der Bucht von Guantanamo auf Kuba, um Santiago von Land her anzugreifen. Aber die schlechten Wegverhältnisse ließen auch dies nicht zu. Sogar die Bemühung, eine feste Basis an der Landestelle zu errichten, musste aufgegeben werden, weil viele Soldaten von Tropenkrankheiten dahingerafft wurden. Im Dezember gab man das ganze Vorhaben auf und zog sich nach Jamaika zurück.
Auch aus dem letzten Projekt, im März 1942, die Stadt Panama anzugreifen, wurde nichts. Man wollte wieder Puerto Belo einnehmen, um von dort nach Süden gegen Panama zu ziehen. Man wollte Puerto Belo vom Land her abriegeln, um vorzugreifen, dass jemand entkommen konnte, um Panama zu warnen. Vernon aber schlug mit seiner Flotte zu früh zu, sodass die ganze Garnison fliehen konnte. Daher wurde die Aktion noch im selben Monat abgebrochen.
In der Folge konzentrierten sich die Engländer daruaf, spanische Silberschiffe zu kapern und weiterhin ihre Schmuggelaktionen durchzuführen.

Siehe auch die Übersichtskarte über die westindischen Besitzungen um 1740.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2011


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