Personalien:
"Tatsachen": Sowohl der griechische Name, wie auch seine römische Äquivalenz, Jupiter (= Dios-pater), kann vielleicht von dem vedischen Namen Dyaus, bzw. Dyauspitar hergeleitet werden, der einen frühen Schöpfergott darstellte. Der Göttervater Zeus herrschte über Himmel und Erde, er war ein Donnergott und mit seinem mächtigen Donnerkeil hielt er die Ordnung aufrecht, sowohl unter den Göttern als auch unter den Menschen auf der Erde. Dabei war er manchmal ein gerechter Richter, aber oft auch ein eigenwilliger Tyrann. Er war jähzornig und hatte auch sonst einen Teil recht menschlicher Eigenschaften, nicht zuletzt seine Wertschätzung der weiblichen Formen. Das Zentrum für seine Verehrung war Olympia. Mythos: Als Neugeborener wurde Zeus vor seinem Vater versteckt, der die böse Angewohnheit hatte, seine Kinder aufzufressen. Zeus wuchs in einer Höhle auf der Insel Kreta auf, wo ihn die Nymphe Amaltheia aufzog. Nachdem Zeus in erwachsenem Alter seinen Vater vom Thron gestürzt hatte, würfelte er mit seinen Brüdern um die Weltherrschaft. Poseidon bekam das Wasser zugeteilt und Hades erhielt die Unterwelt als Hoheitsgebiet. Es scheint damals "in" gewesen zu sein, andere Leute aufzufressen. Zeus selbst tat dies mit seiner ersten Ehefrau, Metis, als sie guter Hoffnung war, aus Angst, dass sie einen Sohn gebären könne, der stärker als er selbst wäre. Das Resultat war, dass Pallas Athene aus Zeus Kopf geboren wurde. Zeus ist als Verführer verrufen und er scheute auch keine Mittel, um an sein Ziel zu kommen. Oft nahm er eine andere Gestalt an, um seine Absichten durchzuführen. Europas Herz erweichte er in der Gestalt eines Stieres, während Leda dem langen Hals eines Schwans mehr zugänglich erschien. Antiope besuchte Zeus als Satyr und Danae als Goldregen, während er, mehr als frech, vorgab, Amphitryon zu sein, der Ehemann von Alkmene, um diese Dame zu verführen. Andererseits entsprang letzterer Verbindung auch kein Geringerer als Herakles.
Hier kommen zwei Beispiele zeusischer Eroberungen: Europa, bzw. Io.
Io war die Tochter des Königs Inachos von Argos. Zeus begehrte sie, obwohl sie nicht allzu interessiert war. Da ließ er sie von dichtem Nebel umhüllen und nutzte dann die Situation aus. Um Heras Eifersucht auszuweichen, verwandelte er Io in eine schöne weiße Kuh. Doch Hera, die wie gewöhnlich spioniert hatte, gab vor, das schöne Tier zu bewundern und bat, es als Geschenk zu erhalten. Zeus konnte ihr das nicht abschlagen, ohne sich selbst verraten zu müssen. Nun gab Hera der Kuh den hundertäugigen Argos als Wächter, damit keiner in ihre Nähe kam. Nach einiger Zeit sandte Zeus doch Hermes aus, dem es gelang, Argos zu überlisten und zu töten. Die hundert Augen des Wächters setzte Hera nun auf die Schwänze ihrer Pfauen. Sie hörte auch nicht auf, Io zu quälen, jetzt mit einer schlimmen Bremse, die die Kuh irritierte und immer wieder stach, sodass sie sie an die Grenze des Wahnsinns trieb. Bei ihren Versuchen zu fliehen, musste Io viele Länder durchwandern. Schließlich gelangte sie über den Bosporus (= Kuhfurt) von Europa nach Asien. Aber sie wurde weiterhin geplagt, bis an die Ufer des Nilflusses in Ägypten, wo sie ganz ermattet einfach umfiel. Drehbuch: Zeus ist unterwegs zur Erde, um seine neueste Liebschaft zu besuchen. "Es wird schön langsam wieder Zeit, dass ich ein wenig Luftveränderung bekomme. Nichts gegen den Olymp, aber es wird schon ein wenig eintönig, nicht zuletzt, wenn mir Hera dauernd auf die Finger sieht. Ich verstehe dieses Frauenzimmer ganz einfach nicht. Eifersüchtig ist sie bis dahinaus, aber dennoch gänzlich uninteressiert, wenn ich sie einmal verführen will. Und mit ihr soll ich auf ewige Zeiten verheiratet sein! Kein Wunder, dass man seinen Interessen außer Hauses frönt. Zum Glück gibt es ja das eine oder andere hübsche Menschenkind auch noch. Wie die kleine Semele... Oh Gott, bin ich vielleicht verliebt in die Kleine. Und jetzt ist es schon wieder mindestens eine Woche her, seit wir uns gesehen haben. Nur gut, dass ich verschwinden konnte, ohne dass Hera es merkte, sonst hätte es wieder jede Menge Theater gegeben. So, wir sind ja schon da. Ich muss mich nur noch in einen Menschen verwandeln, sodass sie mich auch erkennt und dass ihr nichts geschieht. - Hallo, kleines Semmelchen, wie geht es dir heute?" "Hallooo, schön dich wieder einmal zu sehen. Ja, mir geht es schon - manchmal ein bisschen schlecht, weil es ist ja nicht so einfach, ein Götterkind zu bekommen. Übrigens, weil wir schon von Göttern reden. Ich habe unlängst eine Alte getroffen, die meinte, es sei schon spaßig, dass ich dich noch nie in deiner richtigen Gestalt gesehen habe. Kannst du nicht einmal du selbst sein, wenn du mich besuchst?" "Nein, Kindchen, das geht nicht."
Kommentar: Einige Quellen behaupten, Amaltheia, die den kleinen Zeus betreute, sei eine Ziege gewesen. Daran knüpft der Mythos der Füllhörner, nämlich dass der Besitzer eines Hornes der Ziege essen und trinken konnte, so viel er wollte, weil es sich immer wieder selbst neu füllte. Leda, die Gattin des spartanischen Königs Tyndareos, gebar vier Kinder. Außer den Dioskuren Kastor und Polydeukes auch die schöne Helena und Klytämnestra. Zwei der Kinder, Polydeukes und Helena, sollen aus einem Ei geschlüpft sein, weil Zeus Leda ja als Schwan verführte. Von den zwei anderen Kindern, Kastor und Klytämnestra, wird daher angenommen, dass sie Tyndareos Nachkommen sind. © Bernhard Kauntz, Västerås 1998 Zurück zu oder zur |